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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Mehr Ergebnisqualitätsmessung wagen! Erste Erfahrungen der PCO-Studie zur Erfassung von PROs in der Routineversorgung von Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs

Meeting Abstract

  • Sebastian Dieng - OnkoZert, Neu-Ulm, Germany
  • Alisa Lüll - OnkoZert, Neu-Ulm, Germany
  • Günter Feick - Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V., Bonn, Germany
  • Günther Carl - Förderverein Hilfe beim Prostatakrebs, Bonn, Germany
  • Simone Wesselmann - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV142

doi: 10.3205/17dkvf129, urn:nbn:de:0183-17dkvf1298

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Dieng et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die standardisierte und zum Vergleich von Behandlern geeignete Erfassung der Ergebnisqualität ist in der Wirklichkeit der medizinischen Versorgung bislang nicht etabliert. Dies gilt sowohl für klinische Ergebnisparameter, wie etwa das Überleben oder behandlungsassoziierte Komplikationen, als auch für die patientenberichtete Ergebnisqualität, also „Patient-Reported Outcomes“ (PROs). Behandler wissen also schlicht nicht, wie es Ihren Patienten geht – individuell im Vergleich zu Referenzpopulationen und insgesamt im Vergleich zu anderen Behandlern. Die von der Movember Foundation geförderten PCO-Studie will die einheitliche Ergebnisqualitätsmessung für das lokal begrenzte Prostatakarzinom in Zentren auf der ganzen Welt etablieren.

Fragestellung: Der Beitrag stellt erste Ergebnisse der prätherapeutischen Erfassung von PROs in den 24 teilnehmenden DKG-zertifizierten Prostatakrebszentren vor, beschreibt das Datenerhebungsverfahren und untersucht, ob Unterschiede bei Rekrutierung und Vollständigkeit der Fragebogen mit Merkmalen der Zentren und der Zusammensetzung der Patienten zusammenhängen.

Methode: Standardisierte Befragung zu Symptomen und Funktion (u. a. EPIC-26) wahlweise online oder papierbasiert von primär erkrankte Patienten mit lokal behandeltem PCa (Active Surveillance, Strahlentherapie, Prostatektomie) in teilnehmenden Zentren seit Juli 2016 mit konsekutivem Einschluss. Berechnung relativer und absoluter Häufigkeiten zur Ausschöpfung in den Zentren, Mittelwerte der Lebensqualitätsdimensionen; lineare Regressionsanalysen zum Zusammenhang klinischer, soziodemographischer und Zentrumsmerkmale mit der prätherapeutischen Lebensqualität.

Ergebnisse (Auswahl): 2501 Patienten füllten in den ersten 9 Monaten einen prätherapeutischen Fragebogen aus. Skalenmittelwerte variieren teilweise ebenso wie Ausschöpfungsquoten, soziodemographische Angaben und Präferenz Online- vs. Papierbefragung erheblich über die Zentren. Onlinefragebogen weisen geringere Anteile fehlender Werte auf. Die Ergebnisse für den bislang nicht auf Deutsch validierten EPIC-26 zeigen vergleichbare psychometrische Eigenschaften wie die bereits validierten Fassungen für Englisch, Französisch oder Norwegisch.

Diskussion: Da das Verfahren zur PRO-Erfassung in der Routine implementiert werden soll, kommt der formativen Evaluation besondere Bedeutung zu. So können frühzeitig Korrekturen bei Datenerhebung und –auswertung vorgenommen werden. Die vorgestellten Ergebnisse deuten auf eine insgesamt gute Rekrutierung von Patienten in den Zentren hin, wobei die Ausschöpfung deutlich variiert. Hier muss frühzeitig gegengesteuert werden, um belastbare Ergebnisse für alle Zentren zu erhalten. Erste Zusammenhangsanalysen zeigen zudem die Notwendigkeit der Casemix-Adjustierung: Die mit den Lebensqualitätsdimensionen assoziierten Patientenmerkmale sind ungleich über die Zentren verteilt.

Praktische Implikationen: Die Zentren können jederzeit selbständig einen Überblick über den aktuellen Stand der Rekrutierung und die Antworten ihrer Patienten erhalten. Dies trägt mutmaßlich zur hohen Ausschöpfung bei. Wir empfehlen bei ähnlichen Vorhaben ein vergleichbares Vorgehen, das den teilnehmenden Zentren die Einsichtnahme in die Daten der eigenen Patienten erlaubt und so zur Motivation beiträgt.