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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Punktprävalenz und Versorgungsbedarf von weißem Hautkrebs im „echten Leben“ auf einer Landwirtschaftsmesse

Meeting Abstract

  • Linda Tizek - Technische Universität München, München, Germany
  • Maximilian Schielein - Klinikum rechts der Isar Technische Universität München, München, Germany
  • Alexander Böhner - Technische Universität München, München, Germany
  • Florian Seifert - Hautärzte Oberland, Hausham, Germany
  • Reinhold Watzele - Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Freising, Germany
  • Peter Kratzer - Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Freising, Germany
  • Tilo Biedermann - Technische Universität München, München, Germany
  • Alexander Zink - Technische Universität München, München, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP061

doi: 10.3205/17dkvf220, urn:nbn:de:0183-17dkvf2202

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Tizek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Weißer Hautkrebs (non-melanoma skin cancer = NMSC) ist das am häufigsten diagnostizierte Karzinom weltweit. Die Inzidenz ist seit Jahrzehnten steigend, wobei in Deutschland schätzungsweise jährlich 213.000 Personen an NMSC erkranken. Der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von NMSC ist die UV-Strahlung der Sonne. In Deutschland sind etwa 2,5 bis 3 Millionen Arbeitnehmer beruflich gegenüber der Sonne exponiert und somit einem erhöhten Hautkrebsrisiko ausgesetzt. Seit 2015 ist NMSC eine anerkannte Berufskrankheit für Außenberufsgruppen (BK Nr. 5103).

Bisherige Studien zur Prävalenz von NMSC beruhen meist auf Krankenkassendaten. Allerdings gibt es kaum Studien, die Daten zur Inzidenz im „echten“ Leben erheben.

Fragestellung: Ziel der Studie war es, die Punktprävalenz von NMSC außerhalb eines medizinischen Settings zu ermitteln und das Bewusstsein der Teilnehmer hinsichtlich NMSC und dem Risikoverhalten zu verbessern.

Methode: Es wurde eine Querschnittstudie auf dem Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF), das alle 4 Jahre zeitgleich zum Oktoberfest stattfindet, durchgeführt. Anhand eines Fragebogens wurden die Teilnehmer zu ihrem Risikoverhalten für NMSC befragt und anschließend erfolgte ein Hautkrebsscreening durch einen erfahrenen Dermatologen.

Ergebnisse An 9 Tagen des ZLF im September 2016 nahmen 2701 Personen (1445 Frauen, 1248 Männer; 51,9 ± 15,3 Jahre) an der Studie teil. 19,8% der Befragten gaben an weder eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor noch eine andere Sonnenschutzmaßnahme während der Arbeitszeit zu verwenden.

Das Hautkrebsscreening zeigte bei 683 Probanden (25,3%) mindestens eine aktinische Keratose. Zudem wurden 63 Basalzellkarzinome (2,3%) und 17 spinozelluläre Karzinome (0,6%) klinisch identifiziert. Von allen Personen, bei den NMSC diagnostiziert wurde, waren 386 Personen (55,2%) noch nie zuvor bei einer Hautkrebsvorsorge.

Diskussion: Die Studie zeigt eine hohe Prävalenz von NMSC und dessen Vorstufen bei Besuchern der Landwirtschaftsmesse. Außerdem deuten die Ergebnisse auf ein unzureichendes Sonnenschutzverhalten von vielen Probanden hin.

Praktische Implikationen: Die Prävalenz von NMSC ist höher als bislang in der Literatur angenommen. Dies deutet darauf hin, dass der Versorgungsbedarf bislang nicht richtig erfasst wurde und weitere Informations- und Präventionskampagne erforderlich sind.