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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Rückgang der Osteoporosehäufigkeit bei internistisch-rheumatologisch betreuten Patienten mit rheumatoider Arthritis

Meeting Abstract

  • Lisa Lindner - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin, Germany
  • Katja Thiele - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin, Germany
  • Johanna Callhoff - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin, Germany
  • Katinka Albrecht - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin, Germany
  • Angela Zink - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf416

doi: 10.3205/19dkvf416, urn:nbn:de:0183-19dkvf4161

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Lindner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Osteoporose zählt zu den häufigsten Komorbiditäten bei rheumatoider Arthritis (RA) [1]. Durch die verbesserten Therapiemöglichkeiten bei RA erwarten wir langfristig eine Abnahme der Osteoporose als Begleiterkrankung der RA.

Fragestellung: In dieser Untersuchung wurde die Häufigkeit von Osteoporose bei RA-Patienten aus der Kerndokumentation internistischer Rheumazentren analysiert.

Methoden: Von 2007 bis 2016 wurden Daten von jährlich ca. 4.000 Patienten mit Angaben zu Therapie und Komorbidität ausgewertet, die in 15-19 rheumatologischen Einrichtungen bundesweit erfasst worden sind. Um Trends zu erkennen, wurden die jährlichen Querschnittsdaten deskriptiv verglichen. Zur Berechnung der Unabhängigkeit der Osteoporoseprävalenz in den Jahren 2007 und 2016 wurde der Chi²-Unabhängigkeitstest angewendet. Als mögliche Einflussfaktoren werden Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer, Krankheitsaktivität, Basistherapie, Glucocorticoide (GC) und Osteoporosemedikation berichtet.

Ergebnisse: Die Osteoporoseprävalenz bei Patienten mit RA (mittleres Alter 63 Jahre, 75% weiblich) sank von 20% in 2007 auf 16% in 2016 (p < 0,001). Der Rückgang betraf Frauen (22% auf 18%) und Männer (14% auf 9%) in allen Altersgruppen und sowohl kurz Erkrankte (≤2 Jahre Krankheitsdauer: 9% auf 4%), als auch langjährige RA Patienten (>10 Jahre Krankheitsdauer: 28% auf 21%). Patienten mit hoher Krankheitsaktivität und Patienten, die Glucocorticoide (GC) einnahmen, waren häufiger von Osteoporose betroffen als Patienten in Remission bzw. ohne GC. Der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung einer Osteoporose war bei RA-Patienten mit Osteoporose in der Kerndokumentation über den gesamten Zeitraum hoch (ca. 80%). Die medikamentöse Prophylaxe bei Patienten ohne Osteoporose stieg an (20% auf 39%, bei GC Einnahme 48% auf 58%). Männer mit GC wurden seltener prophylaktisch versorgt als Frauen (48% vs. 61% in 2016).

Diskussion: Da sich die Patienten zum Zeitpunkt des Einschlusses in internistisch-rheumatologischer Facharzt-Behandlung befinden, können nur Patienten berücksichtigt werden, die diesen spezialisierten Sektor erreichen. Nicht diagnostizierte Fälle und hausärztlich oder orthopädisch betreute Patienten bleiben unberücksichtigt. Bisher wurden für Prävalenzschätzungen von Osteoporose bei RA zeitlich beschränkte, oft nur einmalig erhobene Querschnittsdaten analysiert. Die Daten der Kerndokumentation zeigen durch den Vergleich von jährlichen Querschnittsdaten die Entwicklung der Häufigkeit von Osteoporose als Begleiterkrankung innerhalb der internistischen Rheumatologie.

Praktische Implikationen: Die Sensibilität für den verantwortungsvollen Einsatz von GC, die Stabilisierung der Patienten in Remission bzw. niedriger Krankheitsaktivität sowie das zunehmende Bewusstsein für Komorbiditäten können weiterhin zu einem Rückgang der Osteoporose bei RA beitragen.

Neben der niedrigstmöglichen GC-Dosis ist auch bei männlichen RA-Patienten auf eine Osteoporoseprophylaxe zu achten.


Literatur

1.
Luque Ramos A, Redeker I, Hoffmann F, Callhoff J, Zink A, Albrecht K. Comorbidities in Patients with Rheumatoid Arthritis and Their Association with Patient-reported Outcomes: Results of Claims Data Linked to Questionnaire Survey. J Rheumatol. 2019 Jun;46(6):564-571. DOI: 10.3899/jrheum.180668 Externer Link