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Multimodale Bildungsangebote für pflegende Angehörige von älteren Menschen mit Demenz – qualitative Bedarfsanalyse hinsichtlich digitaler und technischer Pflegeassistenz in Sachsen-Anhalt
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Veröffentlicht: | 26. September 2017 |
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Hintergrund: Der von der OECD verfolgte „Ageing in Place“-Ansatz stellt eine Lösungsstrategie zum Umgang mit den Herausforderungen des demografischen Wandels sowie des Fachkräftemangels dar. Der Schlüssel zur Umsetzung dieses Ansatzes ist die Kombination adäquate Qualifizierung pflegender Angehörigen und Pflegeassistenztechnik. Durch flächendeckende Bildungs- und Weiterbildungsangebote könnten pflegende Angehörige in die Lage versetzt werden, der zunehmenden Versorgung multimorbider, älterer chronisch- und demenziell erkrankter Menschen zu begegnen.
Fragestellung: Welche Bedarfe und Bedürfnisse haben pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in Hinblick auf Bildungsangebote zum Einsatz von Pflegeassistenztechnik (u.a. AAL-Technik) im Land Sachsen-Anhalt? Inwiefern lassen sich didaktisch digitale und medial-unterstützte Lernelemente in die interprofessionelle Versorgung implementieren und welchen integrativen Stellenwert können hierbei adäquate Bildungsangebote für pflegende Angehörige einnehmen?
Methode: Auf der Grundlage einer systematischen Literaturanalyse sind dazu in einem ersten Schritt Ansprechpartner aus Angehörigen- und Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz (Gatekeeper) in Sachsen-Anhalt ausgewählt worden. Diese werden mithilfe von qualitativen, leitfadenstrukturierten Fokusgruppen befragt. Die Auswertung der Erhebung erfolgt nach qualitativen und inhaltsanalytischen Gesichtspunkten (Flick, 2010). Der qualitative Forschungsansatz dient dabei der Fundierung eines geplanten quantitativen fragebogenbasierten Surveys zur Gesamtanalyse der Bedarfe und Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen bzgl. der Integration von technischen und robotischen Assistenzsystemen.
Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse der Literaturanalyse geben Hinweise auf allgemein hohe Technikaffinität der pflegenden Angehörigen. Im Versorgungssetting werden bekannte – im Heilmittelkatalog verzeichnete – technische Unterstützungen aktiv eingesetzt (u.a. Diagnostik und Medizinprodukte). Neuartige technische Unterstützungsmöglichkeiten, z.B. im Bereich Sicherheit, Haustechnik, Mobilität und der vernetzten Kommunikation – im Sinne einer interprofessionellen Versorgung – sind hingegen in der Wahrnehmung der pflegenden Angehörigen unterrepräsentiert und spielen in bisherigen Beratungs- und Bildungsangeboten für pflegende Angehörige eine untergeordnete Rolle.
Diskussion: Es sind Standards zur Integration von Pflegeassistenztechnik in multimodalen Bildungsangeboten für pflegende Angehörige – die auf interprofessionellem und kompetenzorientiertem Fundament fußen – zu entwickeln und vernetzend im System zu implementieren. Dazu ist das Potential universitärer und hochschulischer Einbettung stärker hervorzuheben und gezielt zwischen allen beteiligten Akteuren (Bildungsträger, Pflegeinstitutionen etc.) zu kommunizieren. Am Beispiel der forschungsbasierten Entwicklung von Bildungsangeboten im Land Sachsen-Anhalt (Forschungsprojekt FORMAT) können dazu Ableitungen für die Bundesrepublik erzielt werden.
Praktische Implikation: Die aus den Gatekeeper- und Fokusgruppenbefragungen eruierten alltäglichen Bedarfe und Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen fließen unmittelbar in die Konzeption von Bildungsangeboten für die pflegenden Angehörigen mit ein und bilden die Basis zur praktischen Anschlussfähigkeit, die eine zentrale Zielsetzung des gesamten Forschungsprozesses darstellt. Die Bildungsangebote werden langfristig in der sich im Aufbau befindlichen Halle School of Health (HSHC) verstetigt.