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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Lebensstil von Patienten mit überlebtem Herzinfarkt in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Wolfram Herrmann - Hochschule Furtwangen, Furtwangen, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf359

doi: 10.3205/19dkvf359, urn:nbn:de:0183-19dkvf3594

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Herrmann.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Aufgrund der verbesserten Therapie überleben zunehmend mehr Menschen in Deutschland einen akuten Herzinfarkt (aMI). Die Langzeitversorgung nach Herzinfarkt gewinnt daher zunehmend an Bedeutung, vor allem im hausärztlichen Setting. Bisher ist bekannt, dass die medikamentöse Therapie in der Langzeitversorgung nach Herzinfarkt Verbesserungspotenzial aufweist; hinsichtlich der Lebensstile von Patienten mit überlebtem Herzinfarkt in Deutschland ist jedoch wenig bekannt.

Fragestellung: Wie ernähren und bewegen sich Patienten mit überlebtem Herzinfarkt in Deutschland und wie ist ihr Rauchstatus?

Methode: Grundlage waren die Daten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) aus dem Jahr 2012, einer bevölkerungsrepräsentativen telefonischen Befragung des Robert-Koch-Instituts. Die Angaben der Teilnehmer ab 50 Jahre wurden für diese Analyse ausgewertet. Teilnehmer, die angaben, jemals einen Herzinfarkt ärztlich diagnostiziert gehabt zu haben, wurden als Teilnehmer mit überlebtem Herzinfarkt gewertet. Obst- und Gemüsekonsum pro Woche, Anzahl der aktiven Tage pro Woche („An wie vielen Tagen in der Woche sind Sie körperlich so aktiv, dass Sie ins Schwitzen oder ausser Atem geraten?“) und Rauchstatus wurden deskriptiv für die Teilnehmer mit überlebtem Herzinfarkt ausgewertet. Mittels Propensity Score Matching (1:1, nach Alter, Geschlecht und allgemeinem Gesundheitszustand) wurde eine Kontrollgruppe erstellt und hinsichtlich der Lebensstil mit Chi-Quadrat bzw. Mann.-Whitney-U-Test verglichen.

Ergebnisse: 604 Teilnehmer (5,6%) hatten einen Herzinfarkt überlebt. 40% der Teilnehmer mit überlebtem Herzinfarkt gaben an, jeden Tag Gemüse zu essen, 55% mindestens einmal pro Woche, 5% weniger als einmal pro Woche oder nie. 73% der Teilnehmer gaben an, jeden Tag Obst zu essen, 20% mindestens einmal pro Woche und 6% seltener als einmal pro Woche oder nie. 13% der Teilnehmer mit überlebtem Herzinfarkt gaben an, jeden Tag körperlich aktiv zu sein, 28% an drei bis sechs Tage, 24% an ein bis zwei Tagen und 36% an keinem Tag der Woche. 13% der Teilnehmer mit überlebtem Herzinfarkt gaben an, täglich zu rauchen, 4% gelegentlich, 42 % gaben an, nicht mehr zu rauchen und 41% gaben an, noch nie geraucht zu haben. Hinsichtlich aller Kategorien unterscheiden sich Patienten mit überlebtem Herzinfarkt nicht von der Kontrollgruppe aus der Normalbevölkerung ohne überlebten Herzinfarkt.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass sich Patienten mit überlebtem Herzinfarkt hinsichtlich des Lebensstils nicht von der Normalbevölkerung unterscheiden. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse Verbesserungsbedarf auf, insbesondere hinsichtlich Rauchen und Bewegung. Limitationen dieser Analyse sind insbesondere, dass die Klassifikation aufgrund der Selbstauskunft erfolgte und dass die Vergleichsgruppe mittels Propensity Score Matching ausgewählt wurde.

Praktische Implikationen: Bei Patienten mit Herzinfarkt kann in der Langzeitversorgung die Rauchberatung durch Hausärzte intensiviert werden, ebenso wie die Motivation zu regelmäßiger Bewegung.