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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Bestandsaufnahme der regionalen Versorgungssituation

Meeting Abstract

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  • Lisa Seinen - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Germany
  • Markus Lüngen - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP127

doi: 10.3205/17dkvf375, urn:nbn:de:0183-17dkvf3751

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Seinen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Sicherstellung der Versorgung in der Fläche stellt eine der zentralen Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem dar. Derzeit werden regionale Situationen oftmals noch nicht systematisch analysiert. Es fehlen aussagekräftige Gegenüberstellungen mit vergleich-baren Regionen. Die Einschätzungen der betroffenen Bevölkerungsgruppen sowie der regio-nalen Experten werden häufig nicht gleichwertig in die Analyse einbezogen. Die Handlungsempfehlungen basieren oft nicht auf vorhandener Evidenz für effektive Versorgungsprogramme oder erschöpfen sich in kaum umsetzbaren Forderungen für die Bundesebene.

In einer konkreten Studie für die betroffene Region, gefördert durch öffentliche Mittel, soll idealtypisch die mögliche Verbesserung der Versorgungssituation analysiert und mit den Beteiligten auf den Weg gebracht werden.

Fragestellung:

  • Wie stellt sich die Versorgungssituation der Bevölkerung in der betroffenen Region dar?
  • Welche Handlungsfelder können durch Befragung der Allgemeinbevölkerung und Experten aufgezeigt werden?
  • Welche evidenzbasierten Programme greifen die Problemfelder auf und können in der Region etabliert werden?

Methode: Das Forschungsvorhaben basiert auf mehreren methodischen Ansätzen:

1.
Qualitative Datenerhebung mittels Experteninterviews: Politiker/innen, Vertreter/innen von entsprechenden Verbänden und Leistungserbringer werden persönlich über nichtstandardisierte Interviews anhand eines Leitfadens befragt. Dazu wurde ein Interviewleitfaden für Leistungserbringer der Region erstellt, ein zweiter Leitfaden für Vertreter/innen von Institutionen. Die Interviews werden transkribiert und in Bezug auf Problembereiche in der Region ausgewertet.
2.
Quantitative Datenerhebung mittels schriftlicher Befragung der Allgemeinbevölkerung: Zur schriftlichen Befragung der Allgemeinbevölkerung zur Einschätzung der Gesundheitsversorgung in der Region wurde ein Fragebogen entwickelt. Die Fragen wurden, sofern möglich, aus den Befragungen des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung sowie der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA) des Robert Koch-Instituts übernommen. Dadurch sind Vergleiche mit Gesamtdeutschland oder anderen Regionen in Deutschland möglich.
3.
Validierung der ermittelten Problembereiche: In einer Gruppenphase werden die ermittelten Problembereiche oder auch positiv hervor gehobene Aspekte den oben genannten Gruppen vorgestellt und nochmals diskutiert.
4.
Entwicklung von Lösungsstrategien: In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Gesundheitsprogrammen, welche in der Vergangenheit durchgeführt und im Hinblick auf ihre Effektivität evaluiert wurden (bspw. Cochrane-Datenbank). Die für die Region ermittelten Problembereiche werden systematisch mit dieser vorhandenen Evidenz abgeglichen und darauf basierend werden regional umsetzbare Vorschläge erarbeitet.

Das Zusammenspiel der verschiedenen Methoden soll sicherstellen, dass sowohl die Ansprüche der Region berücksichtigt werden, gleichzeitig aber auch konkrete Lösungen entwickelt werden können. Die starke Dialogbasis der gesamten Studie soll helfen, die Akzeptanz für Maßnahmen herzustellen.

Ergebnisse: Es wird erwartet, dass die Kombination quantitativer und qualitativer Befragungen unterschiedlicher Anspruchsgruppen umfassende Erkenntnisse zur bestehenden Versorgungssituation in der Region liefert und Handlungsfelder aufdeckt.

Beispiele für Handlungsfelder könnten die Notfallversorgung, der Einsatz und die Akzeptanz von Telemedizin, die gezielte Verbreitung von primär präventiven Maßnahmen oder auch die Kooperation der Leistungserbringer zur Sicherstellung der Erreichbarkeit ärztlicher Versorgung in ländlichen Gebieten sein.

Ein weiteres Ergebnis der Arbeit wird der Aufbau einer Datenbasis sein, die für weitere Projekte in der Region oder auch die Anfertigung von Zeitreihen dienen kann.

Diskussion: Die innovative Studie soll es ermöglichen, für eine abgegrenzte Region in engem Dialog zwischen Leistungserbringern, Bevölkerung und Wissenschaft die Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Die Stärken der Studie liegen in der Basierung auf transparenten und etablierten Methoden unter weitgehendem Verzicht von rein normativen Argumentationen. Eine Herausforderung stellt die Ansprache aller relevanten Gruppen in der Bevölkerung und auch Expertengruppen dar. Zudem ist zu erwarten, dass nicht für jedes identifizierte Problem ein Gesundheitsprogramm mit höchster Evidenzstufe existiert.


Literatur

1.
Bertelsmann Stiftung. Unsere Daten – Fragebogen Versicherte. 2016. Online verfügbar unter http://gesundheitsmonitor.de/ueber-uns/unsere-daten/ Externer Link
2.
Hübner U, et al. ROSE – das lernende Gesundheitssystem in der Region Osnabrück-Emsland. International Journal of Health Professions (Verein zur Förderung der Wissenschaft in den Gesundheitsberufen. Zürich, Schweiz). 2016;3(1).
3.
Robert Koch-Institut. Fragebogen GEDA. 2016. Online verfügbar unter http://www.geda-studie.de/fragebogen.html Externer Link