gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Einstellungen und Behandlungspraxis von Hausärzten bei der Versorgung von Patienten mit Adipositas

Meeting Abstract

  • Maria Schwenke - Universität Leipzig, Institut fuer Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Germany
  • Melanie Luppa - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Germany
  • Franziska D. Welzel - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Germany
  • Margrit Löbner - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Germany
  • Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf157

doi: 10.3205/19dkvf157, urn:nbn:de:0183-19dkvf1577

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Schwenke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Adipositas zählt zu den häufigen und hoch relevanten Gesundheitsproblemen mit dringendem Handlungsbedarf in Deutschland. Hausärzte sind initiale Ansprechpartner und damit einer der wichtigsten Ausgangspunkte für eine erfolgreiche Behandlung von Übergewicht und Adipositas.

Fragestellung: Ziel der Arbeit ist eine beschreibende Darstellung der Versorgungssituation sowie Untersuchung der Zusammenhänge zwischen der Behandlungspraxis und stigmatisierender Einstellungen von Hausärzten gegenüber Patienten mit Adipositas.

Methode: Grundlegend ist eine quantitative Querschnittsbefragung von 49 Hausärzten im mitteldeutschen Raum. Stigmatisierende Einstellungen wurden mittels Fat Phobia Scale (FPS) identifiziert. Zudem wurden Fragebögen zur Soziodemografie, möglichen Ursachen von Adipositas, Überweisungsverhalten und klinischen Tätigkeiten ausgefüllt. Statistische Untersuchungen umfassen deskriptive Analysen, Hauptkomponentenanalyse, inferenzstatistische Auswertungen sowie lineare Regressionsmodelle.

Ergebnisse: Nach subjektiver Einschätzung der Ärzte ist die Güte der medizinische Versorgung von Patienten mit Adipositas unterdurchschnittlich (46,3 von 100). Am häufigsten überwiesen Ärzte Patienten mit Adipositas zur Ernährungsberatung (91,5%) und in Adipositas-Behandlungs-Zentren (57,4%). Die Ursachenzuschreibung von Adipositas wurde mittels Hauptkomponentenanalyse zusammengefasst. Es ergaben sich drei Komponenten; interne Ursachen, externe Ursachen und physiologische Ursachen/Wissen. Der FPS-Score weist mit einem Wert von 3,70 auf stigmatisierende Einstellungen der Ärzte gegenüber Patienten mit Adipositas hin. Ein jüngeres Alter der Ärzte, das männliche Geschlecht sowie niedrigere Anzahl der Überweisungen waren assoziiert mit höheren Werten stigmatisierender Einstellungen.

Diskussion: Die Ergebnisse wiesen bei allen befragten Ärzten stigmatisierende Einstellungen gegenüber Patienten mit Adipositas auf. Ein Zusammenhang zwischen einem niedrigeren Überweisungsverhalten und einem höheren FPS-Score konnte aufgezeigt werden. Schlussfolgernd zeigt sich, dass gewichtsbezogene Stigmatisierungen Auswirkungen auf die Behandlungspraxis der Ärzte haben.

Praktische Implikationen: Die Versorgung von Patienten mit Adipositas ist aus Sicht der Hausärzte optimierungsbedürftig. Stigmatisierung von Adipositas findet sich auch bei den Behandlern und kann das Vorgehen bei der Behandlung beeinflussen. Behandler sollten für diesen Zusammenhang sensibilisiert werden.