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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Glückserleben in der Hausarztpraxis – eine geplante mixed-methods Studie

Meeting Abstract

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  • Lena Werdecker - Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
  • Tobias Esch - Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP036

doi: 10.3205/17dkvf297, urn:nbn:de:0183-17dkvf2974

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Werdecker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland wird die Primärversorgung zentral durch Hausärztinnen und -ärzte sowie ihre Mitarbeitenden sichergestellt. Laut Studienlage haben sie zum Teil eine beeinträchtigte Arbeitszufriedenheit. Bei Ärztinnen und Ärzten zeigen sich ein Risiko für Burnout, Depressionen, Substanzmissbrauch und höhere Suizidraten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Beeinträchtigungen des Wohlbefindens haben nicht nur persönliche Folgen, sondern wirken sich auch auf die Versorgungsqualität aus. International bearbeitet als „physician factor“, wird das Thema hierzulande trotz der prominenten Rolle von Ärztinnen und Ärzten im deutschen Gesundheitssystem bislang vernachlässigt.

Fragestellung: Wie zufrieden und glücklich sind die in der Primärversorgung Tätigen? Was fördert und was hemmt Arbeitszufriedenheit und Glückserleben? Welche Rolle spielt das Praxisteam in diesem Zusammenhang?

Methode: Das mixed-methods Studiendesign umfasst zum einen eine quantitative Querschnittserhebung in Teilen von NRW mit standardisierten und validierten Messinstrumenten u.a. zum subjektiven Gesundheitszustand und der Arbeitszufriedenheit. Die Datenanalyse sieht zunächst eine deskriptive Auswertung zur Beschreibung der Studienpopulation und der jeweiligen Skalen der Messinstrumente vor. Anschließend ist die Anwendung multivariater Verfahren geplant. Zum anderen beinhaltet das Design eine qualitative Datenerhebung anhand von a) teilnehmender Beobachtung in Praxen, b) Einzelinterviews mit Ärztinnen und Ärzten sowie Mitarbeitenden und c) Fokusgruppen getrennt nach Berufsgruppen. Die Auswertung erfolgt anhand einer Methodentriangulation. Im Rahmen der Integration der Forschungsdaten ist ein member check (kommunikative Validierung) geplant.

Ergebnisse: Die Untersuchung generiert Erkenntnisse über das momentane Glückserleben von Hausärztinnen und -ärzten sowie ihren Mitarbeitenden. Positive wie negative Faktoren, die Glückserleben und Arbeitszufriedenheit beeinflussen, können identifiziert werden. Die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Primärversorgung wird beleuchtet.

Diskussion: Da in Deutschland das Glückserleben von Praxisteams in der Primärversorgung bislang kaum untersucht wurde, soll die geplante Studie einen Beitrag dazu leisten, die Bedeutung der verschiedenen Einflussfaktoren auf das Glückserleben von Praxisteams tiefergehend zu verstehen.

Die Studie unterscheidet sich durch ihre Datentriangulation von bisher durchgeführten Studien in diesem Forschungsbereich. Der Fokus auf das Praxisteam in der ambulanten Primärversorgung überwindet die getrennte Betrachtung der ärztlich und nicht-ärztlich Tätigen. Neben personenbezogenen und berufsgruppenspezifischen Einflussfaktoren zielt die Untersuchung darauf ab, Erkenntnisse über die Bedeutung des Systems „Hausarztpraxis“ zu liefern.

Praktische Implikationen: Anhand der Ergebnisse des mixed-methods Studiendesigns sollen Ressourcen von Praxisteams identifiziert werden, die potenziell mithilfe von Interventionsmaßnahmen gestärkt werden können, um so das Glückserleben der Praxisteams sowie die Qualität der Patientenversorgung zu steigern. Interventionsmaßnahmen können dann gemeinsam mit der Zielgruppe entwickelt und anschließend beispielhaft in der Praxis getestet werden. Neben dem Präventionsansatz geben die Studienergebnisse Hinweise auf positive Aspekte des Hausarztberufs, die schließlich für die Nachwuchsgewinnung genutzt werden können.