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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Entwicklung einer Question Prompt List für Patienten mit einem metastasierten Lungenkarzinom in Deutschland

Meeting Abstract

  • Tamara Schulte-Vieting - Thoraxklinik Heidelberg, Onkologie, Heidelberg, Germany
  • Corinna Jung - Thoraxklinik Heidelberg, Onkologie, Heidelberg, Germany
  • Anja Siegle - Thoraxklinik Heidelberg, Onkologie, Heidelberg, Germany
  • Michael Thomas - Thoraxklinik Heidelberg, Onkologie, Heidelberg, Germany
  • Matthias Villalobos - Thoraxklinik Heidelberg, Onkologie, Heidelberg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf319

doi: 10.3205/19dkvf319, urn:nbn:de:0183-19dkvf3190

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Schulte-Vieting et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Question Prompt Lists (QPL), sogenannte Fragenidentifikationslisten, enthalten mögliche Fragen und Themenbereiche, die für Patienten während einer Konsultation wichtig sein können. Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass Question Prompt Lists (QPL) (d.h. Fragen-Identifikationslisten) Krebspatienten unterstützen, die für sie wichtigen Fragen und Themenbereiche zu identifizieren und Ärzten helfen sich am individuell unterschiedlichen Informationsbedürfnis der Patienten zu orientieren. Sie zeigen einen positiven Einfluss auf Diskussionen über Prognose und Behandlungsmöglichkeiten und helfen den Patienten, Inhalte des Gespräches anschließend besser rekapitulieren zu können (Dimoska et al. 2008; Brandes et al. 2015). Jedoch stammen diese Daten weitestgehend aus dem Ausland, insbesondere aus Australien. In Deutschland gibt es bislang keinen Versuch der Etablierung einer QPL für Lungenkrebspatienten.

Fragestellung: Für Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen ist eine gute Kommunikation mit dem Arzt essentiell für die Behandlung. Es wird daher untersucht, bei welchen Aspekten sie eine QPL dabei unterstützen kann. Basierend auf diesen Ergebnissen wird dann eine QPL für Patienten mit einem metastasierten Lungenkarzinom in Deutschland entwickelt.

Methoden: Qualitatives Studiendesign: Es werden ca. 30 qualitative Interviews mit Lungenkrebspatienten und deren Angehörigen geführt (bis zur theoretischen Sättigung). Für die Durchführung der Interviews wird ein semi-strukturierter Interviewleitfaden entwickelt. Patienten und Angehörige werden dazu befragt, wo sie Chancen und Hindernisse für eine Nutzung einer QPL sehen, welche Themenbereiche sie als relevant erachten, welche Frageformulierungen gut oder weniger gut funktionieren, etc. Die Interviews werden als Experteninterviews geführt (Bogner 2002), aufgezeichnet, nach Datenschutzrichtlinien anonymisiert, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet (Mayring 2015; Kuckartz 2016) mit Hilfe von MaxQDA.

Auf Basis der Interviewergebnisse wird im zweiten Schritt eine QPL erarbeitet, die in einer Fokusgruppe von ca. 5-7 onkologisch tätigen Ärzten zur Evaluation und gegebenenfalls Bearbeitung vorgelegt wird. Auch hier wird für die Durchführung ein semi-strukturierter Leitfaden entwickelt. Das Fokusgruppengespräch wird ebenfalls aufgezeichnet, nach Datenschutzrichtlinien anonymisiert, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Im letzten Schritt wird die evaluierte Liste 20 weiteren Lungenkrebspatienten vorgelegt und von diesen anhand eines Fragebogens evaluiert.

Die so entwickelte QPL wird dann in weiteren Studien in der klinischen Praxis erprobt.

Erwartete Ergebnisse: Es wird erwartet, dass mithilfe der Patienten, Angehörigen und Ärzte ein Bedarf für eine Kommunikationshilfe ermittelt wird und eine QPL entwickelt werden kann, die bestmöglich auf die Bedürfnisse der Patienten mit metastasiertem Lungenkarzinom abgestimmt ist und von Ärzten, Angehörigen und Patienten als nützlich und hilfreich erachtet wird für weitere Konsultationen.

Diskussion: Die Entwicklung einer QPL für metastasierte Lungenkrebspatienten in Deutschland ist ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der Kommunikation mit Schwerkranken. Diskutiert werden muss, wie diese bestmöglich in die Versorgung integriert werden können.

Praktische Implikationen: Mithilfe einer QPL sollen künftig die Gespräche zwischen Arzt und Patient, insbesondere bei belastenden Themen wie Prognose bei metastasiertem Lungenkrebs, vorausschauende Versorgungsplanung, Einbindung von Palliative Care etc. erleichtert werden.