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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Psychosoziale Faktoren bei Sehstörungen

Meeting Abstract

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  • Christian Wolfram - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Augenklinik, Hamburg, Germany
  • André Hajek - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf388

doi: 10.3205/19dkvf388, urn:nbn:de:0183-19dkvf3880

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Wolfram et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Verlust der Sehfähigkeit hat weitgehende Auswirkungen auf die Lebensqualität und das psychosoziale Wohlbefinden der Betroffenen. Das Ausmaß und die Intensität der Beeinträchtigung im Kontext zu anderen körperlichen Gebrechen sind jedoch weitgehend unbekannt.

Fragestellung: Die vorliegende Untersuchung untersucht die Prävalenz von Sehstörungen und ihre Assoziation mit psychosozialen Faktoren. Weiterhin wird die Rolle von Sehstörungen im Kontext mit anderen chronischen Gesundheitsproblemen analysiert.

Methode: Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung unter Personen im Lebensalter ≥ 40 Jahren in Deutschland, die seit 1996 regelmäßig soziale, sozioökonomische und gesundheitsbezogene Faktoren erfasst. Für die vorliegende Untersuchung wurden Querschnittsdaten von insgesamt 5.462 Personen aus der fünften Welle des DEAS berücksichtigt, die 2014 erhoben wurden. Darin wurden visuelle Probleme beim Lesen von Zeitungen sowie beim Erkennen von Menschen in jeweils drei verschiedenen Schweregraden erfasst. Diese Sehstörungen wurden mit psychosozialen Faktoren (Lebenszufriedenheit, positiver und negativer Affekt, Optimismus, depressive Symptome, soziale Isolation) korreliert und in einer linearen Regressionsanalyse mit verschiedenen anderen chronischen Gesundheitsproblemen (Erkrankungen von Herz-/Kreislauf, Durchblutung, Atemwegen, Krebs, Diabetes, Magen-Darm-Erkrankungen) verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt gaben 19,1 Prozent der Befragten Sehstörungen beim Lesen von Zeitungen und 8,3 Prozent beim Erkennen von Menschen an. Größere Schwierigkeiten nannten dabei 2,3 Prozent für das Lesen und 1,2 Prozent für das Erkennen von Menschen. Für jeweils 0,3 Prozent war Lesen oder Erkennen nicht möglich. Für beide Bereiche der Sehbeeinträchtigung ergab sich eine enge Assoziation mit psychosozialen Faktoren, die sich für Seheinschränkungen konsistenter darstellte als im Vergleich mit allen anderen Gesundheitsproblemen.

Diskussion: Sehbeeinträchtigungen sind in der älteren Bevölkerung weit verbreitet und weisen eine enge Verbindung mit psychosozialen Faktoren auf. Möglicherweise ist die Korrelation des visuellen und des psychosozialen Wohlbefindens sogar enger als in anderen Gesundheitsbereichen.

Praktische Implikationen: Augenerkrankungen und Einschränkungen des visuellen Sinnes haben weitreichende psychosoziale Implikationen. Die Rolle des Sinnesorgans Auge sollte daher weit mehr im Kontext psychosozialer Gesundheit betrachtet werden. Eine engere Zusammenarbeit zwischen augenärztlicher und psychosozialer Betreuung der Betroffenen wäre wünschenswert.