gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

GeMuKi – Gemeinsam Gesund: Vorsorge plus für Mutter und Kind. Prozessevaluation einer neuen Versorgungsform im Rahmen eines Innovationsfondsprojektes

Meeting Abstract

  • Laura Lorenz - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie, Köln, Germany
  • Franziska Krebs - Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Germany
  • Farah Nawabi - Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Germany
  • Adrienne Alayli - Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Anne-Madeleine Bau - Plattform Ernährung und Bewegung e.V., Innovationsfondsprojekt GeMuKi, Berlin, Germany
  • Stephanie Stock - Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf310

doi: 10.3205/19dkvf310, urn:nbn:de:0183-19dkvf3101

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Lorenz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: GeMuKi ergänzt die gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft und im 1. Lebensjahr durch eine strukturierte, niederschwellige Präventionsmaßnahme in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Genussmittelkonsum. Neben der Evaluation von Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der zusätzlichen Beratungen wird eine Prozessevaluation durchgeführt. Diese begleitet den Implementierungsprozess der komplexen Intervention und untersucht, wie gut die Intervention in der Praxis umsetzbar ist und welche förderlichen und hinderlichen Faktoren sich für die Implementierung ergeben.

GeMuKi wird seit Januar 2019 in 4 Regionen Baden-Württembergs implementiert. Teilnehmen können volljährige Schwangere. Alle Leistungserbringer der Versorgungskette erhalten vorab eine Schulung zu Motivational Interviewing. Zusätzlich werden Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Bewegung des Netzwerks Gesund ins Leben vermittelt. Darauf aufbauend führen Frauenärzte, Hebammen und Kinderärzte zu insgesamt 11 Zeitpunkten mit den Teilnehmerinnen eine Kurzintervention durch und vereinbaren jeweils individuelle Ziele. Die Umsetzung der Beratung wird durch eine projekteigene Datenplattform unterstützt, auf die das gesamte Behandler-Team entlang der Versorgungskette Zugriff hat. Dort tragen die teilnehmenden Leistungserbringer neben Daten aus Mutterpass und U-Heft Informationen zu Inhalten der erbrachten Beratungen sowie Notizen ein.

Fragestellung: Welche Faktoren fördern oder hemmen die Implementierung von GeMuKi? Können diese Faktoren im Projektverlauf adressiert werden?

Methode: Um förderliche und hemmende Faktoren zu untersuchen werden zu Beginn und Ende der Implementierung Fokusgruppen mit teilnehmenden ÄrztInnen und telefonische Interviews mit Hebammen, MFAs und teilnehmenden Frauen durchgeführt. Durch Protokolle aus den Berater-Schulungen sowie einem Monitoring der regionalen Studienkoordinatorinnen zur Durchführung der Intervention in den Praxen, können Schwierigkeiten in der Umsetzung aufgedeckt und Strategien optimiert werden.

Ergebnisse: Im Sommer 2019 werden erste Interviews und Fokusgruppen-Diskussionen durchgeführt. Anhand dieser ersten Ergebnisse können im weiteren Verlauf Intervention und Implementierungsstrategien zielgerichtet an die unterschiedlichen Kontexte angepasst werden. In den Interviews und Fokusgruppen zum Ende der Implementierung kann dann abschließend beurteilt werden, ob durch die eingeleiteten Maßnahmen hemmende Faktoren beseitigt werden konnten und ob im Projektverlauf neue Hindernisse hinzugekommen sind.

Zudem können wichtige Aussagen darüber getroffen werden, wie eine Präventionsmaßnahme in dieser Versorgerkette implementiert werden muss, damit sie wirksam sein kann und die Gesundheit von Mutter und Kind positiv beeinflusst.

Diskussion: Durch die wissenschaftliche Begleitung des Implementierungsprozesses des Projekts GeMuKi können förderliche und hemmende Faktoren für die Umsetzung der neuen Versorgungsform in der Praxis ermittelt und im Verlauf der Implementierung modifiziert werden. Somit werden beste Voraussetzungen geschaffen die Intervention bei positivem Wirksamkeitsnachweis in die Regelversorgung zu überführen.

Praktische Implikationen: Bereits im Projektverlauf werden relevante Faktoren ermittelt, um einen reibungslosen Transfer des Projektes in die Regelversorgung gewährleisten zu können. Die gewonnenen Erkenntnisse zu förderlichen und hemmenden Faktoren der Implementierung lassen sich darüber hinaus auch für andere Projekte nutzen, die in dieser Versorgungskette implementiert werden sollen. Zusätzlich werden durch die bessere Vernetzung der drei Leistungserbringergruppen bessere strukturelle Voraussetzungen für die Implementierung weiterer Interventionsprogramme geschaffen. Hierbei ist unter anderem die Digitalisierung von Mutterpass und U-Heft in der projekteigenen Datenplattform zu nennen.