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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Bereitschaft zur Nutzung von Teledermatologie in der ländlichen Bevölkerung Bayerns

Meeting Abstract

  • Barbara Schuster - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Stefanie Ziehfreund - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Linda Tizek - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Julia Krause - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Tilo Biedermann - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Alexander Zink - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf288

doi: 10.3205/19dkvf288, urn:nbn:de:0183-19dkvf2886

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Schuster et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Teledermatologie bietet einige Potenziale für eine verbesserte dermatologische Versorgung, besonders in ländlichen Regionen. Store-and-forward-Technologien, die das Senden von Fotos an den Hautarzt beinhalten, gelten aufgrund der Sichtbarkeit von Hauterkrankungen und der geringeren technischen und organisatorischen Anforderungen im Vergleich zu Real-Time-Technologien im Bereich der Teledermatologie als besonders vorteilhaft. Jedoch gibt es bisher keinerlei Daten, die zeigen, ob die (bayerische) Allgemeinbevölkerung bereit wäre, solche Technologien in Anspruch zu nehmen.

Fragestellung: Wie groß ist die Bereitschaft zur Nutzung von store-and-forward Teledermatologie in der ländlichen Bevölkerung Bayerns? Was sind Bedenken hinsichtlich der Nutzung von store-and-forward Teledermatologie?

Methode: Die Daten dieser Querschnittsanalyse stammen aus zwei verschiedenen Befragungen. Ein Teil der Daten wurde im Rahmen einer Gesundheitsbefragung im Bayerischen Wald erhoben (Q1/2017), bei der die Studienteilnehmer in Wartezimmern nicht-dermatologischer Arztpraxen rekrutiert wurden. Der zweite Teil der Daten wurde im Rahmen einer Follow-up-Befragung (Q1/2018) einer laufenden Kohortenstudie gesammelt. Die Studienteilnehmer waren auf einem bayerischen Landwirtschaftsfest rekrutiert worden. In beiden Befragungen beantworteten die Studienteilnehmer die Frage, ob sie bereit wären, ihrem Hautarzt Fotos von Hautveränderungen über das Internet zu schicken, und falls „nein“, warum nicht. Die Antworten wurden deskriptiv ausgewertet. Subgruppen wurden mithilfe des Chi2-tests verglichen. Die Nutzungsbereitschaft in städtischen und ländlichen Regionen wurde mittels logistischer Regression verglichen, wobei für Alter, Geschlecht, Vorliegen einer Hauterkrankung und Art der Rekrutierung (Gesundheitsbefragung im Bayerischen Wald vs. Landwirtschaftsfest) kontrolliert wurde. Die Bedenken hinsichtlich Teledermatologie wurden qualitativ kategorisiert und anschließend deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Die Daten von 1.116 Studienteilnehmer mit Wohnsitz in Bayern wurden analysiert (Altersdurchschnitt 50,2 Jahre, 58% Frauen, 80% mit Wohnsitz in ländlichen Regionen). Insgesamt waren 37% der Studienteilnehmer bereit, ihrem Hautarzt Fotos von Hautveränderungen über das Internet zu schicken. Männer zeigten eine deutliche höhere Nutzungsbereitschaft als Frauen (46% vs. 30%, p < .001). Es zeigte sich außerdem ein Zusammenhang zwischen der Nutzungsbereitschaft und dem Alter (p=.025); so waren 44% der 30-44-Jährigen, aber nur 29% der ab-65-Jährigen breit für die Nutzung von Teledermatologie. Studienteilnehmer, die in ländlichen Regionen lebten, wiesen zudem eine deutlich geringere Nutzungsbereitschaft auf als Studienteilnehmer mit Wohnsitz in städtischen Regionen (z.B. 32% in dünn besiedelten ländlichen Regionen, 53% in Großstädten; p=.022). Kontrolliert für Alter, Geschlecht, Vorliegen einer Hauterkrankung und Art der Rekrutierung hatten Studienteilnehmer aus städtischen Regionen eine 40% höhere Chance, offen für die Nutzung von Teledermatologie zu sein, als Studienteilnehmer aus ländlichen Regionen (OR=1.4, KI=[1.02; 1.96]). Die häufigsten Bedenken im Zusammenhang mit Teledermatologie waren Unpersönlichkeit, Zweifel an der diagnostischen Leistung und Privatsphäre- und Datenschutzbedenken.

Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Bereitschaft zur Nutzung von Teledermatologie stark zwischen Männern und Frauen, ländlichen und städtischen Regionen sowie Altersgruppen variiert. In ländlichen Regionen, in denen teledermatologische Angebote besonders zu einer besseren fachärztlichen Versorgung beitragen könnten, war nur etwa ein Drittel der Studienteilnehmer bereit einem Hautarzt Fotos von Hautveränderungen zu schicken.

Praktische Implikationen: Damit die Teledermatologie ihr Potenzial für eine verbesserte dermatologische Versorgung in den ländlichen Regionen voll entfalten kann, sollte die Bevölkerung über die Funktionsweisen und Vorteile der Teledermatologie aufgeklärt werden und Datenschutzbedenken sollten adressiert werden.