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Komplikationsrisiken in der Akutbehandlung des Schlaganfalls in Hessen im Zeitraum 2007 bis 2017
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Im Rahmen der vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Studie „Ergebnisse QUAlitätsgesicherter SCHlaganfallversorgung: Hessen im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet“ (QUASCH; FK 01VSF18041)“ werden auf der Basis von Daten des WIdO und der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) Untersuchungen über die Wirksamkeit von Maßnahmen der externen Qualitätssicherung beim Schlaganfall (eQS-SA) durchgeführt.
Fragestellung: Kann eine Reduktion der Komplikationsrisiken nach akutem Schlaganfall in Hessen im zeitlichen Verlauf im Allgemeinen und für Patientensubgruppen (je nach Alter, Geschlecht, Aufnahmediagnose, Vorerkrankungen, NIH Stroke Scale-Bewertung bei Aufnahme) festgestellt werden?
Methode: Es werden die von der GQH zur Qualitätssicherung erhobenen Daten von 257.408 Patienten aus dem Zeitraum 2007 bis 2017 hinsichtlich der zeitlichen Veränderungen der Komplikationsraten während der Akutbehandlung analysiert. Als Komplikationsfall wird jeder Fall bewertet, bei dem mindestens eine der folgenden Komplikationen dokumentiert wurde: Pneumonie, Epilepsie, (Re-)Infarkt, Blutungsrezidiv, Hydrozephalus, andere Komplikation. Verglichen werden die Risiken (OR und 95% CI) der Patientenkollektive 2007 bis 2010 und 2014 bis 2017.
Ergebnisse: Das Komplikationsrisiko aller Patienten sank im Vergleich der beiden Beobachtungszeiträume signifikant (p < 0,0001) von 7,9% auf 5,5% (absolute Risikoreduktion um 2,4%). Die relative Risikoreduktion betrug fast 30% (OR=0,71; 95% CI 0,69 / 0,74). Bei fast allen untersuchten Subgruppen waren ebenfalls signifikante Risikominderungen im Zeitverlauf festzustellen:
Geschlecht / Alter: Männer (OR = 0,73; 95% CI 0,69 / 0,77; p < 0,0001); Frauen (OR = 0,70; 95% CI 0,67 / 0,74; p < 0,0001); Alter < 60 Jahre (OR = 0,67; 95% CI 0,61 / 0,74; p < 0,0001; Alter ≥ 60 Jahre (OR = 0,72; 95% CI 0,69 / 0,75; p < 0,0001)
Aufnahmediagnose: TIA (ICD G45) (OR= 0,63; 95% CI 0,55 / 0,71; p < 0,0001); Hirninfarkt (ICD I63) (OR = 0,67; 95% CI 0,64 / 0,71; p < 0,0001); Intrazerebrale Blutung (ICD I61) (OR = 0,91; 95% CI 0,83 / 1,00; p = 0,0486); Schlaganfall anderer Ursache (ICD I64) (OR = 0,32; 95% CI 0,16 / 0,66; p < 0,0001).
Vorerkrankungen: Vorhofflimmern (OR = 0,70; 95% CI 0,64 / 0,75; p < 0,0001); Diabetes mellitus (OR = 0,77; 95% CI 0,71 / 0,84; p < 0,0001); Arterielle Hypertonie (OR = 0,77; 95% CI 0,74 / 0,81; p < 0,0001); früherer Schlaganfall (OR = 0,65; 95% CI 0,59 / 0,70; p < 0,0001).
NIH Stroke Scale (NIH-SS) bei Aufnahme: NIH-SS ≤ 2 (OR = 0,62; 95% CI 0,56 / 0,68; p < 0,0001); NIH-SS 3-5 (OR = 0,87; 95% CI 0,78 / 0,97; p = 0,0129); NIH-SS > 5 (OR = 0,66; 95% CI 0,61 / 0,71; p < 0,0001).
Nur bei der Aufnahmediagnose Subarachnoidale Blutung (ICD I60) sank das Komplikationsrisiko nicht signifikant: (OR = 0,87; 95% CI 0,75 / 1,00; p = 0,0521).
Diskussion: Die Untersuchungen zeigen einen deutlichen Rückgang der Komplikationsrisiken im Zeitverlauf. Inwiefern dieser Effekt mit der in Hessen sehr aktiv betriebenen eQS-SA assoziiert ist oder aber auch ohne eQS-SA festzustellen ist, wird im weiteren Studienverlauf auf der Basis der Daten anderer Bundesländer analysiert.