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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Multimorbidität bei Demenz – höhere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und höhere Gesundheitskosten?

Meeting Abstract

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  • Anika Kaczynski - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) Standort Rostock/Greifswald, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Germany
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) Standort Rostock/Greifswald, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Germany
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf251

doi: 10.3205/19dkvf251, urn:nbn:de:0183-19dkvf2513

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Kaczynski et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die meisten Menschen mit Demenz (MmD) leiden gleichzeitig an mehreren Erkrankungen. Das Vorhandensein von Multimorbidität kann zu komplexen medizinischen Herausforderungen und schlechten gesundheitlichen Outcomes führen. Beides kann hohe Gesundheitskosten zur Folge haben. Ziel der Studie war es, die Prävalenz von Multimorbidität bei MmD zu beschreiben und die Assoziation zwischen der Multimorbidität und den Gesundheitskosten aus der Perspektive der Kostenträger zu analysieren.

Methoden: Die Querschnittsanalyse basierte auf n=362 MmD der DelpHi-MV-Studie („Demenz: lebenswelt- und personenkonzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern“). Die Multimorbidität wurde mit Hilfe des Charlson-Komorbiditäts-Index ermittelt und in niedrige (Score = 1), hohe (Score = 2-3) und sehr hohe Multimorbidität (Score> 3) eingruppiert. Die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sowie die Einheitskosten wurden zur Berechnung der Gesundheitskosten verwendet. Multivariable lineare Regressionsmodelle wurden genutzt, um den Zusammenhang zwischen Multimorbidität und Kosten zu analysieren.

Ergebnisse: 47% (n = 171) der MmD wiesen eine sehr hohe und 37% (n = 134) eine hohe Multimorbidität auf. Die häufigsten Komorbiditäten neben Demenz waren Diabetes mellitus (42%), periphere vaskuläre Erkrankungen (28%) und zerebrovaskuläre Erkrankungen (25%). Die Gesamtkosten stiegen mit jeder weiteren Komorbidität signifikant um 528 € (SE = 214, CI95 = 109–947, p = 0,014) an. Aufgrund eines signifikanten Zusammenhangs mit der Multimorbidität der MmD erhöhten sich die Kosten für die medizinische Versorgung mit jeder weiteren Komorbidität signifikant um 455 € (SE = 174, CI95 = 114–795, p = 0,009). Verglichen mit einer niedrigen Multimorbidität war eine sehr hohe Multimorbidität mit 818 € (CI95 = 489–1147, SE = 168; p < 0,001) höheren Medikationskosten und 336 € (CI95 = 20–652; SE = 161,21, p = 0,037) höheren Kosten für medizinische Hilfsmittel verbunden.

Fazit: Multimorbidität bei MmD stellt eine erhebliche Belastung für die Kostenträger und damit für das gesamte Gesundheitssystem dar. Innovative Ansätze sind erforderlich, um eine bessere, patientenorientiertere, interdisziplinäre Behandlung bei Demenz und den bestehenden Nebenerkrankungen zu erzielen. Dies könnte wiederum langfristig zu Kosteneinsparungen führen.