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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Regionale Netzwerke zur Förderung der Gesundheit in kleinen und mittleren Unternehmen: Voraussetzungen zur Netzwerkkonstituierung

Meeting Abstract

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  • Teresa Moll - Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm, Fakultät Gesundheitsmanagement, Neu-Ulm, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf406

doi: 10.3205/19dkvf406, urn:nbn:de:0183-19dkvf4066

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Moll.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der stetige Wandel der Arbeitswelt, gekennzeichnet durch Digitalisierung, Dynamisierung, Industrie 4.0 bei zunehmend alternder Bevölkerung, stellt Herausforderungen für Unternehmen in Deutschland dar, die es zu bewältigen gilt. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels rückt das Wohlbefinden sowie die Sicherung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter in den Fokus der Arbeitgeber, nicht zuletzt um die eigene Wettbewerbsfähigkeit und unternehmerische Zukunft zu sichern. Eine Schlüsselposition nimmt hier die betriebliche Gesundheit ein. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), welche die wesentliche Säule der deutschen Wirtschaft darstellen, sind im Vergleich zu großen Unternehmen diesbezüglich bislang unterversorgt. Insbesondere organisationsumfassende Gesundheitsmanagementsysteme sind in KMU kaum etabliert: die Verankerung der betrieblichen Gesundheit in der Arbeitsorganisation, beginnend mit der Integration im Leitbild bis hin zur Berücksichtigung bei operativen Entscheidungen im Arbeitsalltag, wird unwahrscheinlicher je kleiner die Mitarbeiterzahl.

Vordergründig werden Hürden auf Ressourcenebene genannt – zu wenig Personal, finanzielle Mittel und Zeit scheinen Hemmfaktoren für das unternehmerische Engagement im Bereich Mitarbeitergesundheit zu sein. Auch die Rolle der Führung, deren Einstellung gegenüber dem Thema Gesundheit gelten als entscheidend je kleiner und familiär geprägter ein Betrieb ist.

Das Konzept überbetrieblicher und branchenübergreifender Kooperation stellt eine mögliche Lösung dar, die für KMU beschriebenen (Ressourcen-)Probleme zu überwinden. Neben Modellen wie Betriebsnachbarschaften existieren hier bereits vereinzelt Zusammenschlüsse und Netzwerke, die auf die Unterstützung und Förderung der betrieblichen Gesundheit abzielen. Diese sozialen Gebilde sind keinesfalls homogen. Angesichts der Relevanz des Themas „Gesundheit im Betrieb“ lohnt es sich, diese näher zu betrachten.

Dies erfolgt im Rahmen eines vom BMBF bis Ende 2022 geförderten Forschungsverbundprojektes.

Fragestellung: Ziel der Untersuchung ist die Konstituierung eines Netzwerks zur Förderung der betrieblichen Gesundheit in einer ausgewählten Wirtschaftsregion. Hierfür sind Bedingungen und Voraussetzungen für ein regionales Präventions- und Gesundheitsnetzwerk für KMU zu identifizieren und analysieren:

  • Was muss dieses leisten, was bestehende Netzwerke noch nicht erfüllen, um einen Mehrwert zu bieten?
  • Wer muss Mitglied sein?
  • Welche Funktionen, Aufgaben, Rollen müssen eingenommen und erfüllt werden?

Forschungsfrage: Wie interagieren Akteure im Netzwerk, um betriebliche Gesundheit zu verankern?

Methode: Zunächst erfolgt auf Metaebene eine theoretische Analyse und Übersicht über soziologische Netzwerktheorien.

Anhand einer quantitativen Erhebung in Form eines standardisierten Online-Fragebogens wird vorab der Status Quo des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der betrieblichen Gesundheitsförderung der Unternehmen einer Region zur Bedarfsermittlung erfasst. Es werden zunächst alle Firmen der Region befragt, um ggf. die Zielgruppe der KMU um größere Unternehmen zu erweitern.

Eine qualitative Erhebung in Form leitfadengestützter Experteninterviews dient dazu, Faktoren und Mechanismen für die Konstituierung einer „Präventionsallianz“ zu ermitteln, beschreiben und erklären. Befragt werden hier Experten aus Gesundheitsanbieterkreisen wie z. B. Sozialversicherungsträger, kommerzielle Anbieter wie BGM-Dienstleister aber auch Vertreter aus Kammern und Verbänden, die bereits Netzwerkerfahrung haben und als Multiplikatoren zwischen Gesundheitsanbieter und -abnehmer agieren. Es sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie das Netzwerk gesellschaftlich funktionieren muss.

Zusätzlich wird eine Clusteranalyse bereits bestehender regionaler und überregionaler Netzwerke zur betrieblichen Gesundheit unternommen. Folgende Aspekte werden u. a. untersucht: Anzahl der Netzwerkpartner, geographische Reichweite, Zielsetzung, Funktions-/Rollenverteilung der Partner, Hierarchisierung der Partner, Finanzierung, Rechtsform, Initiator/Träger, Gründungsdatum bzw. Dauer des Netzwerkbestehens.

Die Auswertung erfolgt mittels SPSS und MAXQDA.

Ergebnisse: Die Erhebungen liefern nötige Informationen zur Konstituierung einer regionalen „Präventionsallianz“, die aus sich heraus fortbesteht.

Diskussion: Um ein gesundheitswirksames Netzwerk generieren zu können, muss ggf. die Zielgruppe eingeschränkt werden z. B. auf eine ausgewählte Branche und Betriebsgröße.

Praktische Implikationen: Zum nachhaltigen Transfer soll das konstituierte Gesundheitsnetzwerk um eine Plattform ergänzt werden. Die Aufnahme neuer Mitglieder wird stetig ermöglicht. Dank des etablierten Netzwerks soll flächendecken qualitativ hochwertig und wirksam betriebliche Gesundheit in der Region gesichert und ausgebaut werden, um den Erfolg der ortsansässigen Unternehmen zu erweitern. Dieses Modell kann später bundesweit auf andere Regionen übertragen werden.