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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Determinanten der Inanspruchnahme der Influenza-Impfung in der Schwangerschaft: querschnittliche Ergebnisse aus einer Geburtskohorte (KUNO Kids Gesundheitsstudie)

Meeting Abstract

  • Susanne Brandstetter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), -, Regensburg, Germany
  • Alexandra Brixner - Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Germany
  • Merle M. Böhmer - Bayerisches Landesamt für Ernährung und Lebensmittelsicherheit (LGL), -, Oberschleißheim, Germany
  • Birgit Seelbach-Göbel - Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilikunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany
  • Michael Melter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), -, Regensburg, Germany
  • Michael Kabesch - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), -, Regensburg, Germany
  • Christian Apfelbacher - Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf227

doi: 10.3205/19dkvf227, urn:nbn:de:0183-19dkvf2277

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Brandstetter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) empfiehlt eine Schutzimpfung gegen die saisonale Influenza für alle schwangeren Frauen. Frühere Studien zeigten allerdings, dass diese Empfehlung nur unzureichend umgesetzt wird und die Durchimpfung bei Schwangeren mit ungefähr 20% nur gering ist.

Fragestellung: Welche Faktoren determinieren die Inanspruchnahme einer Influenza-Impfung bei schwangeren Frauen?

Methode: Alle Mütter, die mit ihrem neugeborenen Kind an der KUNO Kids Gesundheitsstudie teilnehmen, wurden während des Krankenhausaufenthaltes nach Entbindung mittels standardisiertem Interview u.a. zur Inanspruchnahme der Influenza-Impfung während der Schwangerschaft befragt. Entsprechend dem „Behavioural Model of Health Service Use“ (Andersen) wurden prädisponierende, ermöglichende und bedarfsbezogene Determinanten erfasst. Für die Zielgröße „Inanspruchnahme“ wurde eine multivariable logistische Regressionsanalyse berechnet. Variablen, die in univariablen Analysen mit der Zielgröße assoziiert waren, wurden in das multivariable Modell aufgenommen. Es werden Odds Ratios (ORs) mit 95%-Konfidenzintervallen (KI) berichtet.

Ergebnisse: 242 von insgesamt 1865 befragten Frauen (13%) nahmen eine Influenza-Impfung während der Schwangerschaft in Anspruch. Frauen, denen von ihrem Arzt/ ihrer Ärztin die Influenza-Impfung empfohlen wurde, nahmen diese weitaus häufiger in Anspruch (OR: 37.8, 95%-KI: 25.5-55.9). Darüber hinaus waren im multivariablen Modell lediglich die Gesundheitskompetenz (gemessen mit dem HLS-EU Instrument) (OR: 1.7, 95%-KI: 1.2-2.6) und ein Schwangerschaftsbeginn im Herbst (im Vergleich zum Frühjahr) (OR: 0.49, 95%-KI: 0.29-0.83) mit der Inanspruchnahme der Impfung assoziiert.

Diskussion: Die Häufigkeit der Inanspruchnahme einer Influenza-Impfung während der Schwangerschaft ist weiterhin sehr niedrig. Die ärztliche Empfehlung für eine Impfung war die mit weitem Abstand bedeutsamste Determinante für die Inanspruchnahme. Stärken der Studie sind die große Stichprobe und die umfassende Datenerhebung, die die Analyse vieler potentieller Determinanten ermöglichte. Die retrospektive Erfassung der Inanspruchnahme und der ärztlichen Empfehlung stellen eine Limitation dar.

Praktische Implikationen: Die geringe Inanspruchnahme der Influenza-Impfung bei gleichzeitig bedeutender Rolle der ärztlichen Empfehlung für eine Impfung weisen auf eine relevante Lücke in der Beratung Versorgung schwangerer Frauen hin. Bestehende Kampagnen und Maßnahmen zur Förderung der Impfquoten für Influenza sollten verstärkt auch Gynäkologen/innen adressieren.