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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Lost in translation – von den sprachlichen und kulturellen Herausforderungen der Instrumentenadaption

Meeting Abstract

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  • Anne Bleckmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Witten e.V., Standort Witten/Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen, Witten, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf270

doi: 10.3205/19dkvf270, urn:nbn:de:0183-19dkvf2707

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Bleckmann.
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Gliederung

Text

Kontext der Arbeit: Der Inhalt des Slams soll sich auf die Masterarbeit der Einreicherin mit dem Titel „Übersetzung, linguistische Validierung und kulturelle Adaption des Instrumentes „Environmental Audit Tool – High Care“ beziehen. Die Qualifikationsarbeit wurde 2017 im Rahmen des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft (M.Sc.) begonnen und konnte mit der Präsentation der Arbeit im Dezember 2018 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Arbeit wurde durch Dr. Rebecca Palm (UWH, DZNE e.V.) und Dr. Bernhard Holle (DZNE Witten e.V.) betreut. Im Slam wird der Schwerpunkt auf den Herausforderungen bei der Adaption durch Unterschiede in Sprache und Kultur sowie den daraus resultierenden Auswirkungen auf das Instrument liegen. Anhand von Beispielen soll die Komplexität der zu berücksichtigen Faktoren bei der Übersetzung eines Fragebogens aufgezeigt werden.

Hintergrund: Bislang liegt im deutschsprachigen Raum kein reliables und valides Instrument zur Einschätzung der Wohnsituation von Menschen mit Demenz in der stationären Altenpflege im deutschsprachigen Raum vor. Eine gute oder schlecht gestaltete bauliche Umgebung kann jedoch Auswirkungen auf das physische Wohlbefinden und psychische Verhalten der Bewohnenden haben. Um den Faktor der Umgebung im Bereich der Versorgungsforschung systematisch abzubilden, wurde das australische Environmental Audit Tool – High Care im Rahmen der Qualifikationsarbeit übersetzt und adaptiert.

Fragestellungen:

  • Welche Anpassungen müssen vorgenommen werden, um inhaltliche Validität des Instrumentes zu erreichen?
  • Welche Anpassungen der deutschen Version des EAT-HC ergeben sich aus den verschiedenen kulturellen Kontexten Australiens und Deutschlands?

Methode: Die Übersetzung und Adaption des EAT-HC fand anhand der Methode zur Übersetzung der WHO (1998) statt. Diese wurde zu einem sechsstufigen Prozess um die enge Zusammenarbeit mit den Instrumentenentwickler*innen für das Verständnis des kulturellen Kontextes des Originalinstrumentes sowie den Einbezug von methodischen Expert*innen in der Instrumentenübersetzung erweitert. Potentielle Nutzer*innen sowie ein transdisziplinäres Panel wissenschaftlicher Expert*innen auf dem Gebiet der Umgebungsgestaltung wurden für die Evaluation der inhaltlichen Validität und kulturbezogene Notwendigkeit der Fragenadjustierung einbezogen.

Ergebnisse: Im Rahmen der Qualifikationsarbeit konnte eine erste Version des Instrumentes – das German Environmental Audit Tool – erstellt werden, das nun hinsichtlich seiner psychometrischen Güte getestet werden kann.

Im Prozess zeigten sich umfassende Adjustierungsbedarfe, um ein Instrument zu generieren, dass im deutschen Setting der stationären Langzeitpflege angewendet werden kann. Die Darstellung und Erläuterung der abgebildeten Konstrukte des EAT-HC mussten aufgrund linguistischer Unterschiede adaptiert werden. Essentielle Unterschiede der rechtlichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise durch Brandschutzverordnungen sowie das Wohn- und Teilhabegesetz in Deutschland müssen in der deutschen Instrumentenversion berücksichtigt werden. Auch zeigte sich ein differentes Verständnis hinsichtlich der professionellen Betreuung von Menschen mit Demenz, die sich auf die Übertragbarkeit des theoretischen Konstruktes auswirken.

Durch den Einbezug verschiedener Personengruppen in die Evaluation der Inhaltsvalidität und kulturelle Adaption konnten diese Aspekte nicht nur identifiziert, sondern ebenfalls lösungsorientiert diskutiert werden.

Fazit: Die Adaption eines Instrumentes umfasst mehr als die sprachliche Übersetzung und die linguistische Validierung der Fragen. Die Auseinandersetzung mit der Herkunftskultur sowie die Einbindung potentieller Nutzer*innen des Instrumentes führen zur tiefergehenden Reflektion des theoretischen Konstruktes vor dem neuen kulturellen Kontext. Dies kann positive Auswirkungen auf die forschungspraktische Anwendbarkeit des Instrumentes und Qualität der später erhobenen Daten haben.