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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Happiness bei Patienten mit chronischen Hauterkrankungen

Meeting Abstract

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  • Barbara Schuster - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Stefanie Ziehfreund - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Corinna Peifer - Ruhr-Universität Bochum, AG Angewandte Psychologie in Arbeit, Gesundheit und Entwicklung, Bochum, Germany
  • Alexander Zink - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf320

doi: 10.3205/19dkvf320, urn:nbn:de:0183-19dkvf3202

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Schuster et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hauterkrankungen sind nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Einige Studien zur psychischen Belastung von Hauterkrankungen konnten bereits zeigen, dass Patienten mit Hauterkrankungen häufig an psychischen Komorbiditäten wie Depression, Angststörungen oder Suchtstörungen leiden. Laut WHO ist psychische Gesundheit jedoch mehr als die Abwesenheit psychischer Störungen, sondern ein Zustand subjektiven Wohlbefindens. Studien, die explizit das Wohlbefinden von Patienten mit Hauterkrankungen messen, fehlen jedoch fast vollkommen. In dieser Studie soll deshalb die happiness, operationalisiert sowohl als das subjektive Wohlbefinden als auch als heuristische Einschätzung des eigenen Glücks (i.S.d. Glückempfindens), von Patienten mit chronischen Hauterkrankungen gemessen und evaluiert werden.

Fragestellung: Wie unterscheiden sich Patienten mit chronischen Hauterkrankungen von gesunden Kontrollen hinsichtlich ihrer happiness?

Methode: Querschnittsstudie von Dezember 2017 bis April 2019. Patienten mit chronischen Hauterkrankungen wurden im Rahmen einer stationären oder ambulanten Behandlung an der dermatologischen Klinik eines Universitätsklinikums rekrutiert. Als Vergleichsgruppe wurden gesunde Kontrollen aus derselben Region mithilfe eines externen Dienstleisters rekrutiert. Die Studienteilnehmer wurden gebeten einen Fragebogen zum Thema happiness auszufüllen, der sich aus validierten Skalen zur Messung des subjektiven Wohlbefindens zusammensetze. Konkret wurden drei Komponenten des subjektiven Wohlbefindens gemessen: Positiver Affekt, negativer Affekt (PANAS) und Lebenszufriedenheit (SWLS). Zusätzlich wurde die happiness als heuristische Einschätzung des eigenen Glücks mithilfe einer einzelnen Frage gemessen: „Alles in allem, was würden Sie sagen, wie glücklich sind Sie?“. Die dermatologischen Patienten wurden mittels ANCOVA und kontrolliert für Alter und Geschlecht hinsichtlich ihrer happiness mit den gesunden Kontrollen verglichen. Adjustierte Mittelwerte (ma) werden berichtet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 229 dermatologische Patienten (Altersdurchschnitt 53,3 ± 18,4 Jahre, 48% weiblich) und 106 gesunde Kontrollen (Altersdurchschnitt 38,4 Jahre ± 13,4 Jahre, 49% weiblich) rekrutiert. Die Diagnosen der dermatologischen Patienten waren: Psoriasis (52), Atopisches Ekzem (50), Mastozytose (53), Nummuläres Ekzem (24) und Hautkrebs (50). Dermatologische Patienten berichteten, kontrolliert für Alter und Geschlecht, signifikant geringere Werte an positivem Affekt (ma=3,17 vs. ma=3,49, p=.001) und heuristischer happiness (ma=6,45 vs. ma=7,12, p=.021) als die Kontrollen. Hinsichtlich des negativen Affekts (p=.436) und der Lebenszufriedenheit (p=.076) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zu den Kontrollen. Bei genauerer Differenzierung der dermatologischen Erkrankung zeigte sich signifikant geringere Werte an positiven Affekt bei Patienten mit Psoriasis (ma=3,2, p=.032) und atopischem Ekzem (ma=3, p < .000), verglichen mit den Kontrollen (ma=3,48). Auch schätzen sich Patienten mit Psoriasis (ma=5,85, p=.002) und atopischem Ekzem (ma=6,09, p=.015) als signifikant weniger glücklich ein als die gesunden Kontrollen (ma=7,07). Hinsichtlich des negativen Affekts zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Patientengruppen und den Kontrollen. In Bezug auf die Lebenszufriedenheit berichteten Patienten mit Hautkrebs sogar signifikant höhere Werte als die Studienteilnehmer der Kontrollgruppe (ma=5,53 vs. ma=4,81, p=.003).

Diskussion: Patienten mit Hauterkrankungen berichten geringere Werte an positivem Affekt und schätzen sich als weniger glücklich ein als gesunde Kontrollen. Dies gilt besonders für Patienten mit Psoriasis und atopischem Ekzem. Hauterkrankungen und insbesondere die genannten Diagnosen beeinträchtigen folglich das subjektive Wohlbefinden der Betroffenen. Jedoch sind nicht alle Komponenten des subjektiven Wohlbefindens gleichermaßen betroffen. Patienten mit Hautkrebs berichteten sogar höhere Werte an Lebenszufriedenheit als die Kontrollgruppe.

Praktische Implikationen: Hauterkrankungen und dabei vor allem die Psoriasis und das atopische Ekzem beeinträchtigen die happiness der Betroffenen. Insbesondere scheint das Erleben von positiven Emotionen bei Hauterkrankungen beeinträchtigt zu sein. Da positiver Affekt im Zusammenhang mit einigen positiven Gesundheitsoutcomes wie einem niedrigerem Blutdruck, einem geringerem Cortisol-Spiegel und besserem Gesundheitsverhalten steht, wäre der positive Affekt somit ein vielversprechender Ansatzpunkt für eine ganzheitliche Therapie von Patienten mit Hauterkrankungen.