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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Langfristige Kosteneffektivität der Mammareduktionsplastik bei Patientinnen mit Makromastie aus Sicht der Kostenträger und der Gesellschaft

Meeting Abstract

  • Anne Maria Brendle-Behnisch - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Heilsbronn, Germany
  • Andreas Arkudas - Plastisch- und Handchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Sebastian M. Jud - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Michael G. Schrauder - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Mayada R. Bani - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Claudia Rauh - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Carolin C. Hack - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Raymund E. Horch - Plastisch- und Handchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Matthias W. Beckmann - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany
  • Michael Patrick Lux - Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Brustzentrum, Erlangen, Germany; Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Frauenklinik St. Louise, Paderborn, Germany; St. Josefs-Krankenhaus, Salzkotten, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf301

doi: 10.3205/19dkvf301, urn:nbn:de:0183-19dkvf3011

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Brendle-Behnisch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Frauen mit symptomatischer Makromastie sind häufig von multiplen physischen und psychischen Beschwerden betroffen, wie z. B. Nacken- oder Schulterschmerzen und schämen sich für ihre große Brust. Darunter leidet das soziale und berufliche Leben der Patientinnen und führt zu beträchtlichen gesundheitsökonomischen Folgen aufgrund notwendiger Therapien. Die Mammareduktionsplastik stellt die einzige kurative Therapiemaßnahme dar, da sie den Patientinnen eine langfristige Linderung verschafft. Trotzdem wird die Kostenübernahme sehr oft von den Kostenträgern verweigert. Diese raten den Patientinnen meist zu einer Gewichtsreduktion und weiterer konservativer Behandlung.

Fragestellung: Für die Studie wurde der Kosten-Nutzwert der Reduktionsplastik anhand der Kosten pro qualitätsadjustiertem Lebensjahr (QALY) aus der Perspektive der Kostenträger und Gesellschaft ermittelt.

1.
Wie viele QALYs generieren die konservative und die operative Therapie der symptomatischen Makromastie und zu welchem Preis?
2.
Welchen Effekt hat die Mammareduktionsplastik auf die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patientinnen?

Methode: Mittels eines zweigeteilten Fragebogens als auch der Patientenakten wurden 76 Patientinnen mit einer Reduktionsplastik im Zeitraum von 2008 bis 2016 befragt. Es wurden Daten über Arztkontakte, Bildgebungen, ärztliche Therapiemaßnahmen, medizinische Behandlungen, Rehabilitations- und Kurmaßnahmen, Arzneimitteleinnahmen, Hilfsmittel, sportliche Aktivität, Arbeitsausfall vor und nach der Operation, Kostenerstattung der Brustreduktion durch die Krankenkassen und die Zufriedenheit mit der Brust erhoben. Daraus erfolgte die Kostenberechnung der konservativen und operativen Therapie, sowie eine Kalkulation der indirekten medizinischen und nicht-medizinischen Kosten. Die Lebensqualität im Verlauf wurde anhand einer visuellen Analogskala (VAS) ermittelt und auf dieser Grundlage anschließend die QALYs und die ICUR berechnet.

Ergebnisse: Die Berechnungsergebnisse zeigen eine ausgeprägte Kosteneffektivität der Mammareduktionsplastik im Vergleich zur konservativen Therapie. Der hohe präoperative Ressourcenverbrauch sinkt, da postoperativ die Anzahl der Arztbesuche deutlich abnimmt, Heilmittel und Medikamente weniger in Anspruch genommen werden und der Arbeitsausfall reduziert wird. Weiterhin legt die Studie dar, dass zusätzliche Kosten durch den langwierigen Entscheidungsprozess der Krankenkassen zur Kostenübernahme der Mammareduktionsplastik verursacht werden. Zudem verbessern sich die Lebensqualität und die Zufriedenheit mit der eigenen Brust nach dem Eingriff erheblich, so dass ein bedeutender Gewinn an QALYs generiert wird.

Diskussion: Patientinnen, Kostenträger und die Gesellschaft profitieren langfristig von der Mammareduktionsplastik bei Makromastie. Aufgrund des positiven Kosten-Nutzwert-Verhältnisses zugunsten der Mammareduktionsplastik durch gewonnene QALYs und die Einsparung von Folgekosten stellt sie eine kosteneffektive Therapiemaßnahme dar. Die hohe Patientenzufriedenheit nach dem Eingriff belegt die Akzeptanz und den Erfolg der operativen Therapie.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse können zukünftige Kostenübernahmeanträge und Entscheidungen der Kostenträger unterstützen. Aus gesundheitsökonomischer Sicht sollte den Patientinnen mit symptomatischer Makromastie der Zugang zur operativen Therapie erleichtert werden.