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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Nutzung ambulanter Pflegedienste bei Menschen mit Demenz aus Sicht pflegender Angehöriger: Ergebnisse einer Querschnittstudie im ländlichen Raum zu Prädiktoren der Inanspruchnahme

Meeting Abstract

  • Simon Krutter - Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Salzburg, Austria
  • Dagmar Schaffler-Schaden - Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Austria
  • Roland Eßl-Maurer - Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Salzburg, Austria
  • Alexander Seymer - Paris Lodron Universität, Abteilung für Soziologie, Salzburg, Austria
  • Jürgen Osterbrink - Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Salzburg, Austria
  • Maria Flamm - Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Austria

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf253

doi: 10.3205/19dkvf253, urn:nbn:de:0183-19dkvf2532

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Krutter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In der häuslichen Versorgung eines Menschen mit Demenz (MmD) tragen professionelle Unterstützungsangebote dazu bei, Belastungen pflegender Angehöriger zu reduzieren und eine vorzeitige Institutionalisierung der MmD zu vermeiden [1]. Trotz vorhandener Unterstützungsangebote werden diese von den pflegenden Angehörigen von MmD jedoch nur in geringem Maße genutzt [2]. Anzuführen sind personenbezogene sowie angebotsbezogene Barrieren [3]. Insbesondere im ländlichen Raum ist es wichtig, die begrenzten Unterstützungsangebote so bedarfsgerecht wir möglich zu gestalten und für deren Inanspruchnahme zu motivieren [4]. Für das Versorgungsangebot mobile Pflege, das in der ambulanten Versorgung von MmD eine wichtige Rolle einnimmt, liegen bislang für den deutschsprachigen Raum erst wenige Studien zu Prädiktoren der Inanspruchnahme vor [5].

Fragestellung: Vor diesem Hintergrund werden Teilergebnisse aus dem Forschungsprojekt PAiS (Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in Salzburg) präsentiert, das die häusliche Versorgungssituation von MmD und deren pflegender Angehöriger im ländlichen Raum Salzburgs untersucht hat. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche Variablen und Charakteristika des MmD und der pflegenden Angehörigen eine Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste beeinflussen?

Methode: Im Rahmen einer quantitativen Querschnittserhebung wurden pflegende Angehörige von MmD im ländlichen Raum Salzburgs anhand eines anonymen standardisierten Fragebogens postalisch befragt. Die Belastungen pflegender Angehöriger wurden über die Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k), die Einschränkungen der MmD in den Aktivitäten des täglichen Lebens über den Barthel-Index, sowie deren alltagsrelevante Verhaltensweisen mittels der Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients (NOSGER) erfasst. Mittels binär logistischer Regression wurden Prädiktoren für die Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste geprüft. Die Studie wurde von der Ethikkommission des Landes Salzburg geprüft und positiv beschieden (27.07.2016; E-Nr.: 2055).

Ergebnisse: Von den 115 an der Befragung teilnehmenden pflegenden Angehörigen von MmD nahmen 64 eine Unterstützung durch eine ambulante Pflege in Anspruch. 43 nutzten dieses Angebot nicht und 8 pflegende Angehörige machten keine Angaben zur Inanspruchnahme. Als Prädiktoren der Inanspruchnahme ambulanter Pflege erwiesen sich ein höheres Alter der pflegenden Angehörigen sowie ein weibliches Geschlecht der MmD als signifikant. Für die Variable herausforderndes Verhalten zeigte sich eine Tendenz. Kein Zusammenhang konnte für die Aktivitäten des täglichen Lebens der MmD und dem täglichen Pflegeaufwand in Stunden festgestellt werden.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine im Vergleich zu anderen Studien hohe Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste durch die pflegenden Angehörigen [6]. Variablen, die als Prädiktoren der Inanspruchnahme ambulanter Pflege in der häuslichen Versorgung von MmD herangezogen werden können, wurden dabei aufgezeigt.

Praktische Implikationen: Um die Nutzung ambulanter Pflegeleistungen zu befördern ist auf eine bedarfsgerechte Gestaltung zu achten und die Information über das bestehende Angebot zu forcieren. Weitere Forschungen könnten neben den Prädiktoren auch die Barrieren der Inanspruchnahmen ambulanter Pflegedienste untersuchen.


Literatur

1.
Gaugler JE, Kane RL, Kane RA, Newcomer R. Early community-based service utilization and its effects on institutionalization in dementia caregiving. Gerontologist. 2005 Apr;45(2):177-85.
2.
Lamura G, Mnich E, Wojszel B, Nolan M, Krevers B, Mestheneos L, Döhner H, EUROFAMCARE Konsortium. Erfahrungen von pflegenden Angehörigen älterer Menschen in Europa bei der Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 2006;39(6):429-442.
3.
Pieniak S. Die Inanspruchnahme von Beratungs- und Entlastungsleistungen durch pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Familienmitgliedern in der häuslichen Versorgung. Pflegewissenschaft. 2017;19(1/2):29-40.
4.
Morgan DG, Semchuk KM, Stewart NJ, D'Arcy C. Rural families caring for a relative with dementia: barriers to use of formal services. Soc Sci Med. 2002 Oct;55(7):1129-42.
5.
Gräßel E. Häusliche Pflege dementiell und nicht dementiell ErkrankterTeil I: Inanspruchnahme professioneller Pflegehilfe. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 1998;31(1):52-56.
6.
Nagl-Cupal M, et al, Hrsg. Angehörigenpflege in Österreich. Einsicht in die Situation pflegender Angehöriger und in die Entwicklung informeller Pflegenetzwerke. Wien: Universität Wien; 2018.