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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Assoziation zwischen Schlaganfall und Krebsdiagnosen bei jungen Patienten in hausärztlichen Praxen

Meeting Abstract

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  • Christian Tanislav - Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Geriatrie und Neurologie, Siegen, Germany
  • Karel Kostev - IQVIA, Epidemiologie, Frankfurt am Main, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf347

doi: 10.3205/19dkvf347, urn:nbn:de:0183-19dkvf3472

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Tanislav et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Angesichts des hohen Anteils ätiologisch ungeklärter Schlaganfälle bei jungen Patienten erscheint eine Tumorerkrankung im Zusammenhang mit einem akuten zerebrovaskulären Ereignis möglich. Ätiologische Faktoren, wie bösartige Erkrankungen, werden bei jungen Schlaganfallpatienten häufig vernachlässigt.

Studienziel: Wir untersuchten in dieser Studie die Assoziation zwischen Schlaganfall und Krebsdiagnosen bei jungen Patienten.

Methode: Diese Studie basiert auf Daten aus der Disease Analyzer-Datenbank (IQVIA), in der Arzneimittelverschreibungen, Diagnosen sowie grundlegende medizinische und demografische Daten zusammengestellt werden, die direkt und in anonymisiertem Format von Computersystemen stammen, die in der Praxis von Allgemeinärzten und Spezialisten eingesetzt werden

Die aktuelle Stichprobe umfasste Patienten, die zwischen 2006 und 2015 in einer von 1.262 Hausarztpraxen in Deutschland eine initiale Schlaganfalldiagnose erhielten (ICD-10: I63, I64) und nachuntersucht wurden (Index Datum). Die Einschlusskriterien waren wie folgt: Nachbeobachtungszeit von mindestens 12 Monaten vor und nach dem Indexdatum; keine Diagnose von Krebs, In-situ-Neoplasmen vor dem Indexdatum; und Alter ≥18 Jahre zum Indexdatum. Nach Anwendung ähnlicher Einschlusskriterien wurden Patienten ohne Schlaganfall (1: 1) mit Patienten mit Schlaganfall basierend auf Propensity Scores gematcht

Das primäre Outcome der Studie war die initiale Krebsdiagnose als Funktion des Schlaganfalls innerhalb von 10 Jahren nach dem Indexdatum. Die Analysen wurden getrennt für Patienten im Alter von ≤55 und> 55 Jahren durchgeführt.

Ergebnisse: Die Schlaganfall- und Nicht-Schlaganfallgruppen umfassten jeweils 18.668 Patienten; jede Gruppe hatte 2.836 (15,3%) Teilnehmer, die 55 Jahre oder jünger waren. Die Krebsinzidenz in der Schlaganfallgruppe im Alter von über 55 Jahren war höher als in der jüngeren Untergruppe (29,4% gegenüber 17,3%).

Der Anteil der identifizierten Krebspatienten innerhalb von 10 Jahren war in der Schlaganfallgruppe höher als in der Nicht-Schlaganfallgruppe sowohl in der in der Altersklasse ≤ 55 Jahren als auch > 55 Jahren (17,3% gegenüber 9,5% und 29,4% versus 24,9%). Die Hazard-Ratio für eine Krebsdiagnose innerhalb von 10 Jahren nach dem initialem Ereignis war in der jüngeren Schlaganfallpopulation (≤55 Jahre) höher als in der älteren (Hazard-Ratio: 1,47 (CI: 1,18-1,83) versus 1,17 (CI: 1,10- 1,25)).

Diskussion: In der Kohorte von jungen Schlaganfallpatienten (≤55 Jahren) fanden wir eine doppelt so hohe Inzidenz von Krebs innerhalb von 10 Jahren zu erkranken als in der Kontrollgruppe.

Praktische Implikation: Ein positives Screening auf Krebs bei jungen Patienten mit Schlaganfall ist von großer Relevanz. Einerseits könnte dies retrospektiv die Ätiologie des initialen zerebrovaskulären Ereignisses erklären, andererseits könnte ein derartiges Screening eine maligne Erkrankung frühzeitig demaskieren.