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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Die Rolle des Hausarztes als Bindeglied zwischen ambulanter Behandlung und Notfallversorgung

Meeting Abstract

  • Linda Sanftenberg - Institut für Allgemeinmedizin, München, Germany
  • Markus Huber - Institut für Allgemeinmedizin, München, Germany
  • Jörg Schelling - Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Oliver Abbushi - Institut für Allgemeinmedizin, München, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP131

doi: 10.3205/17dkvf379, urn:nbn:de:0183-17dkvf3796

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Sanftenberg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Überlastete Notaufnahmen und Spekulationen über ungerechtfertigte Inanspruchnahme der teuren Notfallbehandlung führen immer wieder zu regionalen Schlagzeilen, objektiviert sind die Fälle allerdings nur ungenügend. Die erstmalige diesbezügliche Datenerhebung in Bezug auf das Versorgungssystem in München wird in der Studie dargestellt.

Fragestellung: Wie charakterisiert sich das Patientengut der internistischen Nothilfen in München mit Quantifizierung der Hausarztanbindung und Beurteilung der Krankenhauspflichtigkeit der Patienten?

Methode: Es handelt sich um eine direkte Patientenbefragung im klinischen Alltag in vier internistischen Nothilfen Münchens. Die Patienten individuell mit einem standardisierten und anonymen Fragebogen interviewt. Dabei wurden sowohl soziodemographische, als auch krankheitsbezogene und versorgungsrelevante Daten gesammelt.

Ergebnisse: 502 Patienten gingen die Studie ein. 93,5% dieser Patienten gaben an, einen festen Hausarzt zu haben, 51,6 % gaben sogar ein Betreuungsverhältnis von über zehn Jahren an, wobei der Hausarzt einmal oder mehrmals im Quartal konsultiert werden würde.

Patienten, die eine Einweisung ins Krankenhaus mitbrachten, waren zu fast zwei Drittel vom Hausarzt geschickt worden.

Von den Patienten, welche die Notaufnahme ohne vorherige Arztkonsultation aufsuchten, wurden Gründe wie die Dringlichkeit der Beschwerden, das gewollte Zuwarten oder auch Angst genannt.

Es zeigte sich, dass Patienten mit einer Krankenhauseinweisung signifikant häufiger stationär aufgenommen wurden und krankenhausrelevanter waren (Fußgänger ohne Einweisung 46,9 % stationär, Patienten mit Hausarzteinweisung 76,6 %, p<0,001).

Diskussion: Die Anbindung an den Hausarzt ist außerordentlich gut. Dabei ist der Hausarzt ist der primäre Ansprechpartner für Patienten in Akutsituationen, selektiert dabei mit hoher Präzision die krankenhauspflichtigen Patienten und hat daher eine führende Rolle in der Notfallversorgung. Auch die Quantität der Einweisungen durch den Hausarzt und die häufige Notwendigkeit einer stationären Behandlung dieser Patienten zeigt die gute Vorselektion und Einschätzung der Notfallsituation durch den Hausarzt. Zahlreiche Patienten würden von einem Arztkontakt vor Ihrer Vorstellung in der Nothilfe profitieren, jedoch sind die Beweggründe wie Angst oder unzureichendes Wissen über Alternativen ernst zu nehmen.

Praktische Implikationen: Durch die Beschreibung der Daten ist es möglich, sowohl für Wissenschaft, als auch für Behandelnde und Patienten ein Bewusstsein zu schaffen, für die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Präselektion eines Notfallpatienten durch den Hausarzt.

Wünschenswert wäre, das Kollektiv der nicht krankenhauspflichtigen Patienten zu reduzieren, die trotzdem im klinikgebundenen Notfallsystem abgeklärt werden und diese besser an ambulante Behandlungen anzubinden. Dazu ist langfristig mehr Aufklärung, Information, Lenkung und bessere Vernetzung im Notfallsystem erforderlich.