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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Einschätzung von Hausärzten zur Versorgung von Pflegeheimbewohnern am Lebensende – Ergebnisse einer Befragung in Niedersachsen und Bremen

Meeting Abstract

  • Katharina Allers - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany
  • Alexander Maximilian Fassmer - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany
  • Ove Spreckelsen - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf408

doi: 10.3205/19dkvf408, urn:nbn:de:0183-19dkvf4088

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Allers et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels spielt das Setting Pflegeheim eine zunehmend wichtigere Rolle. Für einen Großteil der Bewohner ist das Pflegeheim der Ort der letzten Lebensphase. Hausärzte begleiten ihre Patienten meist über mehrere Jahre und sind oftmals maßgeblich in die Betreuung am Lebensende involviert.

Fragestellung: Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Sichtweise von Hausärzten auf die Versorgung sowie die Hospitalisierung von Pflegeheimbewohnern am Lebensende zu untersuchen und Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation zu identifizieren.

Methode: Die Daten wurden im Rahmen der Studie „Hospitalisierung und Notaufnahmebesuche von Pflegeheimbewohnern (HOMERN)“ erhoben. In einer 2018 durchgeführten postalischen Befragung wurde eine Zufallsstichprobe von 1121 Hausärzten in Niedersachsen und Bremen angeschrieben. Es wurde eine deskriptive Analyse durchgeführt und die Daten zwischen Hausärzten mit und ohne Zusatzbezeichnung Palliativmedizin verglichen. Mittels multivariabler logistischer Regression wurden Einflussfaktoren auf die Einschätzung der Versorgung als „eher schlecht“ untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 375 Hausärzte den Fragebogen (Response: 34%). Die Mehrheit der Hausärzte (71%) stimmte der Aussage zu, dass Pflegheimbewohner am Lebensende zu häufig im Krankenhaus behandelt werden und über die Hälfte der Befragten bewertete die Versorgung von Pflegeheimbewohnern am Lebensende als „eher schlecht“ (54%). Hausärzte mit einer Zusatzbezeichnung Palliativmedizin stimmten in beiden Fällen häufiger zu. Auch die multivariable Analyse zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin und der Beurteilung der Versorgung am Lebensende als „eher schlecht“ (Odds Ratio: 1,89; 95% Konfidenz-Intervall: 1,10-3,23). Als wichtigste Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung am Lebensende wurden ein höherer Personalschlüssel sowie eine bessere Qualifikation des Pflegepersonals genannt. Der Anteil der Bewohner mit einer Patientenverfügung wurde auf 37% geschätzt, mit etwa einem Drittel der Patientenverfügungen, die aussagekräftig in Bezug auf Krankhaustransporte am Lebensende sind.

Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass ein hoher Anteil der Hausärzte die Versorgung von Pflegeheimbewohnern am Lebensende als verbesserungswürdig ansieht, wobei sich ein Unterschied zwischen Hausärzten mit und ohne Zusatzbezeichnung Palliativmedizin abzeichnet. Hausärzte mit einer Zusatzbezeichnung Palliativmedizin sind der Versorgungssituation gegenüber kritischer eingestellt als jene ohne Zusatzbezeichnung. Mit Hinblick auf die hohen Anteile an Hospitalisierungen von Pflegeheimbewohnern am Lebensende in Deutschland im Vergleich zum internationalen Ausland sind Veränderungen notwendig. Dies erfordert sowohl das Schaffen entsprechender Strukturen als auch die Stärkung benötigter Kompetenzen im Bereich der Palliativversorgung. Darüber hinaus kann Advance Care Planning eine wichtige Grundlage schaffen, die Wünsche der Bewohner bezüglich der Versorgung am Lebensende zu respektieren.

Praktische Implikationen: Um die Versorgung am Lebensende zu verbessern muss eine angemessene personelle Ausstattung gewährleistet werden. Darüber hinaus ist die bessere palliative Schulung des Pflegepersonals aber auch der Hausärzte eine wichtige Voraussetzung.