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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Direkte und indirekte Kosten einer Geburt bei Insulanerinnen, wenn vor Ort keine Geburtshilfe möglich ist

Meeting Abstract

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  • Roland Diel - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel, Germany
  • Hanna Kaduszkiewicz - Universität Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Germany
  • Charlotte Jaursch - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf304

doi: 10.3205/19dkvf304, urn:nbn:de:0183-19dkvf3045

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Diel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit war die Schließung der geburtshilflichen Abteilung auf der nordfriesischen Insel Föhr zum 1. Oktober 2015. Bislang durchgeführte Studien sprechen zwar finanzielle Belastungen für Familien im Rahmen der Schließung von wohnortnahen Geburtshilfen an, jedoch fand bisher keine Quantifizierung der Kosten statt. Ziel dieser Arbeit ist es, die neu anfallenden direkten und indirekten Kosten der Insulanerinnen sowie die Kosten der Leistungsträger, wenn vor Ort keine Geburtshilfe möglich ist, zu quantifizieren und in einen gesundheits-ökonomischen Kontext zu stellen.

Methoden: Das Studiendesign umfasst einen qualitativ-empirischen und einen quantitativ-empirischen Teil. Für den qualitativ-empirischen Teil zu den Geburtserfahrungen wurden semi-strukturierte Interviews mit 19 Insulanerinnen durchgeführt, die auf dem Festland entbinden mussten. Hierauf aufbauend erfolgte der quantitativ-empirische Teil zur Kostenerhebung in Form einer Online-Umfrage (n=29). Parallel dazu wurden nach Identifizierung relevanter Kostenkomponenten die direkten medizinischen und nicht-medizinischen Kosten der Kostenträger vor und nach Schließung der Geburtshilfe auf Föhr ermittelt.

Ergebnisse: Im Mittel betrugen die direkten nicht-medizinischen Kosten der Teilnehmerinnen (n=29) 632 Euro (IQR=455). Acht Teilnehmerinnen gaben ferner indirekte Kosten an; diese betrugen im Mittel 1416,25 Euro (IQR=1572,5). Die direkten nicht-medizinischen Kosten der Kostenträger für Entbindungen auf dem Festland betrugen nach Schließung der Geburtshilfe 116.230,86 Euro jährlich, die direkten medizinischen Kosten jährlich 107.403,17 Euro.

Diskussion: Die Kostenerfassung dieser regionalen Analyse zeigt versorgungsrelevante Perspektiven auf, da einerseits die betroffenen Frauen einer finanziellen Belastung ausgesetzt sind, und andererseits neue bzw. höhere direkte nicht-medizinische Kosten auf den Kostenträgern lasten. Daher sollten Versorgungskonzepte erarbeitet werden, die die finanzielle Belastung der Familien berücksichtigen und deren direkte nicht-medizinische Kosten senken.