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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Retrospektive Kostenanalyse des EndoPredict-Tests bei Patientinnen mit primärem Mamma-Karzinom in einem deutschen Brustzentrum

Meeting Abstract

  • Janine Biermann - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Silke Neusser - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Lina Philipp - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Gudrun Schlake - Institut für Pathologie und Molekularpathologie, Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, Germany
  • Anja Neumann - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Peter Tönnies - Frauenklinik/Brustzentrum am Krankenhaus Bethanien, Moers, Moers, Germany
  • Stefan Wilhelms - Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe-Brustzentrum am St. Elisabeth-Krankenhaus, Dorsten, Dorsten, Germany
  • Christoph Petry - Sividon Diagnostics GmbH, Köln, Köln, Germany
  • Ralf Kronenwett - Sividon Diagnostics GmbH, Köln, Köln, Germany
  • Werner Schlake - Institut für Pathologie und Molekularpathologie, Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, Germany
  • Jürgen Wasem - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP060

doi: 10.3205/17dkvf219, urn:nbn:de:0183-17dkvf2197

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Biermann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Brustkrebs ist die häufigste onkologische Erkrankung bei Frauen weltweit mit einer Inzidenz von etwa 1,67 Millionen neuen Fällen pro Jahr. In Deutschland werden jährlich 70.000 neue Fälle diagnostiziert. Zielgruppe des EndoPredict-Tests sind Brustkrebspatientinnen mit mittlerem Metastasenrisiko nach der „Interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ 2008. Mittels EndoPredict sollen diejenigen Patientinnen identifiziert werden, die unter alleiniger antihormoneller Behandlung ein Metastasen-freies Überleben nach 10 Jahren von über 90% haben.

Fragestellung: Ziel des Projektes ist die gesundheitsökonomische Evaluation des EndoPredict-Tests zur Feststellung der Chemotherapie-Indikation bei Patientinnen mit primärem Östrogenrezeptor-positiven, HER2-negativen Mamma-Karzinom.

Methode: Die Analyse basiert auf Patientendaten eines deutschen Brustzentrums aus den Jahren 2008-2011. Daten zur EndoPredict‐Klassifikation wurden durch retrospektive Analysen in archivierten Tumor-Proben erhoben. Die in der Studienkohorte angefallenen direkten-medizinischen Kosten (stationäre Versorgung, ambulant-ärztliche Versorgung, Arzneimittel (Chemotherapeutika, Begleitmedikation)) wurden für ein Jahr ab der Entfernung des Tumors bestimmt. Darüber hinaus wurden die hypothetischen direkten Kosten für die Kohorte unter Einsatz des EndoPredicts ermittelt.

Ergebnisse: Von insgesamt 82 Patientinnen (62±10 Jahre), von denen 50% eine Chemotherapie erhielten, hatte die retrospektive Verwendung von EndoPredict bei 52 keine Änderung der Chemotherapie-Indikation zur Folge. Bei 23 hätte auf die Chemotherapie verzichtet werden können und bei 7 Patientinnen hätte es eine zusätzliche Chemotherapie gegeben. Somit hätten im Vergleich zum Szenario ohne EndoPredict insgesamt 16 Patientinnen weniger eine Chemotherapie erhalten. Die errechneten Durchschnittskosten einer ambulanten Chemotherapie betragen 14.835€, die Kosten des EndoPredict 1.811€. Die Kosten der medizinischen Versorgung der Studienkohorte betrugen insgesamt 1.081.782€ (stationäre Versorgung: 472.513€, ambulante Versorgung inkl. Arzneimittel: 609.269€). Im hypothetischen Szenario mit EndoPredict resultierten Gesamtkosten von 968.273€ (stationär: 447.524€, ambulant: 372.247€, EndoPredict: 148.502€), entsprechend einer Einsparung von 1.384€/Test.

Diskussion: Es handelt sich bei der vorliegenden Analyse um eine unizentrische retrospektive Kostenanalyse, deren Follow-Up Zeitraum auf das erste Jahr nach der Diagnose begrenzt ist. Fahrtkosten, Kosten für Hilfsmittel (z.B. Perücken) sowie indirekte Kosten konnten keine Berücksichtigung finden. Dennoch liefert die Kostenanalyse wichtige Informationen über die direkten medizinischen Kosten der aktuellen Brustkrebsbehandlung von Patienten mit mittlerem Metastasenrisiko in Deutschland. Hauptkosten-Treiber in der ambulanten Versorgung ist die Chemotherapie. Die retrospektive Analyse zeigt mögliche Kosteneinsparungen in direkten medizinischen Kosten durch die Anwendung des EndoPredict bei der Behandlungsentscheidung auf.

Praktische Implikation: Die vorliegende retrospektive Analyse zeigte bei der Anwendung des EndoPredict als unterstützende Stratifizierungsmethode ein Einsparpotenzial bei den direkten Behandlungskosten von 10,5%, entsprechend 1.384€ pro durchgeführtem Test.