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Zum Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen, individueller Gesundheitskompetenz und der Inanspruchnahme medikamentöser und psychotherapeutischer Verfahren bei sozialer Phobie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Die 12-Monats-Prävalenz einer sozialen Phobie liegt bei 2,7% (Jacobi et al., 2014). Häufig geht die soziale Phobie mit depressiven oder somatoformen Störungen einher. Zu den wirksamen Behandlungsmöglichkeiten zählen medikamentöse und psychotherapeutische Verfahren. Wenngleich die soziale Phobie die zweithäufigste Angststörung darstellt, findet sich die Diagnose nicht unter den häufig behandelten Diagnosen bei Fachärzten oder psychologischen Psychotherapeuten (Bandelow et al., 2014). Bislang ist wenig über die individuellen Determinanten der Inanspruchnahme spezifischer Therapien bekannt. Insbesondere mangelt es an Wissen über mögliche soziale Ungleichheiten und den Einfluss der individuellen Gesundheitskompetenz als Zugangsbarrieren.
Fragestellung: Ziel ist es daher, den Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen sowie der individuellen Gesundheitskompetenz und dem Zeitraum zwischen der ersten Informationssuche bis zur Inanspruchnahme einer Therapie bei Personen mit sozialer Phobie zu untersuchen.
Methode: Hierzu wurde von 2017 bis 2018 eine Online-Befragung von N=311 Personen mit sozialer Phobie durchgeführt. Die Befragung wurde mit der Umfragesoftware SurveyMonkey durchgeführt. Die Befragung war Teil eines größeren Projekts und Forschungsverbunds zur Epidemiologie der sozialen Phobie (Social Phobia Research). Zur Messung der interaktiven Gesundheitskompetenz wurde die Subskala „Ability to actively engage with healthcare providers“ des HLQ-Fragebogens (Osborne et al., 2013) in der deutschen Adaptation (Nolte et al., 2017) eingesetzt. Soziodemographische Merkmale und der Zeitraum zwischen der ersten Informationssuche bis zur Inanspruchnahme einer Therapie wurden mit standardisierten faktischen Einzelitems erhoben. Die Daten wurden mit der Software SPSS analysiert. Neben deskriptiven statistischen Verfahren wurden explorative Korrelationsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse: Die Befragten sind durchschnittlich 46 Jahre alt (20-81), 59% sind Frauen. Der Mittelwert der HLQ-Subskala liegt auf einer Antwortskala von 1 bis 5 bei 2,86. Der häufigste Zeitraum bis zur Inanspruchnahme ist 0-3 Monate (34,7%), gefolgt von 4-6 Monate (15,8%) und 7-12 Monate (8,4%) Bei einem Signifikanzniveau von ,01 finden sich signifikante Korrelationen zwischen dem Alter und dem Zeitraum bis zur Inanspruchnahme (r= ,197; p=,003) sowie der interaktiven Gesundheitskompetenz und dem Zeitraum bis zur Inanspruchnahme (r= -,235; p=,000). Das Geschlecht, der Familienstatus, die Schulbildung, der Zeitraum seit Diagnose sowie die Art der Krankenversicherung sind nicht signifikant mit dem Zeitraum bis zur Inanspruchnahme assoziiert.
Diskussion: Es handelt sich um eine explorative Querschnittsstudie, daher können die gefundenen Zusammenhänge nicht kausal interpretiert werden. Dennoch zeigen sich erste Hinweise auf soziale Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang zu psychotherapeutischer oder medikamentöser Therapie bei Personen mit sozialer Phobie. Je älter die Personen und je geringer ihre Gesundheitskompetenz, desto mehr Zeit vergeht bis zur Inanspruchnahme einer Therapie.
Praktische Implikationen: Diese Hinweise sollten für weiterführende Analysen und die Erarbeitung von Empfehlungen genutzt werden, um zukünftig Zugangs- und Inanspruchnahmebarrieren für besonders vulnerable Personengruppen reduzieren zu können.