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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

„Psychoonkologische Versorgung in Deutschland: Bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse“

Meeting Abstract

  • Wiebke Frerichs - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Michaela Dabs - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Leon Sautier - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Holger Schulz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Christiane Bleich - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV013

doi: 10.3205/17dkvf120, urn:nbn:de:0183-17dkvf1203

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Frerichs et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Jährlich erkranken in Deutschland ca. 500.000 Menschen neu an Krebs, Tendenz steigend. Trotz bedeutender Fortschritte in der Krebsbehandlung bildet die Krebserkrankung für die betroffenen Patienten und ihr soziales Umfeld ein schwerer, oft (lebens-)bedrohlicher Einschnitt in ihrem Leben, mit körperlichen sowie auch psychosozialen Beeinträchtigungen während und nach der Behandlung sowie zum Teil beträchtlichen Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Neben den körperlichen Belastungen gehören zu den häufigsten psychischen Belastungen bei Krebspatienten u.a. Distress (59%), Ängste (48%) und Depressivität (58%). Aktuelle Studien aus Deutschland zeigen, dass ca. 50% aller Krebspatienten einen Bedarf an psychosozialer Unterstützung haben. Eine angemessene und bedarfsgerechte psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten ist daher ein unverzichtbarer, integrativer Bestandteil der patientenorientierten Behandlung von Krebspatienten und sollte - wie im Nationalen Krebsplan formuliert - bei Bedarf jedem Patienten und dessen Angehörigen angeboten werden. Bisher ist jedoch unklar, wie umfassend die psychoonkologische Versorgung in den verschiedenen Regionen Deutschlands sowie in den verschiedenen Settings etabliert ist. Bisherige Studien berichten, dass nur ca. 3-11% der ambulant versorgten Krebspatienten eine psychoonkologische Unterstützung erhalten, jedoch fehlt es an einer umfangreichen und Setting-übergreifenden Erhebung.

Fragestellung: Um die psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten flächendeckend und bedarfsgerecht verbessern zu können bedarf es einer Bestandaufnahme aller ambulanten und stationären psychoonkologischen Versorgungsangebote, um Defizite über die Art, Wirkungsweise und Zugang zu den psychoonkologischen Unterstützungsangeboten zu ermitteln. In einem zweiten Schritt soll der Bedarf an psychoonkologischer Unterstützung erfasst und anschließend der Deckungsgrad ermittelt werden. Die Ergebnisse Studie sollen schließlich in Empfehlungen zur Optimierung der psychoonkologischen Versorgung münden. Diese Bestandaufnahme wird im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit in der deutschlandweiten Studie „Psychoonkologische Versorgung in Deutschland: Bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse“ erhoben.

Methode: Potentielle Leistungserbringer wie z.B. Krankenhäuser, psychosoziale Krebsberatungsstellen sowie Psychotherapeuten und Fachärzte mit einer spezifischen psychoonkologischen Weiterbildung werden über verschiedene Datenbanken, u.a. des Krebsinformationsdienstes, identifiziert. Um eine möglichst hohe Abdeckung zu erreichen werden weitere Quellen wie z.B. Fachgesellschaften oder Landesbehörden zum Abgleich bzw. zur Ergänzung einbezogen. Alle weiteren möglichen Anbieter psychoonkologischer Angebote, wie z.B. niedergelassen Fachärzte oder Psychotherapeuten sollen auf der Basis von Zufallsstichproben im Umfang von 10%, stratifiziert nach regionalen Merkmalen und Art des Angebotes, kontaktiert werden und einen spezifischen Fragebogen erhalten. Hierin werden alle Leistungserbringer eingangs befragt, ob psychoonkologische Angebote erbracht werden. Falls dies positiv beantwortet wird, werden weitere Fragen u.a. zur Art, zur Form und zum Umfang des psychoonkologischen Angebots, zu den zeitlichen sowie personellen Kapazitäten, zur beruflichen Qualifikation der Leistungserbringer sowie zu Qualitätsmerkmalen der Versorgungsarbeit gestellt. Um Hinweise auf die Validität und Repräsentativität der erhobenen Angaben sowie Hinweise für Non-Responder-Analysen zu erhalten, werden mit nach Anbietertyp stratifizierten kleinen Teilstichproben qualitative telefonische Interviews durchgeführt.

Ergebnisse und Diskussion: Die Ergebnisse der Erhebung werden unter Zuhilfenahme eines im Rahmen des Projekts entwickelten Qualitätskriterien-Katalogs analysiert und bewertet und nach Raumordnungsregionen auch kartographisch dargestellt und mit Indikatoren des Bedarfs verglichen. Die Anbieter-Erhebung wird im Mai 2017 beginnen. Im Rahmen der Präsentation sollen die Methodik und erste Ergebnisse, vor allem zum Rücklauf, vorgestellt und diskutiert werden.

Praktische Implikationen: Die Gegenüberstellung von ermitteltem Angebot und Bedarf soll in entsprechende Empfehlungen für eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung des psychoonkologischen Versorgungsangebotes in Deutschland münden.