gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Von der Versorgungsforschung zur Partizipativen Versorgungsgestaltung

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Lorena Dini - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmeidzin, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf121

doi: 10.3205/19dkvf121, urn:nbn:de:0183-19dkvf1212

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Dini.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland leben ca. 41 Millionen Frauen und 41 % sind 50+. Der Anteil mittelalter und älterer Frauen steigt, je ländlicher die Region ist. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Alterung und des erhöhten Anteils der Frauen unter den Älteren und des Fachärztemangels wurde zwischen 2017 und 2019 im Projekt „Frauen 5.0“ (gefördert durch den Innovationsfonds, Förderkennzeichen 01VSF16030) die Versorgungssituation der Frauen 50+ analysiert und beschrieben.

Methode: Mix-Methods inkludierten Sekundärdatenanalyse, postalische quantitative Befragung von Hausärztinnen/Hausärzten (HÄ) (66% random sample) und Vollerhebung aller Gynäkologinnen/Gynäkologen (Gyn) sowie qualitative Interviews von Frauen 50+ der Region Nordost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Zudem wurden partizipative Methoden in Diskussionsrunden (fachspezifisch und fachübergreifend) im Projektverlauf herangezogen.

Ergebnisse: In der Region Nordost gibt es Kreise bei denen bis zu 52% der Frauen über 50 Jahre alt sind. Im Altersverlauf bleibt die allgemeinärztliche Inanspruchnahme relativ konstant, jedoch nimmt die Inanspruchnahme ambulanter gynäkologischer Versorgung kontinuierlich ab Im Durchschnitt nehmen 41 % der Frauen ab 50 Jahren in Deutschland eine gynäkologische Versorgung nicht mehr jährlich in Anspruch. Dabei wurde im aktuellen Krebsregister der Region genau in dieser Altersgruppe ein zweiter Anstieg von gynäkologischen Krebserkrankungen ausgewiesen. Frauen ab 50, die nicht mehr jährlich gynäkologisch versorgt wurden gaben persönliche Gründe (u.a. Angst, Schamgefühl, keine Zeit, fehlende Mobilität) sowie Systemische Barrieren (u.a Entfernung zu groß, keine Stammpraxis, Belastung durch Pflegende Angehörige) als Ursache der Nichtinanspruchnahme an. Weiterhin sind in der Region Nordost mehr als 30 % aller HÄ und Gyn über 60 Jahre alt, beide Fachgruppen schätzen zu 30% die zukünftige gynäkologische Versorgung als „bedroht“ ein und befürworten zu 75 % die Einführung einer strukturierten extra-budgetären Intervention (Check-Up „Frauen 50+“).

Diskussion: Um die Gesundheit und das Wohlbefinden für Frauen 50+ adäquat und zeitnah zu adressieren bedarf es der Stärkung der fachübergreifenden Versorgung. Neben der Einführung eines Check-Ups „Frauen 50+“, soll die Kompetenzentwicklung des Gesundheitspersonals durch Schulungen und die Bestärkung der Frauen 50+ mittels interdisziplinärer Teams vor allem in ländlichen Regionen, die als Anlaufstelle für HÄ und Gyn bei Feststellung von Beratungsbedarf sowie und Bestärkung der Frauen (Förderung von Gesundheitskompetenz) und Navigation im System.

Praktische Implikationen: Neue Konzepte der fachübergreifenden Versorgung sollten das nicht-ärztlichem Gesundheitspersonal strategisch einbinden. Gesundheitssystemische Interventionen sollen partizipativ von allen Stakeholder (mit)gestaltet werden und deren Umsetzung von einer angemessenen Evaluation (Implementationsevaluation) begleitet werden.