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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Evaluation des Versorgungsprojekts „Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (NPPV)“ – ein neues Versorgungskonzept in der Region Nordrhein

Meeting Abstract

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  • Clarissa Gerber - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Versorgungsforschung und Risikostruktur, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf405

doi: 10.3205/19dkvf405, urn:nbn:de:0183-19dkvf4051

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Gerber.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Vor allem bei psychischen oder neurologischen Erkrankungen fällt es Patient_innen oft schwer, den richtigen Behandlungsweg zu finden. Um diese Überforderung aufzufangen, wurde in der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein das Versorgungsprojekt Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (NPPV)“ entwickelt und Ende des Jahres 2017 in die Praxis umgesetzt. Mittels einer gestuften und koordinierten Versorgung von Menschen mit psychischen und neurologischen Erkrankungen sollen u. a. Wartezeiten auf eine Behandlung verkürzt und Behandlungsverläufe durch eine gesteuerte Koordination verbessert werden. Als Folge dieser bedarfsgerechten Behandlung sollen Krankheitsverläufe verbessert sowie Folgekosten gesenkt werden. Im Zentrum einer solchen zeitnahen, bedarfsgerechten und koordinierten Behandlung steht die berufsgruppenübergreifende Vernetzung der im Projekt teilnehmenden Versorger_innen. NPPV wird mit Mitteln aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses unter dem Förderkennzeichen 01NVF16020 gefördert.

Fragestellung: Können aus Sicht der Beteiligten die Prozesse und Strukturen von NPPV wie geplant aufgebaut werden? Stoßen diese bei den teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten sowie den Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auf Akzeptanz und steigern deren Zufriedenheit innerhalb des Versorgungsprozesses? Diese Fragen sollen im Zuge einer Projektevaluation beantwortet werden. In diesem Zusammenhang sollen zusätzlich etwaige fördernde oder hemmende Faktoren für eine Implementierung des NPPV-Projektes in der KV Nordrhein identifiziert werden. Die Evaluation ist ein Bestandteil der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Projektes.

Methode: Anhand eines vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) entwickelten Fragebogens sollen erarbeitete Strukturen von den am Projekt teilnehmenden Versorger_innen bewertet, Ergebniseinschätzungen vorgenommen und eine persönliche Beurteilung abgegeben werden. Insgesamt wurden 406 Fragebögen an die Teilnehmenden verschickt. Mit einer Rücklaufquote von 41,87% können nach der Datenvalidierung 167 Fragebögen als Datengrundlage für die Analysen ausgewertet werden. Die Analysen werden mit Hilfe der Statistiksoftware SPSS durchgeführt.

Ergebnisse: Die Analysen zeigen, dass der entwickelte Fragebogen die Bewertung des Versorgungsprojekts NPPV gut abbilden kann und unter versorgungstheoretischen Gesichtspunkten sinnvoll interpretierbar ist. Das Projekt wird im Allgemeinen überwiegend positiv oder neutral bewertet. Auf Seiten der Ärztinnen, Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychothera-peuten scheint es keine Schwierigkeiten oder Unsicherheiten in Bezug auf die praktische Umsetzung zu geben. Die Teilnehmenden berichten mehrheitlich, dass das Projekt für die Erkrankten angemessen ist. Über zwei Drittel der Befragten beobachten seit Implementierung des neuen Versorgungskonzeptes eine gesteigerte Versorgungsqualität, die sich allerdings im erhöhten Arbeitsaufwand widerspiegelt. Auch Schwachpunkte bzw. Verbesserungspotential in der Ausgestaltung des Projektes können durch die Befragung identifiziert werden und in den Ergebnissen beispiellos dargelegt werden.

Diskussion und praktische Implikationen: Das Versorgungskonzept NPPV etabliert erstmalig eine gestufte und koordinierte Versorgung von Menschen mit psychischen und neurologischen Erkrankungen in der Region Nordrhein. Die Evaluation des Projektes mit Fokus auf die Projektbewertung durch die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten sowie den Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zeigt deutlich, dass die neu geschaffenen Strukturen positiv angenommen und eingeschätzt werden. Durch das Projekt kann die subjektiv gemessene Qualität in der Patient_innenversorgung verbessert werden. Die Wünsche auf Seiten der Versorger_innen das Projekt zukünftig auszuweiten, spiegelt die Notwendigkeit neuer Konzepte in der ambulanten Versorgung von Menschen mit neurologischen und psychischen Erkrankungen wider. Demzufolge könnte NPPV ein Weg sein, verbesserte Kooperation und Koordination innerhalb dieses Versorgungsbereiches zu schaffen und könnte in Zukunft ein Erfolgsmodell für die Regelversorgung darstellen.