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Sektorenübergreifend gegen Wundinfektionen vorgehen – Potentiale der Delegation ärztlicher Leistungen bei der ambulanten Sanierung von Problemkeimen (STAUfrei-Projekt)
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Operative Interventionen bergen das Risiko von Wundinfektionen, insbesondere wenn multiresistente Erreger Verursacher sind. Schwerwiegende Infektionen bis hin zur Sepsis, verlängerte stationäre Krankenhausaufenthalte, einen gesteigerten Antibiotikaverbrauch sowie zusätzliche Arztbesuche können hierbei die Folge sein. Die vom Innovationsfonds geförderte Studie STAUfrei (01NVF17042) untersucht, ob eine Sanierung von MRSA (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus) und MSSA (Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus) im häuslichen Umfeld die damit zusammenhängenden Risiken bei elektiven Operationen im Krankenhaus verringert. Im Projekt wird die Sanierung maßgeblich durch in Hausarztpraxen angestellte Link Nurses koordiniert und unterstützt.
Link Nurses sind speziell im Bereich Hygiene und Erregerprävention geschulte Pflegekräfte oder medizinische Fachangestellte (MFA). Dabei werden Leistungen von Ärzten an Link Nurses delegiert und entsprechend honoriert. Neben den Screenings übernimmt die Link Nurse im Projekt das Fallmanagement positiv gescreenter Patienten, informiert diese über die notwendige Sanierungsmaßnahme und koordiniert notwendige Nachuntersuchungen. Sie agieren als Bindeglied zwischen den Sektoren und Einrichtungen und sind untereinander durch Fallbesprechungen vernetzt.
Fragestellung: Am Beispiel der Link Nurse, die eine zentrale Rolle bei der Intervention spielt, soll die Implementierbarkeit und der Mehrwert der Delegation ärztlicher Leistungen bei der ambulanten Sanierung von Problemkeimen untersucht werden.
Methode: STAUfrei ist eine prospektive, kontrollierte Interventionsstudie mit vorher-nachher Vergleich. Teilnehmer sind Patienten (>18 Jahre) mit einem elektiven Eingriff im Klinikum Heidenheim. Die Einteilung der Patienten zur Interventions- oder Kontrollgruppe basiert auf der Teilnahme der Haus- oder Facharztpraxen im bereits bestehenden MRSA Netzwerk, d.h. nur Interventionspraxen rekrutieren Patienten für die Intervention. Bei Interventionspatienten findet schon in der einweisenden Praxis ein Screening und ggf. eine prästationäre Sanierung sowie die Nachkontrolle (MRSA Testung bei Entlassung, 3 und 6 Monate post-OP sowie Wundkontrolle 3 Monate post-OP) statt. In der Kontrollgruppe wird wie bislang im stationären Kontext gescreent und saniert. Die Nachsorge findet ambulant in der Klinik statt. Die Intervention ist im April 2019 gestartet und dauert bis einschließlich März 2021. Neben der Reduktion von MRSA und MSSA Kolonisationen bei stationärer Aufnahme (Hauptzielparameter) wird die Wundinfektionshäufigkeit, Praktikabilität und Akzeptanz beim medizinischen Team sowie die Zufriedenheit mit dem Behandlungsprozess bei Patienten und Angehörigen erfasst. Ebenso wird die Wirtschaftlichkeit der neuen Versorgungsform evaluiert.
Ergebnisse: Es konnten 155 MFAs aus 52 Arztpraxen rekrutiert und erfolgreich zur Link Nurse geschult werden. Erste Erfahrungen mit der Umsetzung der Intervention und deren Integration in den Praxisalltag werden auf dem Kongress präsentiert.
Diskussion: Bei der Vorstellung der Intervention wird insbesondere auf die Rolle der geschulten Link Nurse eingegangen. Link Nurses können die niedergelassenen Ärzte entlasten und als kompetenter Berater der Patienten im Sanierungsprozess fungieren. Sie sind somit zu großen Teilen für die Umsetzung der Intervention verantwortlich.
Praktische Implikationen: Zeigt das in STAUfrei erprobte Konzept positive Effekte, kann eine deutschlandweite Implementierung dieser neuen Versorgungsform empfohlen werden. Dazu gehört die Entwicklung und Einführung einer standardisierten Schulung für Link Nurses in Praxen sowie die Erweiterung der Vergütung für diese Maßnahmen.
*Hinweis: Abstract stammt aus der AG Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung