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Dermatologische Versorgung der Rosazea in einer ländlichen Region am Beispiel des Bayerischen Waldes (WALD-Studie 2017)
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Veröffentlicht: | 26. September 2017 |
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Hintergrund: Rosazea zählt mit einer Punktprävalenz von 2-3% zu den häufigsten Hauterkrankungen in der deutschen Bevölkerung. Gehäuft tritt dieses Krankheitsbild erst im mittleren Erwachsenenalter auf. Das Ausbilden einer Rosazea kann unteranderem durch die solare UV-Strahlung getriggert werden. Aufgrund eines hohen Bevölkerungsanteils an über 65-Jährigen und vielen Außenberufen mit starker UV-Exposition, kann insbesondere bei der ländlichen Population von einem hohen Versorgungsbedarf ausgegangen werden.
Methode & Fragestellung: Die Querschnittstudie soll als Modellprojekt erste Aufschlüsse über Hauterkrankungen und die entsprechende medizinische Versorgung im Bayerischen Wald geben, welches in der bisherigen Versorgungsforschung ein weitestgehend unberücksichtigtes Gebiet ist. In den Wartezimmern von Haus- und nicht-dermatologische Fachärzten (Internisten, Orthopäden, Rheumatologen) in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau, Regen und Cham wurden 935 Personen mithilfe eines standardisierten Papierfragebogen befragt. Die hiervorliegende Datenauswertung fokussiert sich auf die Punktprävalenz der Rosazea und deren medizinische Versorgung. Die deskriptive Analyse wurde mittels SPSS durchgeführt.
Ergebnisse: Für die hiervorgestellte Auswertungen wurden 512 Probanden (männlich 39,5 %, weiblich 60,5 %) mit einem mittleren Alter von 49,5 Jahren +/- 15,68 zufällig aus der gesamten Stichprobe gezogen. Davon gaben 21 (4,1 %) an, an einer Rosazea zu leiden. Das Durchschnittsalter der 16 betroffenen Frauen und 4 betroffenen Männer (ein Rosazea-Patient machte keine Angaben zum Geschlecht) liegt bei 57,9 Jahren +/- 12,39 Jahre und ist damit deutlich höher als das der gesamten 512 Teilnehmer. Nur 57,1 % der Rosazea-Fälle werden von einem Dermatologen behandelt. 19 % der Betroffenen gaben an, dass ihre Rosazea überhaupt nicht oder von ihnen selber behandelt wird. Unter den Rosazea-Patienten suchen 71,4 % bei Hautveränderungen jeglicher Art zuerst den Hausarzt auf, während nur 33,3 % den Hautarzt als erste Anlaufstelle nannten (zwei Fälle gaben sowohl Hautarzt als auch Hautarzt an). Zum Vergleich gaben von allen zufällig ausgewählten 512 Probanden, 66,2 % an bei Hautveränderungen jeglicher Art zuerst den Hausarzt und 31,4 % zuerst den Hautarzt aufzusuchen.
Schlussfolgerung: Die Punktprävalenz von Rosazea im Bayerischen Wald scheint mit 4,1 % höher zu sein als in der Literatur angegeben. Nur die Hälfte der Rosazea-Patienten befinden sich in dermatologischen Versorgung. Die Allgemeinmedizin leistet einen erheblichen Beitrag an der Diagnostik und Therapie der Rosazea. Bei einem fortschreitenden Hausärztemangel im Bayerischen Wald könnte dies die Gesundheitsversorgung vor große Herausforderungen stellen.