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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

"interprofACT"-Effekte von Strategien zur Verbesserung ärztlich-pflegerischer Zusammenarbeit auf Krankenhausaufnahmen von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern: Studiendesign der clusterrandomisierten, kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • Christiane Müller - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Nina Fleischmann - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Britta Tetzlaff - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Sascha Köpke - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Luebeck, Lübeck, Germany
  • Katrin Balzer - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Luebeck, Lübeck, Germany
  • Indre Maurer - Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Germany
  • Tim Friede - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Eva Hummers-Pradier - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP085

doi: 10.3205/17dkvf241, urn:nbn:de:0183-17dkvf2411

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Krankenhausaufnahmen sind für Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner belastendende Ereignisse mit unklarem Nutzen für den weiteren gesundheitlichen Verlauf. In Deutschland werden rund 30 bis 60 Prozent der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner mindestens einmal pro Jahr in ein Krankenhaus verlegt, wobei bis zu 40 Prozent der Einweisungen als vermeidbar gelten. Eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Hausärztinnen und Hausärzten gilt als möglicher Ansatzpunkt, um Krankenhausaufnahmen zu vermeiden.

Das diesem Abstract zugrundeliegende Projekt wird mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter dem Förderkennzeichen 01VSF16029 gefördert.

Fragestellung: Ziel der Studie ist die Evaluation der Effekte eines speziell für die Verbesserung der Kooperation zwischen Hausärztinnen/-ärzten und Pflegenden in Pflegeheimen entwickelten Maßnahmenpakets interprof ACT. Untersucht werden soll, ob sich durch Einführung von interprof ACT die kumulative Inzidenz von Krankenhausaufnahmen bei Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern über 12 Monate von 50% auf 35% absolut reduzieren lässt. Untersucht werden weiterhin die Effekte auf die Lebensqualität und die Rate gesundheitlicher Komplikationen, sowie auf prozessbezogene Parameter wie die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner und die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Hausärztinnen/-ärzten, Pflegekräften und Pflegedienstleitungen.

Methode:

Studiendesign: Die multizentrische clusterrandomisierte, kontrollierte Interventionsstudie wird mit insgesamt 680 Bewohnerinnen und Bewohnern in 34 Einrichtungen durchgeführt. Die Randomisierung erfolgt auf der Ebene der Pflegeeinrichtungen. Die Kontrollgruppe erhält die Standardversorgung mit Kurzinformationen zur ärztlich-pflegerischen Versorgung. In der Interventionsgruppe wählen Heime und Hausärztinnen/-ärzte gemeinsam die passenden Maßnahmen aus interprof ACT aus. Diese werden dann über 12 Monate implementiert.

Primäre Zielgröße ist die kumulative Inzidenz von Krankenhausaufnahmen über 12 Monate, sekundäre Zielgrößen sind auf Bewohnerebene u. a. die Anzahl der Krankenhausaufnahmen und Krankenhaustage sowie weitere Kennzahlen der Inanspruchnahme medizinischer Versorgung, die Prävalenz inadäquater Medikation und die Lebensqualität. In einer ergänzenden Prozessevaluation werden die Einführung und Umsetzung der ausgewählten Maßnahmen und die Veränderungen in der interprofessionellen Zusammenarbeit analysiert. Daneben umfasst die Studie eine gesundheitsökonomischen Evaluation der Implementierung des Maßnahmenpakets interprof ACT .

Datenerhebung: Die Datenerhebung erfolgt zu drei Messzeitpunkten: zu Baseline, nach 6 Monaten und nach 12 Monaten. Die Daten werden aus der Bewohnerdokumentation und in standardisierten Befragungen von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Hausärztinnen/-ärzten und Pflegekräften erhoben. Für die Prozessevaluation finden zudem Einzel- und Fokusgruppeninterviews mit den Akteuren sowie nicht-teilnehmende Beobachtungen von Pflegeheimvisiten statt.

Auswertung: Die primäre Zielgröße wird in einem generalisierten linearen Modell mit gemischten Effekten modelliert. Die Effekte auf die weiteren quantitativen Endpunkte werden durch hierarchische Modelle geprüft. Die Daten der Prozessevaluation werden deskriptiv analysiert und mittels „mixed methods“-Verfahren zusammengeführt. Assoziationen mit den Zielgrößen werden explorativ analysiert, und es werden förderliche Implementierungsvoraussetzungen und -strategien identifiziert. Die ökonomische Evaluation erfolgt mittels Bestimmung der inkrementellen Kosten-Effektivitäts-Relation und einer Kostenvergleichsanalyse.

Ergebnisse: Da die Erhebungen in den Heimen zeitgleich zu diesem Kongress beginnen, werden keine Ergebnisse vorgestellt.

Diskussion: Das Vorhaben wird während der Veranstaltung mit den Kongressteilnehmern diskutiert.

Praktische Implikationen: Aufgrund der systematischen Entwicklung und des flexiblen Charakters wird davon ausgegangen, dass interprof ACT unabhängig von lokalen Organisationsformen und mithilfe üblicherweise verfügbarer Ressourcen in die Regelversorgung umsetzbar ist. Basierend auf der abschließenden Gesamtbewertung werden Empfehlungen für die weitere Gestaltung der hausärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohnern gegeben. Darüber hinaus können die Ergebnisse Ausgangspunkt für die Entwicklung von ähnlichen Strategien für die fachärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern oder die interprofessionelle Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung pflegebedürftiger Menschen sein.