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Adhärenz und Akzeptanz einer häuslichen Telemedizinanwendung durch ältere, multimorbide Patienten
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Aktuell gibt es nur wenige umfassende Studien zur Akzeptanz von TMA bei multimorbiden, älteren Patienten. Im Projekt ATMoSPHÄRE wurden die Adhärenz und Akzeptanz einer Telemonitoring-Anwendung durch multimorbide Patienten über 65 Jahre im häuslichen Umfeld evaluiert.
Fragestellungen:
- Sind Studienpatienten adhärent hinsichtlich der hausärztlich verordneten Vitaldatenmessungen über telemedizinische Messgeräte?
- Welche demographischen Variablen haben einen Einfluss auf die Nichtakzeptanz einer TMA?
Methoden: Studienteilnehmer bekamen in einer longitudinalen multizentrischen Studie ein Tablet und Messgeräte, über welche sie im häuslichen Umfeld Vitalwerte versenden und Versorgungsinhalte abrufen konnten. Studienhausärzte verordneten den Patienten Vitaldatenmessungen (Blutdruck (RR), Herzfrequenz (HF), Sauerstoffsättigung (SpO2), Körpergewicht (KG)) und Messfrequenzen (täglich, wöchentlich, mehrmals wöchentlich). Adhärenzdaten wurden wöchentlich individuell erhoben und mittels Mehrebenenanalysen ausgewertet. Gründe für Nichtakzeptanz der TMA wurden über computerbasierte Telefoninterviews mit Studienabbrechern erhoben und subgruppenspezifisch analysiert.
Ergebnisse: 177 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, wovon 34,5% (n=61) Studienabbrecher sind. Patienten, die 1xwöchentlich RR/HF messen sollten, haben weniger gemessen, als sie sollten. Patienten, die täglich und mehrfach wöchentlich messen sollten, haben mehr gemessen. Hauptsächlich Frauen, signifikant mehr alleinlebende/verwitwete Patienten, Patienten über 75 Jahre und Patienten mit niedrigem Schulbildungsgrad gaben Schwierigkeiten im Umgang mit dem Tablet und der Tablet-Software Motiva an.
Diskussion: Die Übermessung der täglich messenden Patienten kann an der Fehleranfälligkeit der Tablets oder an der mangelnden/fehlenden Internetverbindung liegen, wodurch Patienten gezwungen waren, Messungen mehrmals vorzunehmen, um die Datenübertragung sicherzustellen. Patienten könnten ein gesteigertes Interesse an der Messung eigener Vitaldaten haben oder Ängste könnten diesen Übermessungen zugrunde liegen. Ein zielgruppenorientiertes Vorgehen ist bedeutend, um vulnerablen Zielgruppen wie z.B. alleinlebenden/verwitweten Patienten und Patienten mit niedrigem Schulbildungsgrad eine hausärztliche telemedizinische Versorgung zu gewährleisten und die Anwendungshandhabung zu erleichtern.
Fazit: Für eine Erhöhung der Adhärenz und Akzeptanz vom TMA sollte die einzusetzende Hardware hinsichtlich der technischen Fehleranfälligkeit vor dem Einsatz geprüft und eine stabile Internetverbindung sichergestellt werden. Um eine optimale Nutzerzentrierung und -akzeptanz in der Anwendung von TMA zu gewährleisten, ist eine Vorab-Analyse der einzubindenden Kohorte unumgänglich.