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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Sind ältere Männer nach dem Verlust ihrer Ehepartner anfälliger für Depressionen als Frauen? Evidenz aus drei deutschen Alterskohorten (AgeDifferent.de Plattform)

Meeting Abstract

  • Franziska Förster - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP),, Leipzig, Germany
  • Alexander Pabst - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Germany
  • Janine Stein - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Germany
  • Susanne Röhr - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Germany
  • Margrit Löbner - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Germany
  • Kathrin Heser - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Germany
  • Lisa Miebach - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Germany
  • Anne Stark - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Germany
  • André Hajek - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Germany
  • Birgitt Wiese - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Germany
  • Wolfgang Maier - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Germany
  • Matthias. C. Angermeyer - Center for Public Mental Health, Center for Public Mental Health, Gösing a.W., Austria
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik Allgemeinmedizin, Hamburg, Germany
  • Michael Wagner - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Germany
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Germany
  • Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf122

doi: 10.3205/19dkvf122, urn:nbn:de:0183-19dkvf1228

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Förster et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Zuge der demographischen Entwicklung wird der Anteil älterer Menschen in den kommenden Jahren deutlich steigen. Mit dem Alter steigt zudem das Risiko, den Ehepartner zu verlieren. In der vorliegenden Studie wird im Längsschnitt die Auswirkung von Verwitwung auf das Auftreten einer depressiven Symptomatik mit besonderem Schwerpunkt auf Geschlechterunterschieden untersucht.

Fragestellung: Gibt es Unterschiede hinsichtlich der depressiven Symptomatik nach der Verwitwung zwischen Frauen und Männern? Und inwieweit unterscheiden sich verwitwete Frauen von nicht-verwitweten Frauen sowie verwitwete Männer von nicht-verwitweten Männern?

Methode: Es wurden die Daten der AgeDifferent.de Plattform verwendet, welche drei populations- und allgemeinarztbasierten deutschen Alterskohorten über 75 Jahren zusammenfasst (AgeCoDe/AgeQualiDe, AgeMooDe, LEILA75+). Zum Zweck einer integrativen Datenanalyse wurden die Daten gepoolt und qualitativ und quantitativ harmonisiert. Um zu untersuchen, ob Verwitwung mit der depressiven Symptomatik im Zeitverlauf assoziiert ist, wurden lineare Hybrid-Regressionsmodelle angewandt. Die Analysen wurden für die Gesamt-Stichprobe sowie stratifiziert für Männer und Frauen durchgeführt.

Ergebnisse: Von den 2.470 eingeschlossenen Befragten waren 1.256 männlich. Intraindividuell war Verwitwung in beiden Geschlechtern mit einer höheren depressiven Symptomatik im Zeitverlauf assoziiert. Interindividuell ergaben sich jedoch signifikante Unterschiede im stratifizierten Vergleich von Frauen und Männern. Unsere Analyse zeigte, dass verwitwete Männer generell ein höheres Risiko hatten, Depressionen zu entwickeln als verwitwete Frauen. Hinsichtlich der Schwere der Depression unterscheiden sich verwitwete Männer signifikant von nicht verwitweten Männern. Bei Frauen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Schwere der Depression.

Diskussion: Unabhängig von Verlusterfahrungen sind ältere Frauen im Allgemeinen deutlich depressiver als Männer. Unsere Studie zeigte jedoch, dass beide Geschlechter unter dem Verlust des Ehepartners leiden. Männer sind anfälliger für die Entwicklung einer Depression nach Verwitwung.

Praktische Implikationen: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass geschlechtsspezifische Interventionen zur Stärkung sozialer Netzwerke insbesondere nach typischen Lebensereignissen im hohen Alter erforderlich sind.