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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Evaluation der Modellprojekte nach §64b SGB V – ein mixed method Ansatz

Meeting Abstract

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  • Sebastian von Peter - Psychiatrische Universitätsklinik der Charite, Berlin, Germany
  • Yuriy Ignatyev - Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf, Germany
  • Martin Heinze - Medizinischen Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP035

doi: 10.3205/17dkvf296, urn:nbn:de:0183-17dkvf2966

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 von Peter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: International wird in der psychiatrischen Versorgung ein breites Spektrum an teambasierten, stationsersetzenden Modellen genutzt. Infolge neuerer Gesetzgebung (§64b SGB V) ist auch in Deutschland die sektorübergreifende Behandlung psychisch erkrankter Menschen erleichtert worden. Diese sogenannten Modellprojekte nutzen ein klinikbezogenes Gesamtbudget, das es den Leistungserbringern freistellt, ob sie ihre Leistung stationär oder ambulant erbringen. Inzwischen haben sich deutschlandweit 19 Modellprojekte gebildet, die eine integrierte, flexible und bedarfs-, bzw. bedürfnisgerechte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörigen anbieten können.

Fragestellung: In diesem Vortrag wird einerseits das Design und wesentliche Ergebnisse des Evaluationsprojekts „EvaMod64b“ vorgestellt. Andererseits soll die Frage im Fokus stehen, wie sich qualitative und quantitative Daten in einem naturalistischen Studiendesign integrieren lassen.

Methode: In einem mixed method Forschungsdesign wurden die multi-varianten Effekte von neun Modellprojekten aus fünf Bundesländern auf Patienten, Angehörige und Mitarbeiter evaluiert. Im Vorfeld der Erhebung wurden mit Hilfe der Grounded Theory Methodologie 11 Indikatoren entwickelt, die die wesentlichen Charakteristika der Modellversorgung abbilden. In der Erhebungsphase wurden sowohl Routinedaten erhoben, als auch eine standardisierte Befragung mit einem für die Modellversorgung eigens entwickelten Fragebogen durchgeführt. Außerdem wurden Fokusgruppen und Experten-Interviews eingesetzt. Die Daten wurden mit Hilfe eines komplexen Regressionsmodells sowie der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Die durch die Modellversorgung bedingten Veränderungen wurden bei großen Teilen der befragten PatientInnen wahrgenommen und positiv bewertet. Demgegenüber zeigten sich die Angehörigen ambivalenter und erlebten, bzw. befürchteten einen Mehraufwand durch die Ambulantisierung der psychiatrischen Versorgung. Auch die in den Modellprojekten beschäftigten MitarbeiterInnen zeigten sich in ihrer Einschätzung gespalten, wobei vor allem die Be-rufsgruppe der Pflege eine höhere Belastung beschrieb.

Methodisch gelang die Integration der Daten der quantitativen und qualitativen Erhebung vor allem mit Hilfe der der 11 Modellversorgungs- spezifischen Indikatoren. Diese waren grundlegend für die Fragestellungen sowohl des quantitativen als auch des qualitativen Studienteils, strukturierten die Auswertung beider Datensätze und verhalfen dadurch der Zusammenführung der Ergebnisse.

Diskussion: Inhaltlich werden mögliche Gründe für die unterschiedlichen Einschätzungen der befragten Beteiligten der Modellversorgung diskutiert. Methodisch werden die Möglichkeiten von theoriegeleiteten und gleichzeitig empirisch verankerten Indikatoren für die Zusammenführung unterschiedlicher methodischer Ansätze erörtert.

Praktische Implikationen: Der Vortrag soll einerseits ermöglichen, sich inhaltlich mit den Chancen und Grenzen der sektorübergreifenden, psychiatrischen Versorgung auseinanderzusetzen. Andererseits sollen Wege aufgezeigt werden, wie sich Daten von qualitativen und quantitativen Ansätzen integ-rieren lassen.