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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Die Rheuma-VOR-Bus-Tour: Ein zweiwöchiges „Open-Access-Screening“ auf frühe rheumatische Erkrankungen

Meeting Abstract

  • Matthias Dreher - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Schwerpunkt Rheumatologie und klinische Immunologie, Mainz, Germany
  • Julia Sauer - ACURA Rheumakliniken Rheinland-Pfalz GmbH, Rheumatologie, Bad Kreuznach, Germany
  • Nicolas Scharm - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, Mainz, Germany
  • Thomas Plagemann - Leibniz Universität Hannover, Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Hannover, Germany
  • Konstantinos Triantafyllias - ACURA Rheumakliniken Rheinland-Pfalz GmbH, Rheumatologie, Bad Kreuznach, Germany
  • Gunter Aßmann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin I - Klinische Immunologie und Rheumatologie, Homburg, Germany
  • Kirsten Hoeper - Regionales Kooperatives Rheumazentrum Niedersachsen e.V., Rheumatologie, Hannover, Germany
  • Reinhold E. Schmidt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Hannover, Germany
  • Torsten Witte - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Hannover, Germany
  • Andreas Schwarting - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Schwerpunkt Rheumatologie und klinische Immunologie, Mainz, Bad Kreuznach, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf334

doi: 10.3205/19dkvf334, urn:nbn:de:0183-19dkvf3340

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Dreher et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ist eine möglichst frühe Diagnose entscheidend. Aktuelle Studien beschreiben, dass bereits Patienten im Frühstadium verminderte psychische und physische Gesundheitsparameter aufweisen [1], [2]. Aufgrund des eklatanten Mangels an rheumatologischen Fachärzten in Deutschland, verzögert sich allerdings die Frühdiagnostik drastisch.

Fragestellung: Gibt es bereits bei einem möglichen Verdacht einer entzündlich rheumatischen Erkrankung Unterschiede in der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit?

Methode: Die Rheuma-Bus-Tour ist eine jährliche, zweiwöchige „Open-Access-Screening“-Veranstaltung in drei Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Saarland, Niedersachsen), die das Bewusstsein für rheumatische Erkrankungen schärft und Menschen mit potenziellen Frühfällen von rheumatoider Arthritis (RA), Spondylarthritis (SpA) und Psoriasis Arthritis (PsA) identifiziert. Die Querschnittstudie vergleicht psychische und physische Gesundheitsparameter bekannter und vermuteter rheumatischer Frühpatienten, die im Zuge der Bustour erhoben wurden.

Alle Teilnehmer, unabhängig von ihrem Diagnosestatus, wurden gebeten, einen Screening-Fragebogen zur Frühsymptomatik, zur Soziodemografie, zum Status der körperlichen Aktivität (HPA) [3], zur Funktionsfähigkeit, (FFbh-R), zur depressiven Symptomatik (PHQ-9) und zum Wohlbefinden (WHO-5) auszufüllen. Zusätzlich wurden ein CRP-Schnelltest vor Ort und eine medizinische Beratung angeboten.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 853 Teilnehmer an der Umfrage teil. Bei 214 Personen wurde bereits eine rheumatische Erkrankung diagnostiziert, während 626 keine Diagnose hatten. Von 533 durchgeführten CRP-Tests waren 107 positiv. Nach der Konsultation wurden 58 Patienten für einen sofortigen rheumatologischen Termin über das Rheuma-VOR-Netzwerk überwiesen, von denen 16 mit RA, SpA oder PsA diagnostiziert wurden. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt Gruppenunterschiede zwischen den bereits diagnostizierten und den nicht diagnostizierten Gruppen, aufgeteilt nach CRP-Ergebnissen. An der Umfrage nahmen insgesamt 651 Frauen und 186 Männer teil. Das Durchschnittsalter für alle drei Gruppen liegt zwischen 50 und 59 Jahren. Gruppenunterschiede wurden beim PHQ-9, WHO-5 und FFbH-R gefunden, während für die HPA keine ersichtlich waren.

Diskussion: Wie erwartet wurde ein Unterschied in den Parametern der psychischen Gesundheit für die Gruppen „bekannte Rheumaerkrankung“ und „keine Diagnose+CRP negativ“ festgestellt. Die Ergebnisse zeigen auch Unterschiede für die täglichen funktionalen Aufgaben zwischen allen drei Gruppen. Die niedrigsten Werte wurden für die Gruppe „keine Rheumadiagnose+CRP positiv“, d.h. Menschen mit hoher Indikation für eine frühe rheumatische Erkrankung, gefunden. Dies unterstützt die Annahme einer reduzierten Funktionsfähigkeit bei Patienten im Frühstadium und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Therapie. Das Fehlen signifikanter Unterschiede für die HPA-Parameter könnte auf das generelle sehr niedrige körperliche Aktivitätsniveau in allen drei Gruppen zurückzuführen sein.

Praktische Implikationen: Der Rheuma-Bus ermöglicht fachärztliche Hilfe in ländlich unterversorgten Regionen.


Literatur

1.
Branco JC, Rodrigues AM, Gouveia N, et al. Prevalence of rheumatic and musculoskeletal diseases and their impact on health-related quality of life, physical function and mental health in Portugal: results from EpiReumaPt - a national health survey. RMD Open. 2016;2:e000166.
2.
Triantafyllias K, Leiß R, Dreher M, et al. Depressive Symptomatik bei früher rheumatoider Arthritis. Z Rheumatol. 2019 (in Print).
3.
Baecke JA, Burema J, Frijters JE. A short questionnaire for the measurement of habitual physical activity in epidemiological studies. Am J Clin Nutr. 1982;36:936-942.