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Kosten der Leistungserbringer bei HIV-Patienten unter antiretroviraler Therapie aus Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung – Ergebnisse aus der PROPHET-Studie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Ende 2016 lebten in Deutschland ca. 88.000 Menschen mit HIV oder AIDS [1]. Die moderne HIV-Therapie ermöglicht den Patienten ein nahezu normales und vergleichbar langes Leben wie die nicht betroffene Bevölkerung. Dabei liegen aber nur wenige Daten über die HIV-Krankheitskosten in Deutschland vor.
Fragestellung: In dieser Auswertung werden die Kosten der Leistungserbringer der gesetzlich versicherten HIV-Patienten der PROPHET-Kohorte dargestellt. Hierbei erfolgt eine Aufgliederung der Ergebnisse entlang der Therapiestrategie.
Methode: Mittels standardisierter Fragebögen wurden klinische und gesundheitsökonomische Daten von HIV-Patienten mit Erstbehandlung bei einer Beobachtungsdauer von 24 Monaten mit fünf Folgeerhebungen (Monate 3, 6, 12, 18, 24) gewonnen. Eingeschlossen in die Kostenanalyse wurden alle Patienten, die zu allen Erhebungszeitpunkten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert waren, von denen mindestens einer von vier gesundheitsökonomischen Fragebögen im Verlauf vorliegt und die nicht im Laufe der Studie ausgetreten sind. Die Preise wurden aus GKV-Perspektive für das Basisjahr 2017 zugrunde gelegt.
Ergebnisse: 292 von 434 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. 42% davon wurden bei Therapiebeginn als Late Presenter (CD4-Zellzahl < 350/µl und/oder vorliegende AIDS-definierende Erkrankung) eingestuft. Die Patientencharakteristika unterscheiden sich zwischen den Therapiearmen (basierend auf einem Nicht-Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI), einem geboosterten Proteasehemmer (PI) oder einem Integrasehemmer (INI)) signifikant: Anteil Late Presenter: NNRTI-Arm 26%, PI-Arm, INI-Arm 41%. Bei 10% der Patienten lag zu diesem Zeitpunkt eine AIDS-Manifestation vor (NNRTI 1%, PI 20%, INI 10%). Durchschnittlich ergaben sich aus Perspektive der GKV annualisierte Kosten in Höhe von 356€ pro Patient bei HIV-Schwerpunktbehandlern. Bei 26% der Patienten kam es aufgrund der HIV-Infektion zu weiteren ambulanten Arztkontakten. Die jährlichen Kosten hierfür beliefen sich über alle 292 Studienteilnehmern auf insgesamt 21€ pro Person. 84% der Patienten berichteten weitere ambulante Arztkontakte aufgrund von Komorbiditäten. Hierbei summierten sich die annualisierten durchschnittlichen Kosten auf 133€ pro Studienteilnehmer. Krankenhauskontakte bedingt durch die HIV-Infektion betrafen 5% der Patienten und kosteten durchschnittlich 252€ pro Studienteilnehmer. Krankenhauskontakte aufgrund von Komorbiditäten betrafen 21% der Patienten mit durchschnittlichen Kosten in Höhe von 466€ pro Studienteilnehmer. Dabei zeichnet sich im Vergleich der ersten beiden Therapiejahre kostenartenübergreifend eine Entwicklung zu abnehmenden Krankheitskosten ab.
Diskussion: Es weisen Patienten in dem NNRTI-Studienarm, verglichen mit dem Referenzarm innerhalb der gesundheitsökonomischen Analyse (INI), signifikant niedrigere Kosten für Hospitalisierung aufgrund von HIV auf. Die erklärt sich über die signifikant geringere Krankheitslast (weniger Late Presenter, weniger Patienten mit AIDS) in dem NNRTI-Arm und unterstreicht die Bedeutung eines frühen Therapiestartes und einer guten Krankheitskontrolle. Eine Besonderheit bezüglich der Vergleichbarkeit der Ergebnisse liegt in der Eigenschaft der PROPHET-Studie, dass der Baseline Zeitpunkt deckungsgleich mit dem Beginn der antiretroviralen Therapie (ART) ist. So ist es möglich, die Kostenentwicklungen im Verlauf der ersten beiden Therapiejahre darzustellen. Die Kosten der ART, die weiter den Großteil der Kosten darstellen, werden gesondert veröffentlicht.
Praktische Implikationen: Die gewonnenen Ergebnisse liefern einen detaillierten Überblick über den Ressourcenverbrauch des hier untersuchten Patientenkollektivs der PROPHET-Kohorte bei verschiedenen Leistungserbringern aus Perspektive der GKV und lassen zusammen mit den Kosten für die ART Rückschlüsse auf die ökonomische Bedeutung der Erkrankung und ihrer Therapie zu.