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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Berufliche Pläne hessischer Absolventen der Ärztlichen Prüfung von 2009 bis 2016

Meeting Abstract

  • Silke Nahlinger - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt, Germany
  • Iris Bruchhäuser - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt, Germany
  • Liina Baumann - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt, Germany
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP102

doi: 10.3205/17dkvf261, urn:nbn:de:0183-17dkvf2611

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Nahlinger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bereits seit mehreren Jahren werden in Deutschland kontroverse Diskussionen um einen drohenden Ärztemangel durch Abwanderung und Nachwuchsmangel junger Mediziner geführt.

Fragestellung: In den Absolventenbefragungen der Jahre 2009-2016 untersuchten wir, welche Pläne die Medizinabsolventen nach Beendigung ihres Studiums tatsächlich haben und ob die Befürchtungen einer sinkenden Zahl an Jungmedizinern, die nach Abschluss des Studiums den ärztlichen Beruf ergreifen möchten, berechtigt sind. Ferner soll festgestellt werden, welche Tendenzen bezüglich einer Tätigkeit im ambulanten oder stationären Berufsfeld zu erwarten sind und ob unterschiedliche Eigenschaften in den jeweiligen Subgruppen festzustellen sind.

Methode: Als Erhebungsinstrument dient ein von uns entwickelter teilstandardisierter Fragebogen, der kontinuierlich weiterentwickelt wird. Die Zielgruppe der seit Herbst 2009 laufenden Befragungen sind alle Absolventen der ärztlichen Prüfung der drei medizinischen Fakultäten in Hessen. Zusammen mit ihren Examensergebnissen erhalten sie unseren Fragebogen und schicken diesen ausgefüllt zurück. Die Fragebögen werden eingescannt, die Daten mithilfe der Software Teleform eingelesen, geprüft und in Microsoft Excel übertragen. Mittels des Statistikprogrammes Sphinx werden Datenauswertung und -analyse durchgeführt. Bisher konnten 15 Befragungswellen durchgeführt werden. Aus dieser Längsschnittstudie können bislang Daten von 3.077 Absolventen der Ärztlichen Prüfung ausgewertet werden. Die sowohl retrospektiven als auch prospektiv gerichteten Fragestellungen des Fragebogens beziehen sich auf Motive und Pläne der Medizinabsolventen bezüglich Ihrer ärztlichen Berufstätigkeit.

Ergebnisse: Fast alle Absolventen der ärztlichen Prüfung in Hessen (98%) wollen im Anschluss an das Medizinstudium auch Arzt werden. Das beliebteste angestrebte Weiterbildungsgebiet ist die Innere Medizin (21%), gefolgt von den chirurgischen Fachgebieten (16%) und der Anästhesiologie (10%). Unmittelbar nach Abschluss des Studiums sehen die jungen Ärzte ihre berufliche Perspektive eher in der stationären Versorgung (40%) als im ambulanten Bereich (37%). Von denen, die eine ambulante Tätigkeit anstreben, wollen mehr fachärztlich (72%) als hausärztlich (28%) tätig werden. Eine Niederlassung im ambulanten Bereich können sich 74% und eine Tätigkeit im Angestelltenverhältnis 26% vorstellen. Unter den Absolventen, die eine stationäre Tätigkeit in Zukunft aufnehmen möchten, plant die Mehrheit (81%) Oberarzt zu werden, ein kleiner Teil strebt die Stellung Chefarzt an (12%) und der geringste Teil möchte Arzt ohne Leitungsfunktion werden (7%). Betrachtet man die Antworten bezüglich der beruflichen Vorstellungen untergruppenspezifisch, so lassen sich je nach beruflicher Präferenz Unterschiede bezüglich der Motive und Einstellungen zur beruflichen Tätigkeit sowie den soziodemografischen Hintergründen feststellen. Trends, die sich im Laufe der Jahre herauskristallisieren, lassen sich bisher nur punktuell vermuten.

Diskussion: Die heutige Arbeitsmarktsituation und Vielfalt von Arbeitsmodellen erlaubt den Absolventen neue Pläne und Prioritäten für ihre zukünftige Tätigkeit und deren Rahmenbedingungen zu setzen. Die Befürchtung, dass die Motivation für den Arztberuf nachlässt und deshalb eine hohe Zahl an jungen Ärzten das deutsche Gesundheitssystem verlassen will, wird durch unsere Ergebnisse nicht bestätigt. Allerdings verändern sich die Vorstellungen und Erwartungen in Bezug auf den ärztlichen Beruf.

Praktische Implikationen: Um auch in Zukunft die ärztliche Versorgung zu sichern, müssen eventuelle Veränderungen und spezifische Bedürfnisse erkannt werden. Diesen Veränderungen muss Rechnung getragen werden – nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch mit neuen Strukturen und verbesserten Möglichkeiten ärztlicher Weiterbildung und angestellter Berufsausübung in der ambulanten Versorgung.