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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

DRG Vergütung der INTRAOPERATIVEN RADIOTHERAPIE (IORT) IM GKV-System und Einfluss auf die Fallzahlenentwicklung bei Brustkrebspatientinnen im Frühstadium (2008-2015)

Meeting Abstract

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  • Brigitte Both - Carl Zeiss Meditec, Oberkochen, Germany
  • Bettina Berger - Fakultät für Gesundheit Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
  • Anil Vaidya - School of Public Health, Edmonton, Canada

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP071

doi: 10.3205/17dkvf227, urn:nbn:de:0183-17dkvf2273

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Both et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Anwendung der intraoperativen Radiotherapie (IORT) zielt nach der chirurgischen Resektion des Tumors auf die Eliminierung der potenziell verbleibenden Tumorzellen im umliegenden Tumorbettgewebe ab. Bislang publizierte randomisierte Studien zeigen eine Nichtunterlegenheit des Verfahrens im Vergleich zur Standardstrahlentherapie. Die IORT mindert die Notwendigkeit für zahlreiche Besuche in der Strahlentherapie, ist kosteneffizient, minimiert die Strahlungsexposition gesunder Gewebe und Organe und wird anhand von Patientinnen-Befragungen als Mittel der Wahl präferiert.

Fragestellung: Um den Einfluss der DRG - Erstattung im Entgeltsystem auf den Einsatz der IORT der Brustkrebsbehandlung zu ermitteln und die Auswirkungen für das Gesundheitswesen zu bewerten, wurde eine Fallzahlenanalyse nach OP-Schlüsseln durchgeführt. Dem gegenüber gestellt soll die Evidenz- und Leitlinienentwicklung untersucht werden.

Methodik: Grundlage der Analyse bilden die Daten aus der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) des Statistischen Bundesamtes (Destatis) für die Jahre 2008 bis 2015. Für die Fallzahlenanalyse wurden die 2008 - 2012 genutzten OPS-Schlüssel zur Verschlüsselung der IORT als „Hochvoltstrahlentherapie“, „Oberflächenstrahlentherapie“ sowie als „Orthovoltstrahlentherapie“ herangezogen, nach 2013 der spezifische OPS 8-52.d „Intraoperative Strahlentherapie mit Röntgenstrahlung“. Die respektive Erstattungshöhe wurden aus dem DRG Fallpauschalenkatalog ermittelt. Die Evidenzentwicklung wurde mittels PubMed - Recherche und die Entwicklung in den Leitlinien wurden nach S3, AGO und DEGRO nachverfolgt.

Ergebnis: Die genutzten OP-Schlüssel 2008 – 2012 weisen eine Steigerung auf knapp 3000 Fälle/Jahr auf. Eine Verschiebung von 960 Fällen hat zu Gunsten des OPS 8-52.d im Jahr 2013 stattgefunden. Der spezifische OP-Schlüssel 8-52.d wurde im Jahr 2013 in 1.341, 2014 in 1.282 und 2015 in 1.125 Fällen angewandt. 2008 wurden 157 Publikationen, ab dem Jahr 2012 pro Kalenderjahr über 200 Publikationen zur IORT in PubMed gelistet und die IORT wurde in den deutschen Leitlinien S3 und AGO bzw. DEGRO zunehmend etabliert. Zwei randomisierte Studien wurden im Jahr 2014 veröffentlicht. Im Gegensatz dazu wurde der DRG - Erlös seit dem Jahr 2010 mit ca. 3000 € pro Fall auf ca. 1000 € im Jahr 2016 abgewertet.

Diskussion: Trotz Evidenz- und Leitlinien Etablierung der IORT hat eine Minderung von Fällen stattgefunden. Möglicherweise ist diese Entwicklung auf eine DRG Absenkung aber auch auf Veränderungen der Strahlentherapievergütung zurückzuführen.

Schlussfolgerung: Die Anzahl der IORT Fälle hat in den vergangenen Jahren bei Brustkrebspatientinnen abgenommen, obwohl eine zunehmende Evidenz die Methode in den Leitlinien abgebildet hat und Patientenpräferenzstudien eine Nachfrage der Modalität hervorheben. Die Auswirkungen der DRG Absenkung auf die IORT-Therapieentscheidung gehen über diese statistischen Ergebnisse hinaus, da gemäß einer Budgetimpactanalyse im GKV System Kosten für die Gesundheitsversorgung reduziert werden können und Patientinnen die Behandlung wegen verbesserter Lebensqualität präferieren.