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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Auswertung der häufigsten Krankenhausdiagnosen von Pflegeheimbewohnern zur Identifikation Pflegeheim-sensitiver Krankenhausfälle

Meeting Abstract

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  • Timo Schulte - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Management und Innovation im Gesundheitswesen, Witten, Germany
  • Sabine Bohnet-Joschko - Universität Witten/Herdecke, Professur für Management und Innovation im Gesundheitswesen, Witten, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf241

doi: 10.3205/19dkvf241, urn:nbn:de:0183-19dkvf2413

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Schulte et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mit der Zunahme der vollstationär gepflegten Menschen wird auch die finanzielle Belastung des GKV-Systems in Deutschland durch im Umfeld des Pflegeheims überdurchschnittlich häufig entstehende Hospitalisierungen ansteigen. Angaben zu Einweisungsraten von Pflegeheimbewohnern variieren je nach Schweregrad der Pflegebedürftigkeit zwischen 16-62%, wobei ein Krankenhausfall eines pflegebedürftigen Patienten durchschnittlich über 4.000€ an Kosten verursacht. Welche Versorgung für Pflegeheimbewohner alters- und bedarfsgerecht ist bzw. wie viele Hospitalisierungen tatsächlich erforderlich sind, ist nicht einfach zu ermitteln.

Fragestellung: Was sind die häufigsten stationären Behandlungsanlässe von vollstationären Pflegeheimbewohnern in Deutschland und welche Kosten entstehen im Zuge der entsprechenden Krankenhausfälle für die GKV?

Methode: Im Zuge eines Förderprojekts werden zur Beantwortung der Forschungsfrage Datenauswertungen der AOKen Baden-Württemberg, Rheinland-Hamburg und Rheinland-Pfalz/Saarland sowie der Ersatzkassen BARMER und DAK und der BKK Werra-Meißner nach einheitlichem Format zusammengeführt. Der aggregierte Datensatz aus dem Jahr 2017 mit voraussichtlich ca. 178.000 Pflegeheimbewohnern wird hinsichtlich der häufigsten stationären Behandlungsanlässe von Pflegeheimpatienten sowie der zugehörigen Kosten quantitativ ausgewertet. Bei der Aufbereitung und Analyse der Ergebnisse werden die Leitlinien und Empfehlungen der Gute Praxis Sekundärdatenanalyse (GPS) berücksichtigt. Als Pflegeheimbewohner gelten Versicherte, bei denen in den Daten der entsprechenden Pflegekassen ein Beginn-Datum vor dem 01.01.2017 sowohl für eine Pflegebedürftigkeit als auch für eine vollstationäre Pflege in einem zugelassenen Pflegeheim dokumentiert ist. Die Krankenhaus-Entlassungsdiagnosen nach ICD-10-GM-Dreisteller müssen ein Ende-Datum innerhalb des Kalenderjahres 2017 aufweisen und der durchschnittlich von der GKV gezahlte Gesamtbetrag für den Fall wird vollständig am Entlassungsdatum gewertet.

Ergebnisse: Auf Basis der zum Zeitpunkt der Abstract-Verfassung bereits vorliegenden GKV-Datenauswertungen von drei verschiedenen Krankenkassen, waren die drei häufigsten Krankenhaus-Entlassungsdiagnosen von Versicherten in vollstationärer Pflege im Jahr 2017 Herzinsuffizienz (6,6%; Ø-Kosten: 4.158€ pro Fall), Pneumonie (6,2%; Ø-Kosten: 3.743€ pro Fall) und Frakturen des Femurs (5,2%; Ø-Kosten: 7.498€ pro Fall). Da die Auswertungen jedoch noch um Datenlieferungen der drei weiteren GKVen ergänzt werden sollen, werden sich die finalen Ergebnisse zwischenzeitlich vermutlich nochmal etwas verändern. Insgesamt werden in der Präsentation die aggregierten Top 50 der häufigsten stationären Behandlungsanlässe von Pflegeheimpatienten der sechs teilnehmenden Krankenkassen inkl. der durchschnittlichen Kosten pro Krankenhausfall vorgestellt.

Diskussion: Die sechs Krankenkassen bieten bezüglich der Versichertenpopulation einen guten Querschnitt der GKV-Landschaft, dennoch sind geringfügige Unterschiede zur GKV-Population aller Pflegeheimbewohner in Deutschland wahrscheinlich. Es steht jedoch zu vermuten, dass die Berücksichtigung aller Pflegeheimbewohner lediglich die Rangfolge innerhalb der Top 50 leicht verändern, sich im Ergebnis jedoch keine völlig unterschiedliche Liste ergeben würde, welche letztlich Basis für die folgende Diskussion etwaiger Vermeidbarkeitspotenziale sein wird.

Praktische Implikationen: Auf Basis der häufigsten stationären Behandlungsanlässe soll im weiteren Projektverlauf das Vermeidungspotenzial durch eine verbesserte Versorgung im Pflegeheim bzw. eine verbesserte Verzahnung mit dem ambulant-ärztlichen Sektor im elektronischen Delphi-Konsensus-Verfahren mit anschließenden Experten-Präsenz-Workshops nach der RAND/UCLA Appropriateness Method diskutiert werden. Die final konsentierte Liste kann das Versorgungsmanagement von Krankenkassen hinsichtlich der vulnerablen Gruppe der Pflegeheimpatienten unterstützen sowie für ergänzende Versorgungsforschung genutzt werden.