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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Modellierung der Krankheitskosten des malignen Melanoms in Europa

Meeting Abstract

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  • Magdalene Krensel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Ines Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP021

doi: 10.3205/17dkvf283, urn:nbn:de:0183-17dkvf2836

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Krensel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das maligne Melanom ist eine lebensbedrohliche Erkrankung der Haut. Die Therapie des Melanoms als auch die Produktivitätsverluste durch Morbidität und Mortalität verursachen Kosten aus der gesellschaftlichen Perspektive. Diese gesellschaftlichen Kosten wurden bisher nur in wenigen europäischen Ländern untersucht. Eine vergleichende Studie der Krankheitskosten des Melanoms über alle Europäischen Länder existiert bislang nicht.

Fragestellung: Ziel dieser Analyse ist die Modellierung und der Vergleich der gesellschaftlichen Kosten durch das maligne Melanom in den Ländern der Europäischen Union (EU) und den Mitgliedsstaaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) nach Kostenarten. Anhand der Ergebnisse kann das ökonomische Potential präventiver Maßnahmen bestimmt werden.

Methoden: Die direkten und Morbiditätskosten wurden anhand einer systematischen Literaturrecherche ermittelt. Für Länder, aus denen keine Kosteninformationen verfügbar waren, wurden die Kosten anhand des nationalen Bruttoinlandsprodukts, der Gesundheitsausgaben, des nationalen Einkommens und epidemiologischer Daten modelliert. Die Mortalitätskosten wurden anhand von Mortalitätsstatistiken und des nationalen Pro-Kopf-Einkommens nach Altersklassen berechnet. Die Mortalitätskosten wurden mit einer jährlichen Rate von 3% diskontiert. Eine Adjustierung der Kosten um die Kaufkraftparität ermöglichte einen internationalen Vergleich.

Ergebnisse: Die nationalen Krankheitskosten des malignen Melanoms schwankten von 1,1 Millionen Euro in Island bis 526,5 Millionen Euro in Deutschland und ergaben für alle 31 Länder 2,7 Milliarden Euro. Auf Patientenebene lagen die Kosten zwischen 6.422 Euro in Bulgarien und 50.734 Euro in Luxemburg.

Nach Adjustierung um die Kaufkraftparität verringerten sich die Kostenunterschiede. In Bulgarien entstanden mit 14.420 Euro die geringsten Kosten und in Zypern mit 50.961 Euro die höchsten Kosten pro Patient. Die direkten Kosten und Morbiditätskosten waren in Ländern, die der EU seit 2004 beigetreten sind, deutlich geringer als in den restlichen Staaten. Dies war insbesondere der Fall, wenn die Modellierung basierend auf den Gesundheitsausgaben durchgeführt wurde. Die Mortalitätskosten fielen dagegen in Ländern mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf am geringsten aus.

Schlussfolgerung: Das maligne Melanom verursacht in dieser ersten Annährung relevante Krankheitskosten in Europa. Es bestehen signifikante Disparitäten hinsichtlich der Krankheitskosten pro Patient und den Anteilen der Kostenarten zwischen den Ländern. Dies kann auf Unterschiede in den Gesundheitssystemen, dem Zugang zur Gesundheitsversorgung, der Verfügbarkeit effektiver Therapieoptionen, aber auch dem Präventionsangebot und dem Bewusstsein in der Bevölkerung zurückgeführt werden. Für Informationsmaßnahmen sowie Maßnahmen der Früherkennung besteht in Europa das Potential die Belastung für Patienten zu senken sowie die Höhe der Behandlungskosten und Produktivitätsverluste zu verringern.