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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Interaktive Live-Teledermatologie – ein systematisches Review

Meeting Abstract

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  • Valerie Frederike Andrees - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
  • Toni Maria Klein - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
  • Marina Otten - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf034

doi: 10.3205/19dkvf034, urn:nbn:de:0183-19dkvf0346

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Andrees et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die rasante Entwicklung der Telemedizin in den letzten zwei Jahrzehnten bietet Möglichkeiten, den Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Fachwissen zu verbessern, die Gesamtqualität der Versorgung zu steigern und die Kosten der Gesundheitsversorgung zu senken. Zum einen umfasst Telemedizin Anwendungen, mit denen Daten oder auch Bilder gespeichert und weitergeleitet werden können, um diese an anderer Stelle und zu anderen Zeiten zu überprüfen. Zum anderen umfasst Telemedizin Live-Interaktionen (LI), die eine medizinische Versorgung mittels Videokonferenzen ermöglichen. Telemedizin eignet sich besonders für die Dermatologie, da die meisten dermatologischen Erkrankungen äußerlich sichtbar und somit über Video diagnostizierbar sind. Allerdings fehlt es an aktuellen Übersichten über die Effektivität, die Kosten und die Genauigkeit von Teledermatologie, insbesondere von LI-Anwendungen.

Fragestellung: Im vorliegenden systematischen Review geben wir einen Überblick zu bisher veröffentlichten Forschungsergebnissen zur interaktiven Live-Teledermatologie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Studien, die LI-Teledermatologie mit der Standardversorgung vergleichen.

Methode: Die Datenbanken EMBASE und MEDLINE wurden durchsucht und alle bis zum 13. August 2018 veröffentlichten peer-review Artikel wurden aufgenommen. Zusätzlich wurden Referenzlisten eingeschlossener Artikel auf weitere geeignete Literatur untersucht. Zwei Autoren begutachteten Titel und Abstracts. Ausgeschlossen wurden Rezensionen, Briefe und Tagungsbeiträge sowie Texte, die nicht in deutscher oder englischer Sprache veröffentlicht wurden. Es wurden Anwendungsgebiete, Anwender, Studienqualität, die zum Vergleich verwendeten Implementationsindikatoren (z.B. Machbarkeit, Effektivität), sowie Ergebnisse des Vergleichs zwischen Teledermatologie und Standardversorgung untersucht.

Ergebnisse: Es konnten 682 Einträge in der elektronischen Datenbankrecherche identifiziert werden. Nach Entfernen von Duplikaten verblieben 635 Einträge, von denen 440 aufgrund des Titel- und Abstractscreenings und 178 aufgrund des Volltextscreenings ausgeschlossen wurden. Vier Artikel wurden bei der Durchsicht der Referenzlisten identifiziert. Somit wurden 21 Publikationen inhaltlich tiefergehend analysiert. Die untersuchten Studien wurden in den USA, Großbritannien, Spanien, Norwegen, Kanada, Indien, Österreich oder Neuseeland durchgeführt. Alle Studien hatten ein Fall-Kontroll-Design, fünf von ihnen waren ein RCT. Die Anzahl der in die Studien eingeschlossenen Patienten lag zwischen 11 und 547. Größtenteils wurden Anwendungen indikationsübergreifend für verschiedene Hautkrankheiten genutzt (n=18) und nur selten indikationsspezifisch: chronischen Wunden (n=3), Verbrennungen (n=1). Die Studien untersuchten entweder eine Anwendung für die Kommunikation zwischen verschiedenen Versorgungsanbietern (z.B. Ärzte, Pflegepersonal; n=1), zwischen Anbietern und Patienten (n=7) oder zwischen Anbieter und Patienten auf der einen Seite mit Anbietern auf der anderen Seite (n=13). Die Anwendungen wurden zum Monitoring und/oder zur Diagnosestellung verwendet. Im Hinblick auf die untersuchten Implementationsindikatoren (z.B. Machbarkeit, Effektivität, Diagnoseübereinstimmung) wurden die LI-Anwendungen mindestens gleichwertig und teilweise besser als die Standardversorgung bewertet. Zu den Kosten gab es diskrepante Ergebnisse. Die Qualität der Studien erwies sich als sehr unterschiedlich.

Diskussion: Bisher gibt es sehr wenige Studien, die sich mit der LI-Teledermatologie befassen, insbesondere fehlen RCTs. Die Anwendungen wurden hauptsächlich indikationsübergreifend eingesetzt. Zudem liegen nur wenige Ergebnisse zu Anwendungen für die Kommunikation zwischen Patienten und Anbietern vor. Das Review gibt einen Überblick über verschiedene Anwendungsarten und deren überwiegend positiven Ergebnisse im Vergleich zur Standardversorgung. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass teledermatologische LI-Anwendungen eine gute Alternative zur Standardversorgung darstellen können, jedoch mangelt es an Evidenz.

Praktische Implikationen: Die Studienergebnisse zeigen, dass der Vergleich von LI-Teledermatologie mit der Standardversorgung positiv ausfällt. Dies sind vielversprechende Ergebnisse, da LI-Teledermatologie viele Vorteile bietet, um Patienten mit geringerem Ressourcenaufwand zu versorgen. Um die Vorteile genauer zu untersuchen fehlen allerdings neuere Untersuchungen und insbesondere solche mit hoher Studienqualität.