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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Pränatale Methamphetamin Exposition (PME) – Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung: ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • Frederik Haarig - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Forschungsverbund Public Health Sachsen, Dresden, Germany
  • Mario Rüdiger - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany
  • Lorenz Harst - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Germany
  • Jürgen Dinger - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany
  • Jörg Reichert - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany
  • Jochen Schmitt - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Germany
  • Stefanie Deckert - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf224

doi: 10.3205/19dkvf224, urn:nbn:de:0183-19dkvf2244

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Haarig et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Konsum während der Schwangerschaft ist ein Risikofaktor für die frühkindliche Entwicklung (S3-Leitlinie Methamphetamin-bezogene Störungen, 2016), da Methamphetamin-Konsum während Schwangerschaft und Stillzeit dem un- bzw. neugeborenen Kind erheblich schadet. Das Neonatale Abstinenzsyndrom (NAS) nach Methamphetamin-Konsum in der Schwangerschaft beinhaltet neurologische (z.B. Hyperexzitabilität, Schläfrigkeit, Krampfanfälle), gastrointestinale (z.B. Trinkschwäche, geringes Trinken, Erbrechen sowie Symptome im autonomen Nervensystem (z.B. Hypotonie, Schwitzen, Hypertonie).

Fragestellung: Welche internationale Evidenz gibt es zu den Auswirkungen eines maternalen Methamphetamin-Konsums auf die kindliche Entwicklung?

Methode: Es wurde eine Systematische Literaturrecherche zur Identifikation von Studien zu den Auswirkungen einer pränatalen Einnahme von Methamphetamin auf die neonatale Entwicklung (nach PEO-Kriterien; Khan et al., 2002); 2) in den Datenbanken Medline, Embase und PsycInfo durchgeführt. Eine Handsuche in einschlägigen Journals, auf Homepages und per Referenzsuche fand zusätzlich statt. Folgende Studieneinschlusskriterien wurden herangezogen:

1.
Population: Schwangere oder Mutter-Kind-Paare
2.
Exposition: Maternaler Methamphetamin-Konsum
3.
Outcome: neonatale Entwicklung des Kindes (körperlich, motorisch, kognitiv, sprachlich, sozial-emotional)
4.
Design: prospektive oder retrospektive Kohortenstudien (Primär- oder Sekundärdaten)

Ergebnisse: Von 690 initialen Treffern wurden 656 im Title-Abstract-Screening ausgeschlossen. Von den 34 Volltexten genügten drei nicht den methodischen Anforderungen. 31 Referenzen konnten somit als relevant identifiziert werden. Crystal-exponierte Kinder weisen nach Geburt u.a. im Hinblick auf Gestationsalter, Körpergewicht, -größe und -umfang sowie beim physiologischen Zustand signifikante Abweichungen im Vergleich zu nicht Crystal-exponierten Kindern auf. Im Verlauf (bis zu 7 Jahre nach der Geburt) zeigt sich, dass vor allem in der motorischen Entwicklung Defizite bestehen.

Diskussion: Die vorliegenden Daten gehen über bisherige Befunde zu pathologischen Folgen des Crystal-Konsums während der Schwangerschaft, die im deutschsprachigen Raum publiziert wurden, insofern hinaus (Dinger et al. 2017), da sie langfristige Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung nachweisen.

Implikationen: Eine postnatale Frühversorgung von Crystal-exponierten Kindern ist angezeigt. Eine umgehende Versorgung der körperlichen Symptome ist notwendig, um bestehende Defizite abzubauen. Zudem ist auf die Entwicklung von Neugeborenen orientierte spätere Frühförderung wichtig, um die Kinder im Hinblick auf die Bewältigung ihres Alltags vorzubereiten.