gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Einführung planungsrelevanter Qualitätsindikatoren in Deutschland – hat sich die Qualität der Patientenversorgung verbessert?

Meeting Abstract

  • Silvia Klein - IQTIG -- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Verfahrensentwicklung, Berlin, Germany
  • Jürgen Pauletzki - IQTIG -- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Verfahrensentwicklung, Berlin, Germany
  • Johannes Rauh - IQTIG -- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Grundlagen, Biometrie, Berlin, Germany
  • Britta Zander-Jentsch - IQTIG -- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Verfahrensmanagement 2, Berlin, Germany
  • Christof Veit - IQTIG -- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Institutsleitung, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf208

doi: 10.3205/19dkvf208, urn:nbn:de:0183-19dkvf2089

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Klein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Im Jahr 2017 hat der Gemeinsame Bundesausschuss das Verfahren planungsrelevante Qualitätsindikatoren eingesetzt [1] und dafür 11 bestehende Qualitätsindikatoren (QI) der externen stationären Qualitätssicherung (QS) aus den Bereichen Gynäkologische Operationen, Geburtshilfe und Mammachirurgie als planungsrelevante Qualitätsindikatoren (PlanQI) beschlossen [2]. Die Ergebnisse der PlanQI sollen die zuständigen Landesbehörden bei der Krankenhausplanung unterstützen, die seit 2017 die Qualität der stationären Versorgung berücksichtigen sollen.

Inwiefern haben sich die Zahl der statistischen Auffälligkeiten und die Bundesergebnisse der PlanQI im ersten Jahr der Einführung (Erfassungsjahr, EJ 2017) gegenüber den EJ 2015 und 2016 verändert?

Es wurden die Ergebnisse der QI mit den Rechenregeln des jeweiligen EJ berechnet und mit den Referenzbereichen des EJ 2017 verglichen. Für risikoadjustierte QI wurden die Regressionskoeffizienten des EJ 2017 verwendet. Berechnet wurden jeweils das Bundesergebnis und die Zahl „statistisch auffälliger“ Ergebnisse.

Im QS-Verfahren Gynäkologische Operationen beteiligten sich 1.117 (2017) Krankenhäuser, bei denen es zu 37 statist. Auffälligkeiten gekommen ist (2016: 36; 2015: 60). In der Geburtshilfe lieferten 716 Standorte Daten, es lagen 150 statist. Auffälligkeiten vor (2016: 173; 2015: 221). Dies entspricht einer Verringerung um 13% gegenüber 2016 (2016 gg. 2015: 22%). Bei mammachirurgischen QI ist es unter den 881 datenliefernden Standorten zu 71 statist. Auffälligkeiten gekommen, dies sind 58% weniger als 2016 (2016: 169 statist. Auffälligkeiten; 2015: 272 statist. Auffälligkeiten; 2016 gg. 2015: 38%). Mit 93 die meisten Auffälligkeiten traten beim QI 318 „Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeburten“ auf (Bundesergebnis: 96,97%; 2016: 96,06%, 100 statist. Auffälligkeiten; 2015: 95,85%, 122 statist. Auffälligkeiten). Von den statischen Auffälligkeiten wurden 13 (Gynäkologische Operationen), 28 (Geburtshilfe) und 32 (Mammachirurgie) im Rahmen einer fachlichen Bewertung als „unzureichend“ bewertet.

