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Geburtskohortenstudie EcoCare-PIn – Morbidität, Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Leistungen sowie Kosten nach zu früher Geburt
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Veröffentlicht: | 26. September 2017 |
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Hintergrund: Unreif geborene Kinder haben ein erhöhtes Risiko für negative psychische, physische und soziale Langzeitfolgen. Die BMBF-geförderte Geburtskohortenstudie EcoCare-PIn (Early comprehensive Care of Preterm Infants – effects on quality of life, childhood development, and healthcare utilization; Förderkennzeichen: 01GY1323) dient der versorgungsepidemiologischen Analyse von Morbiditätsmustern Frühgeborener unter Beachtung der Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Leistungen und daraus resultierender Kosten.
Fragestellung: Wie gestalten sich Morbidität, Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Leistungen und Kosten für Kinder mit geringem Geburtsgewicht im Vergleich zu Kindern mit einem normalen Geburtsgewicht?
Methode: Analysiert wurden GKV-Routinedaten sächsischer Kinder, die in den Jahren 2007 bis 2013 geboren wurden; verglichen wurden Kinder mit einem Geburtsgewicht von <1.500 g (very low birthweight, VLBW), 1.500-2.499 g (low birthweight, LBW) und ≥2.500 g (normal birthweight, NBW). Ein stationärer Aufenthalt innerhalb der ersten 7 Tage nach Geburt (=perinataler Krankenhausaufenthalt, pKA) sowie dessen Länge und Kosten dienten der Operationalisierung des kindlichen Gesundheitszustands bei Geburt. Bezüglich Länge und Kosten des pKA wurden nicht verstorbene Kinder mit unzensiertem pKA betrachtet (nvlbw=1.087, nlbw=4.817, nnbw=17.304). Für die ersten 4 Lebensjahre wurden für jeweils durchgängig versicherte Kinder deskriptive Analysen sowie Regressionen durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren (z.B. Geschlecht, Wohnort, Vorhandensein eines pKA) und den folgenden Outcomes zu analysieren: Anzahl an Abrechnungsscheinen und Abrechnungstagen für den ambulanten Bereich; Anzahl an Krankenhausaufenthalten, Liegedauer und Kosten für den stationären Bereich.
Ergebnisse: Von den 116.269 bezüglich des perinatalen Krankenhausaufenthaltes auswertbaren Kindern wurden 80% über die Mutter abgerechnet (gesunde Neugeborene). Die restlichen 20% erhielten eine perinatale Krankenhausbehandlung, die über die routinemäßige Versorgung hinausging. Dies betrifft alle VLBW-, 79% der LBW- und 16% der NBW-Neugeborenen. VLBW-, LBW- und NBW-Kinder unterscheiden sich erheblich bezüglich der medianen Kosten (40.052€, 7.393€ bzw. 2.032€) und Liegedauern (58, 16 bzw. 5 Tage) des pKA. Auch nach dem pKA unterscheiden sich die Gewichtsgruppen bezüglich der stationären Inanspruchnahme (IA). VLBW-Kinder verbringen nach ihrem ersten Geburtstag im Vergleich zu zur Geburt gesunden NBW-Kindern rund 4-mal mehr Tage im Krankenhaus. Auch zur Geburt kranke NBW-Kinder, das heißt NBW mit pKA, haben ein signifikant erhöhtes Risiko (RR 1.49; 95%-KI 1.46-1.53) für spätere Hospitalisierungen im Vergleich zu den zur Geburt gesunden NBW-Kindern. Mit zunehmendem Alter nimmt die stationäre IA in allen Geburtsgewichtsgruppen signifikant ab. In der Stadt lebende Kinder verbringen 27% weniger Tage im KH als Kinder vom Land. Für den ambulanten Sektor zeigt sich, dass VLBW- im Vergleich zu gesunden NBW-Kindern ein signifikant erhöhtes Risiko haben, mehr ambulante Abrechnungstage (RR 1.43; 95%-KI 1.31-1.56) und Scheine (RR 1,29; 95%-KI 1,26-1,31) zu generieren. Unabhängig vom Geburtsgewicht generieren Kinder mit pKA mehr Scheine als gesunde Neugeborene. Hinsichtlich der Morbidität zeigt sich, dass die Unreife bei der Geburt in den ersten Lebensjahren mit einem erhöhten Risiko stationärer Behandlungen aufgrund von Erkrankungen des Respirationstraktes, des zentralen Nervensystems und infektiösen Darmkrankheiten einhergeht. Im ambulanten Bereich sind Erkrankungen des Respirationstraktes die führende Ursache für eine Behandlung, mit geringen Unter-schieden zwischen den Gewichtsgruppen.
Diskussion: Die Folgen eines Geburtsgewichtes von unter 2.500 g auf individueller Ebene und für das Gesundheitssystem sind enorm und beschränken sich nicht auf die Perinatalperiode. VLBW-Kinder zeigen spezifische Morbiditätsmuster und weisen bis zum Schuleintrittsalter eine erhöhte ambulante als auch stationäre IA sowie erhöhte Gesundheitskosten auf. Versorgungsunterschiede zwischen Stadt und Land deuten auf mögliche Effizienzreserven in der pädiatrischen Versorgung hin.
Praktische Implikationen: Aufgrund ihrer langfristig erhöhten Behandlungsbedarfe im Vergleich zu gesund geborenen Kindern benötigen sowohl Kinder mit geringem Geburtsgewicht als auch normalgewichtig, aber krank geborene Kinder eine gezielte, sektorenübergreifend abgestimmte Versorgung. Ein Ausbau des ambulanten pädiatrischen Sektors in ländlichen Regionen wäre zu diskutieren, um den Grundsatz „ambulant vor stationär“ in allen Regionen zu gewährleisten.