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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Optimiertes Versorgungsmanagement bei Patienten mit einem Prostatakarzinom – eine Studie zur interdisziplinären Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • Margarete Reiter - Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Direktion für Pflege- und Patientenmanagement, Regensburg, Germany
  • Johannes Breyer - Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Urologie, Regensburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf333

doi: 10.3205/19dkvf333, urn:nbn:de:0183-19dkvf3332

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Reiter et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland ist das Prostatakarzinom mit rund 57.400 Neuerkrankungen im Jahr die häufigste Krebserkrankung des Mannes [1]. In den onkologischen Versorgungs-strukturen bestehen bei der Überleitung vom stationären in den ambulanten Sektor einige Defizite während der Therapie [2]. Diese umfassen bei Patienten mit einem Prostatakarzinom die Unterstützung bei Nebenwirkungen, die Erhaltung bzw. Wiedererlangung der Lebensqualität und die Bewältigung der Krankheit im Alltag.

Fragestellung: Welchen Einfluss haben stationäre und ambulante onkologische Pflegefachberatungen bei Patienten mit einem Prostatakarzinom auf den Status therapierelevanter Nebenwirkungen, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand?

Methodik: Bei der Studie handelt es sich um ein Projekt der interdisziplinären Versorgungsforschung einer universitären Klinik für Urologie zur Optimierung der Patientenversorgung bei einem Prostatakarzinom während des stationären Aufenthalts bis nach der Beendigung einer adjuvanten Therapie [3].

In der prospektiven Beobachtungsstudie werden die Effekte stationärer und ambulanter pflegerischer Beratungsleistungen mit einer dreimaligen poststationären Datenerhebung nach 2, 6 und 9 Monaten evaluiert. Für die Befragungen werden die beiden validierten Instrumente EORTC QLQ-C30 und EORTC QLQ-PR25 eingesetzt [4]. Die Datenauswertung erfolgt nach dem EORTC Scoring-Manual durch lineare Transformation der Ergebnisse in einen Score zwischen 0 und 100 [5].

Zudem werden von den onkologischen Pflegefachpersonen die Beratungsverläufe fallbezogen im Krankenhausinformationssystem dokumentiert.

Als primäre Endpunkte werden die Reduktion von Nebenwirkungen innerhalb von 12 Monaten sowie Einbrüche in der Lebensqualität und deren Einzeldimensionen definiert. Als sekundärer Endpunkt wird die Verbesserung der posttherapeutischen Versorgungs- und Lebensqualität bei Patienten mit einem primären Prostatakarzinom bestimmt.

Der Patienteneinschluss erfolgt seit März 2019 postoperativ auf zwei urologischen Allgemeinstationen in einem nach der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Prostatakarzinomzentrum.

Intervention: Für die Intervention wurde ein pflegegeleitetes Beratungskonzept entwickelt. Die Beratungsleistungen umfassen eine stationäre onkologische Pflegefachberatung zur Vorbereitung der Patienten auf die Entlassung. Etwa zwei Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnen, je nach Bedarf der Patienten, die ambulanten onkologischen Pflegefachberatungen zu allen Kombinationen und Intensitäten von Nebenwirkungen (z.B. Harninkontinenz, Fatigue, erektile Dysfunktion, radiogene Zystitis, Schmerzen usw.) und zur körperlichen Aktivität. Da die onkologischen Pflegefachpersonen eine psychoonkologische Weiterbildung absolviert haben, werden auch Unsicherheiten, Ängste, und Sorgen der Patienten besprochen. Im Durchschnitt benötigen die Patienten vier ambulante Beratungen von circa 30 Minuten.

Diskussion: Patienten mit einem Prostatakarzinom benötigten während der gesamten Therapie Unterstützung ihres Selbstmanagements, das ihnen onkologische Pflegefachpersonen durch ihren hohen Wissensstand und ihr individuelles Fallverstehen anbieten können.

Das sektorenübergreifende Beratungskonzept soll zur Reduktion von Versorgungsdefiziten und -brüchen sowie zu deutlichen Verbesserungen in den Bereichen Nebenwirkungsmanagement, Lebensqualität und Umgang mit der Krankheit im Alltag führen.


Literatur

1.
Robert Koch-Institut; Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Hrsg. Krebs in Deutschland für 2013/2014. 11. Ausgabe. Berlin; 2017. DOI: 10.17886/rkipubl-2017-007 Externer Link
2.
Stiel S, Joppich R, Korb K, Hahnen M, Elsner F, Rossaint R, Radbruch L. Problems and deficits in the transition from inpatient and outpatient care of cancer patients. A qualitative analysis. Der Schmerz. 2009;23(5):510-517.
3.
Pfaff H, Neugebauer EA, Glaeske G, Schrappe M. Lehrbuch Versorgungsforschung: Systematik – Methodik – Anwendung. 2. Aufl. Stuttgart: Schattauer; 2017. S. 69-232.
4.
Aaronson NK, Ahmedzai S, Bergman B, Bullinger M, Cull A, Duez NJ, Filiberti A, Flechtner H, Fleishman SB, de Haes JC, et al. The European Organization for Research and Treatment of Cancer QLQ-C30: a quality-of-life instrument for use in international clinical trials in oncology. J Natl Cancer Inst. 1993 Mar 3;85(5):365-76.
5.
Fayers PM, Bjordal K, Groenvold M, Curran D, Bottomley A; EORTC Quality of Life Group. The EORTC QLQ-C30 Scoring Manual. 3rd ed. Brussel: European Organization for Research and Treatment of Cancer; 2001.