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Identifikation von Gruppen mit unterschiedlichen diabetesbezogenen Informationsbedürfnissen: Ergebnisse einer Befragung von Menschen mit Diabetes im Rahmen der KORA-Studie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Im Rahmen einer patientenorientierten Versorgung muss berücksichtigt werden, dass sich die Informationsbedürfnisse zwischen Menschen unterscheiden und im Verlauf chronischer Erkrankungen verändern können. Es ist allerdings nur wenig über Informationsbedürfnisse von Menschen mit Diabetes, insbesondere in unterschiedlichen Subgruppen, bekannt.
Fragestellung: Ziel ist es, Informationsbedürfnisse von Menschen mit Diabetes zu beschreiben, Gruppen von Personen mit ähnlichen diabetesbezogenen Informationsbedürfnissen zu identifizieren sowie den Zusammenhang zwischen den identifizierten Gruppen und weiteren Faktoren (z. B. soziodemografische und diabetesbezogene Merkmale) zu analysieren.
Methode: Querschnittstudie basierend auf einer postalischen Befragung von Menschen mit Diabetes im Rahmen der KORA GEFU4-Studie. Die diabetesbezogenen Informationsbedürfnisse wurden mittels eines Fragebogens im Mixed-Methods-Design (standardisierte sowie offene Antwortkategorien) erhoben. Die quantitative Datenauswertung erfolgte mit einer latenten Klassenanalyse, um Gruppen mit ähnlichen Informationsbedürfnismustern sowie Assoziationen zwischen den Gruppen und weiteren Merkmalen zu identifizieren. Die qualitativen Daten wurden mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurden 837 Teilnehmende (54 % männlich, mittleres Alter 71,1 Jahre (± 9,5 Jahre), 93 % Typ-2-Diabetes) eingeschlossen. Bei jedem der insgesamt 11 diabetesbezogenen Themen gaben etwa 30 % bis 40 % der Teilnehmenden an (n=480), sich aktuell dazu Informationen zu wünschen. Bei der Frage, zu welchen drei Themen sich die Teilnehmenden aktuell mehr Informationen wünschen, wurden vor allem Folgeerkrankungen, Behandlung/Therapie sowie Diabetesursachen genannt (n=443). Besonders interessierten die Teilnehmenden hier beispielweise Informationen über Wirkungszusammenhänge. Anhand der latenten Klassenanalyse konnten die Teilnehmenden vier Gruppen mit unterschiedlichen Informationsbedürfnismustern zugeordnet werden. Bei Personen in der ersten Gruppe (n=85) lag die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Informationen gewünscht wurden, für alle Themen bei 85 % bis 99 %. Bei Personen in der zweiten Gruppe (n=120) lag die Wahrscheinlichkeit bei 0 % bis 3 %. Der dritten Gruppe (n=59) wurden Personen zugeordnet, bei denen vor allem die Wahrscheinlichkeit hoch war Informationen zu „Folgeerkrankungen“ (62 %) und „Diabetes im Alltag“ (57 %) zu wünschen. Für andere Themen lag sie bei 24 % bis 45 %. Personen in der vierten Gruppe (n=42) wünschten sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 94 % bzw. 92 % Informationen zu den Themen „Soziales und Rechtliches“ und „Diabetesforschung“. Zu den Themen „Psychische Belastungen“ und „Unterstützung etc.“ lag die Wahrscheinlichkeit bei 61 % bzw. 52 %, bei den sieben weiteren Themen bei 8 % bis 32 %. Die vier Gruppen unterschieden sich signifikant in den soziodemografischen, diabetesbezogenen (z. B. im Diabetestyp), und weiteren Merkmalen (z. B. im Grad der Informiertheit).
Diskussion: Die bestehenden Informationsbedürfnisse unter den Teilnehmenden deuten darauf hin, dass trotz der bereits bestehenden Informationsangebote eine bedürfnisorientierte Bereitstellung von Informationen noch nicht völlig umgesetzt ist. Die Identifikation der verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Informationsbedürfnissen macht deutlich, dass es gezielten Angeboten bedarf. Dabei können verschiedene Merkmale der Personen (z. B. das Alter, die Diabetesdauer, der Grad der Informiertheit) Hinweise auf bestehende Informationsbedürfnisse geben. Inwieweit die Identifikation dieser Merkmale zu einer patientenorientierten Versorgung beitragen kann, sollte in Folgestudien untersucht werden.
Praktische Implikationen: Anhand der identifizierten Subgruppen mit unterschiedlichen Informationsbedürfnismustern und unter Berücksichtigung verschiedener Personenmerkmale, können mögliche Zielgruppen in der Praxis identifiziert und angesprochen werden.