gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Arbeitsschutz als Führungsaufgabe in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Stephanie Burgess - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin & Versorgungsforschung, Tübingen, Germany
  • Melina Hippler - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin & Versorgungsforschung, Tübingen, Germany
  • Monika A. Rieger - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin & Versorgungsforschung, Tübingen, Germany
  • Esther Rind - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin & Versorgungsforschung, Tübingen, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf107

doi: 10.3205/19dkvf107, urn:nbn:de:0183-19dkvf1071

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Burgess et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Psychische Fehlbelastungen sind für Betriebe und die Gesellschaft mit gravierenden Konsequenzen verbunden, u.a. aufgrund der gesundheitlichen Folgen und der damit verbundenen krankheitsbedingten Folgekosten [1]. In der Arbeitswelt soll die Gesundheit der Beschäftigten u.a. durch das Arbeitsschutzgesetz gewährleistet werden. Detaillierte Studien zur Umsetzungspraxis des gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzes sind allerdings rar. Dabei obliegt die Initiierung und Organisation des Arbeitsschutzes in erster Linie den Arbeitgebern und Führungskräften. Führungskräfte sind in zweifacher Weise betroffen. Sie sind einerseits selbst den (psychischen) Belastungen in ihrem Betrieb ausgesetzt, andererseits sind sie hauptverantwortlich für die Einhaltung des Arbeitsschutzes, einschließlich der Prävention psychischer Belastungen. Gleichermaßen kann ihr Führungsstil positive oder negative Folgen für die Gesundheit der Mitarbeitenden haben. Bislang werden im Arbeitsschutz psychische Belastungen häufig nur unzureichend berücksichtigt. Analysen zeigen, dass im Vergleich zu klassischen physischen Gefährdungsfaktoren psychische Faktoren hier nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielen [2], [3]. Das Ziel dieser Studie ist eine Bestandsaufnahme, wie Führungskräfte ihre Verantwortung im Arbeitsschutz wahrnehmen und dieser nachkommen.

Fragestellungen: Wie kommen Führungskräfte ihrer Verantwortung im Arbeits-schutz nach? Wie können Führungskräfte in ihrer Verantwortung gestärkt werden?

Methode: Die Fragestellungen sollen mit Hilfe eines systematischen Literaturreviews beantwortet werden. Die Literaturrecherche findet in ausgewählten Datenbanken (Medline, Cochrane Database, PsycInfo, Business Source Premium) statt und wird durch Handsuche in ausgewählten deutschsprachigen Fachzeitschriften sowie Veröffentlichungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ergänzt. Der Aufbau des Suchstrings orientiert sich am PEO-Schema. Das Studienscreening und die -bewertung finden nach dem Vier-Augen-Prinzip statt. Es werden sowohl quantitative Studien als auch qualitative Studien eingeschlossen.

Ergebnisse: Aktuell wird die systematische Suche durchgeführt, sodass im Oktober die Ergebnisse des systematischen Reviews vorliegen werden.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Neben den Ergebnisse werden auch der methodische Zugang und die Übertragbarkeit in die Praxis diskutiert. Der Praxisbezug des Reviews ist durch die Einbettung in den vom BMBF geförderten transdisziplinären Forschungsverbund IMPROVEjob gegeben. Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer Intervention zur Prävention psychischer Belastungen von Beschäftigten in KMU. Die Ergebnisse des Reviews werden mit den Erkenntnissen des Projekts zusammengeführt um praktische Implikationen ableiten zu können.

Praktische Implikationen: Der Schwerpunkt des Arbeitsschutzgesetzes liegt auf der Verhältnisprävention, die auf Veränderung von Arbeitsbedingungen abzielt (§4 ArbSchG) und für dessen Umsetzung die Einbindung der Führungskräfte unerlässlich ist. Deshalb liegt der Fokus dieser Studie darauf, die Rolle von Führungskräften für den Arbeitsschutz – und hier insbesondere mit Blick auf die psychosozialen Belastungen – besser zu verstehen und Interventionsinhalte zur Stärkung der Führungsverantwortung abzuleiten. Maßnahmen zur Verbesserung sollten nicht nur betriebliche Strukturen in den Blick nehmen, sondern auch die Möglichkeiten und Handlungsfähigkeit von Führungskräften stärken. Daraus soll eine verbesserte Verhältnisprävention am Arbeitsplatz entstehen.

Anmerkung: Der Beitrag wird von den Autorinnen stellvertretend für den Forschungsverbund IMPROVEjob präsentiert.


Literatur

1.
EU-OSHA – European Agency for Safety and Health at Work. Calculating the cost of work-related stress and psychosocial risks – European Risk Observatory Literature Review. Luxembourg: Publications Office of the European Union; 2014.
2.
Lenhardt U, Beck D. Prevalence and quality of workplace risk assessments – findings from a representative company survey in Germany. Safety Science. 2016;86:48-56.
3.
Leitão S, Greiner BA. Psychosocial, Health Promotion and Safety Culture management – Are Health and Safety Practitioners involved? Safety science. 2017;91:84-92.