Bereits im ersten Jahr der Einführung, in dem noch keine krankenhausplanerischen Konsequenzen bei den Krankenhäusern zu erwarten waren, ist bei den meisten QI eine Verbesserung der Ergebnisse zu verzeichnen. Weiteren Untersuchungen bleibt vorbehalten, ob die beobachtete Veränderung auf eine tatsächliche Verbesserung der Qualität oder eine optimierte Dokumentation der QS-Daten zurückzuführen ist. Ob sich im EJ 2018 eine weitere Reduktion der statistischen Auffälligkeiten ergibt und ob sich die Veränderung auch in einer Verminderung der Zahl „unzureichender“ Ergebnisse nach der fachlichen Bewertung widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Die Ergebnisse zum EJ 2017 wurden durch den G-BA veröffentlicht [3]. Inwiefern die Landesplanungsbehörden die Ergebnisse planerisch einsetzen, um die Versorgungsqualität für Patientinnen zu verbessern, wird gegenwärtig im Rahmen einer Begleitevaluation durch das IQTIG untersucht. Der G-BA hat bereits einige Neu- und Weiterentwicklungen im Zusammenhang mit PlanQI angestoßen [4], [5], [6].

Krankenhäuser, die bei gynäkologischen, geburtshilflichen und mammachirurgischen Leistungen bei PlanQI auffällig wurden, sollten im Sinne einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung eine gezielte Verbesserung relevanter Prozesse und Ergebnisse anstreben und daneben auf eine korrekte Dokumentation im Rahmen der gesetzlichen QS achten. Neben der Veröffentlichung der Ergebnisse ist mit weiteren, etwa krankenhausplanerischen Konsequenzen erst bei Feststellung einer „nicht nur vorübergehend in erheblichem Maß unzureichenden Qualität" durch die Landesplanungsbehörden zu erwarten.


Literatur

1.
Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zu planungsrelevanten Qualitätsindikatoren gemäß § 136 Absatz 1 SGB V i. V. m. § 136c Absatz 1 und Absatz 2 SGB V. In der Fassung vom 15. Dezember 2016, in Kraft getreten am 24. März 2017 [Erstfassung]. [abgerufen am 19.09.2018]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1368/plan-QI-RL_2016-12-15_iK_2017-03-24.pdf Externer Link
2.
G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss). Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Liste der Qualitätsindikatoren gemäß § 136c Absatz 1 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V): Liste planungsrelevanter Qualitätsindikatoren. BAnz AT 02.01.2017 B1. Berlin: G-BA; 15.12.2016 [abgerufen am 19.09.2018]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-2816/2016-12-15_PlanQI-RL_Liste-planQI_BAnz.pdf Externer Link
3.
IQTIG (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen). Bericht gemäß Paragraph 17 der Richtlinie zu planungsrelevanten Qualitätsindikatoren – Einführung. Anlage 1 zum Beschluss vom 18.10.2018. Berlin: IQTIG; 31.10.2018 [abgerufen am 19.12.2018]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4699/2018-10-18_PlanQI-RL_Veroeffentlichung-QI-Bericht-2017_Anlage-1.pdf Externer Link
4.
G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss). Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Folgebeauftragung des IQTIG zu planungsrelevanten Qualitätsindikatoren gemäß § 136c Abs. 1 SGB V. Berlin: G-BA; 18.05.2017 [abgerufen am 19.12.2018]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-2956/2017-05-18_IQTIG-Folgebeauftragung_planQI.pdf Externer Link
5.
G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss). Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Beauftragung des IQTIG gem. § 137a Absatz 3 Satz 2 Nr. 5 SGB V: Veröffentlichung von einrichtungsbezogenen vergleichenden risikoadjustierten Übersichten über die Qualität in maßgeblichen Bereichen der stationären Versorgung. Berlin: G-BA; 17.01.2019 [abgerufen am 08.04.2019]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3650/2019-01-17_IQTIG-Beauftragung_Veroeffentlichung-Uebersichten-stationaer.pdf Externer Link
6.
G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss). Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Beauftragung des IQTIG mit einer Weiterentwicklung der planungsrelevanten Qualitätsindikatoren gemäß § 136c Abs. 1 SGB V. Berlin: G-BA; 18.04.2019 [abgerufen am 26.04.2019]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3756/2019-04-18_IQTIG-Beauftragung_Weiterentwicklung_plan-QI.pdf Externer Link