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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Nutzung von Gesundheits-Apps von Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes: Ergebnisse zweier populationsbasierter Surveys

Meeting Abstract

  • Paul Gellert - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie, Berlin, Germany
  • Lena Stühmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie, Berlin, Germany
  • Clemens Ernsting - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie, Berlin, Germany
  • Adelheid Kuhlmey - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf083

doi: 10.3205/19dkvf083, urn:nbn:de:0183-19dkvf0833

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Gellert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Gesundheits-Apps können dazu beitragen, gesundheitsbezogene Verhalten zu ändern und spielen auch in der Versorgung chronischer Erkrankungen, etwa bei Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) und Diabetes mellitus (T2DM), eine immer größere Rolle. Es bedarf jedoch weiterer Forschung zu spezifischen Determinanten der Verwendung von Gesundheits-App bei Menschen mit CVD und T2DM.

Fragestellung: Das Ziel von Studie 1 war es, Determinanten zu identifizieren, die mit der Verwendung von Gesundheits-Apps bei Personen mit CVD und/oder T2DM in Zusammenhang stehen, während Studie 2 Determinanten der Verwendung von Gesundheits-App bei Erwachsenen mit T2DM, mit Fokus auf Versorgung, untersuchte.

Methode: Studie 1 war eine bevölkerungsbasierte, webbasierte Umfrage (N = 1500) bei Menschen ab 35 Jahren mit CVD oder T2DM oder beiden Erkrankungen. Es wurden dabei 3 Untergruppen untersucht: Personen mit CVD (n = 1325), Personen mit Diabetes (n = 681) und Personen mit CVD und Diabetes (n = 524). Soziodemografische Determinanten, Gesundheitsverhalten, CVD, T2DM, Health Literacy und eHealth Literacy, Merkmale der Verwendung von Gesundheits-Apps und Merkmale der Apps selbst wurden anhand von Fragebögen erfasst.

Die Studienpopulation in Studie 2 bildeten 1149 Erwachsene mit bekanntem T2DM aus einer bundesweiten Telefonumfrage des Robert Koch-Instituts. Unter Smartphone-Besitzern wurden soziodemografische, diabetesbezogene, psychologische und gesundheitliche Determinanten sowie die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung untersucht. In beiden Studien wurden multivariable logistische Regressionsmodelle verwendet, diese wurden in Studie 2 gewichtet.

Ergebnisse: Insgesamt waren in Studie 1 die Muster der Faktoren, die mit der Anwendung von Gesundheits-App verbunden sind, bei Personen mit CVD oder Diabetes oder beiden vergleichbar. Bei Menschen mit beiden Erkrankungen berichtete etwa jeder vierte Teilnehmer, dass er Apps für gesundheitliche Zwecke verwendet, wobei körperliche Aktivität und Gewichtsabnahme die häufigsten Verhaltensweisen waren. Benutzer von Gesundheits-Apps waren jünger (OR = 0,93), häufiger Frauen (OR = 0,70), besser ausgebildet (OR = 3,59) und berichteten über mehr körperliche Aktivität (OR = 2,16) als Nichtnutzer. App-Nutzer verfügten weiterhin über eine höhere eHealth Literacy als Nichtnutzer (OR = 2,23). In Studie 2, die Menschen mit T2DM untersuchte, waren App-Nutzer jüngeren Alters OR = 1,78), weiblichem Geschlechts (OR = 1,78), nutzen eher ein Blutzuckermessgerät oder einen Glukosesensor (OR = 6,56) und waren optimistischer keine Diabetes-Komplikationen zu entwickeln (OR = 1,43).

Diskussion: Es gibt gesundheits- und literacybedingte Ungleichheiten bei der Nutzung von Gesundheits-Apps bei Menschen mit CVD und/oder T2DM. Gerade in Bezug auf das T2DM-Management scheinen nur wenige Determinanten relevant zu sein, um die Verwendung von Gesundheits-Apps bei Menschen mit T2DM zu erklären, was darauf hinweist, dass in Zukunft mehr Forschung erforderlich ist, die herausfindet, welche Menschen mit T2DM Gesundheits-Apps verwenden und warum.

Praktische Implikationen: Die vorgestellten Befunde können in Gesundheitsberufen Tätige, etwa Endokrinologen, Diätassistenten, Kardiologen oder Allgemeinmediziner, unterstützen, Menschen mit CVD und T2DM und deren Affinität zu Gesundheits-Apps besser zu charakterisieren. Darüber hinaus scheint eHealth Literacy eine Voraussetzung für die erfolgreiche Verwendung von Gesundheits-Apps zu sein, die bei Strategien zur Prävention und zum Krankheitsmanagement in Betracht gezogen werden sollte, um die Gesundheit von Menschen mit CVD und T2DM zu verbessern.