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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Umgang mit Todeswünschen von Palliativpatienten: Entwicklung einer Intervention zur proaktiven Thematisierung und Kompetenzstärkung von Professionellen

Meeting Abstract

  • Kerstin Kremeike - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Gerrit Frerich - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Vanessa Romotzky - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Maren Galushko - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Julia Strupp - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Raymond Voltz - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV194

doi: 10.3205/17dkvf154, urn:nbn:de:0183-17dkvf1541

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Kremeike et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Obwohl Mitarbeiter in der Palliativversorgung regelmäßig mit Todeswünschen von Patienten konfrontiert werden, herrscht zum Teil große Unsicherheit beim Umgang mit diesen. Um dieser Problematik zu begegnen, wurde ein Schulungskonzept zum Umgang von Professionellen mit Todeswünschen entwickelt, pilotiert und evaluiert. Grundlage für die Konzeption der Schulung waren die Erhebung des Bedarfs für die Praxis in Fokusgruppen mit palliativmedizinischen und onkologischen Experten sowie weitere Empfehlungen in Leitlinien und Literatur. Die Begleitung des Projekts durch einen wissenschaftlichen Beirat sicherte die Qualität zusätzlich.

Ein im Rahmen der Schulungskonzeption entworfener semi-strukturierter Gesprächsleitfaden soll Versorgern mehr Sicherheit im Umgang mit möglichen Todeswünschen geben. Dieser Leitfaden, mit dem routinemäßig die Themen Sterben und Tod sowie damit verbundene Sorgen und Nöte thematisiert und eventuell vorhandene Todeswünsche proaktiv erhoben werden können, soll nun weiterentwickelt und sein Einsatz evaluiert werden.

Fragestellung:

  • Wie sollte ein Leitfaden zum proaktiven An- und Besprechen von Todeswünschen von Palliativpatienten gestaltet sein?
  • Welchen Effekt hat die pro-aktive Thematisierung eventuell vorhandener Todeswünsche auf die Patienten, ihre Angehörige und Versorgende?

Methode:

1.
Weiterentwicklung und Konsentierung des Gesprächsleitfadens anhand von Patienten- und Angehörigeninterviews (qualitativ-inhaltsanalytische Auswertung) sowie eines Delphi-Verfahrens
2.
Verbesserung der Kompetenz und Selbstsicherheit von Professionellen durch Schulungen
3.
Summative Evaluation von Gesprächen unter Einsatz des entwickelten Leitfadens
a. Quantitativ mittels Basiserhebung und Follow-up mit Patienten sowie einer standardisierten Befragung von Professionellen (deskriptiv-statistische Auswertung)
b. Qualitativ mittels Interviews mit Patienten, Angehörigen und Professionellen (qualitativ-inhaltsanalytische Auswertung)

Ergebnisse: Die Ergebnisse werden im Rahmen eines Symposiums diskutiert und der Gesprächsleitfaden auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse finalisiert sowie im Rahmen einer nationalen Konferenz vorgestellt. Somit wird ein Leitfaden zum proaktiven An- und Besprechen möglicher Todeswünsche von Patienten entwickelt, der eine Unterstützung für die proaktive Thematisierung von Todeswünschen bietet und ermöglicht

a. die Sicherheit von Versorgenden im Umgang mit Todeswünschen zu stärken,
b. Faktoren zu identifizieren, die bei Patienten einen Todeswunsch begünstigen können sowie
c. mögliche Therapieoptionen für einen geäußerten Todeswunsch zu ermitteln.

Diskussion: Die Intervention kann einen Rahmen für offene Diskussionen bieten und eine Basis für die Verbesserung einer vertrauensvollen Professionellen-Patienten-Beziehung, in der schwierige Themen angesprochen werden können.

Praktische Implikationen: Der Nutzen der Studie liegt in der Erstellung und Konsentierung des ersten semi-strukturierten Gesprächsleitfadens zur proaktiven Thematisierung eventuell vorhandener Todeswünsche und der Ermittlung möglicher Optionen im Umgang mit einem geäußerten Todeswunsch. Damit wird zur multiprofessionellen Kompetenz-Verbesserung auf diesem Gebiet beigetragen. Der Gesprächsleitfaden kann flexibel in andere Schulungen oder Ausbildungsprogramme integriert werden. Der Zugewinn und mögliche negative Auswirkungen für Patienten, Angehörige und Professionelle durch Einsatz des Leitfadens werden evaluiert.